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Pro: Digitale Bildung muss in die Schulen

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Digitale Bildung muss in die Schulen

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    Ran ans digitale Einmaleins-Diplom: eine Schülerin der Comenius-Grundschule in Buchloe.
    Ran ans digitale Einmaleins-Diplom: eine Schülerin der Comenius-Grundschule in Buchloe. Foto: Ulrich Wagner

    Non scholae, sed vitae discimus – nicht für die Schule, sondern fürs Leben lernen wir. Diese Maxime ist zeitlos. Aber was konkret bedeutet sie heute? Wir befinden uns mitten in der digitalen Revolution. Die Art, wie wir leben, wird sich noch viel rascher verändern, als wir es bisher kennen. Die Umwälzungen stehen in einer Reihe mit der Erfindung des Buchdrucks und der Industrialisierung.

    Es wäre daher töricht und ein Verrat an unseren Bildungsidealen, wenn wir die Augen vor dieser Revolution verschließen. Digitale Bildung muss in die Schulen. Die Frage lautet nur noch, wie die beste digitale Bildung für unsere Kinder aussehen soll. Ganz sicher ist damit nicht gemeint, dass wir ohne Sinn und Verstand die Schulen mit Smartboards und Tablets pflastern. Ziel muss sein, dass wir die Technik beherrschen und nicht von der Technik beherrscht werden. Dazu brauchen wir die Lehrerinnen und Lehrer. Es darf aber auch kein Denkverbot sein, sich für den Übergang Expertise von außen heranzuziehen. Sonst dauert es zu lang, bis die digitale Bildung in den Schulen ankommt. Diese Zeit haben wir nicht.

    Dorothee Bär: Schulen brauchen einheitliche Leitlinien

    Außerdem brauchen die Schulen einheitliche Leitlinien zur Orientierung – von der Grundschule bis hin zum Abitur. Das betrifft nicht nur die Ausstattung, sondern auch deren sinnvollen Einsatz im Unterricht und digitale Lerninhalte. Daher müssen wir die Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern intensivieren. Es darf nicht vom Zufall abhängen, ob Schülerinnen und Schüler in den Genuss digitaler Bildung kommen oder nicht. Das ist Willkür und das Gegenteil von Bildungsgerechtigkeit.

    Dorothee Bär ist seit März Staatsministerin für Digitalisierung in Berlin. Die CSU-Politikerin aus Unterfranken hat drei Kinder.
    Dorothee Bär ist seit März Staatsministerin für Digitalisierung in Berlin. Die CSU-Politikerin aus Unterfranken hat drei Kinder. Foto: Sophia Kembowski, dpa (Archiv)

    Ich trete entschieden denen entgegen, die bei digitaler Bildung – gerade in der Grundschule – mit einem Aufschrei reagieren: Das sei der Anfang vom Ende. Die Kinder sollten doch erst einmal lesen, schreiben und rechnen lernen. Erstens schließt das eine das andere nicht aus. Wir brauchen ein „sowohl als auch“ von digitalen und analogen Fähigkeiten und Lerninhalten.

    Zweitens brauchen wir eine Klarheit in der Debatte, was mit digitaler Bildung gemeint ist. Es geht nicht darum, analoge Inhalte lediglich auf ein Tablet zu kopieren. Vielmehr müssen wir die speziellen Vorzüge digitaler Medien zur Verbesserung des Unterrichts nutzen. Denken wir an die Vorteile des Arbeitens in geteilten Dokumenten bei Gruppenarbeiten. Die Technik hilft den Lehrern und spart Zeit, Aufgaben stärker zu individualisieren und den Lernfortschritt nachzuvollziehen. So bleibt ihnen mehr Zeit für die pädagogische Arbeit mit dem einzelnen Kind.

    Auch für die Schüler ist es motivierender, dem individuellen Tempo entsprechend gefördert zu werden. All das wird durch Lernsoftware heute schon erleichtert. Es können außerdem unterschiedliche Wissensquellen leichter miteinander verknüpft und der Unterricht so anschaulicher gestaltet werden.

    Dorothee Bär: Bei digitaler Bildung geht es auch um Inhalte

    Es geht bei digitaler Bildung aber nicht nur um das „Wie“, sondern auch um das „Was“. Was ist ein Algorithmus? Wie funktioniert computational thinking? Wie schreibe ich einen Code? Was bedeutet Quellenkritik im Zeitalter von Social Media und Fake News? Das sind Inhalte, die wir im Angesicht der stark technikgetriebenen Veränderungen in die Schulen bringen müssen. In der Grundschule können wir auch Mädchen dafür noch viel stärker begeistern, bevor in den weiterführenden Schulen die Geschlechterklischees à la „Mädchen können kein Mathe“ durchschlagen.

    Digitale Bildung bedeutet also keinesfalls, dass die Schule zu einer seichten Unterhaltungsstätte verkommt. Im Gegenteil: Das Wichtigste für Schülerinnen und Schüler ist die Beharrlichkeit, sich im Angesicht der Digitalisierung neue Fähigkeiten aneignen zu können und einen kritischen Geist zu entwickeln. Das sind die Qualitäten, die es Menschen erlauben, sich in einer ständig wandelnden Welt zurechtzufinden. Dann haben wir für das Leben gelernt.

    Lesen Sie dazu auch den Gastbeitrag von Klaus Zierer, Inhaber des Lehrstuhls für Schulpädagogik an der Universität Augsburg: Nicht alle digitalen Medien sind für Kinder geeignet

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