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Diesel-Gipfel: Eine Milliarde Euro für saubere Luft in den Städten

Diesel-Gipfel

Eine Milliarde Euro für saubere Luft in den Städten

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    Viele deutsche Städte stehen unter Druck, weil Dieselautos die Luft verschmutzen. Kanzlerin Merkel hat rund 30 Oberbürgermeister nach Berlin geladen, um über Hilfe zu diskutieren.
    Viele deutsche Städte stehen unter Druck, weil Dieselautos die Luft verschmutzen. Kanzlerin Merkel hat rund 30 Oberbürgermeister nach Berlin geladen, um über Hilfe zu diskutieren. Foto: Maurizio Gambarini (dpa)

    Der Bund erhöht seine Anstrengungen, um Fahrverbote in den 68 deutschen Städten zu verhindern, in denen die zulässigen Grenzwerte beim Ausstoß von Stickoxiden überschritten werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel kündigte am Montag nach einem Gipfel mit den Oberbürgermeistern und Bürgermeistern von 23 besonders stark betroffenen Kommunen sowie den Regierungschefs von neun Ländern an, dass der Bund den geplanten Mobilitätsfonds kurzfristig von 500 Millionen auf eine Milliarde aufstocken wird. Damit könnten die Kommunen beim Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs und ihres Radwegenetzes, aber auch bei Investitionen in schadstoffarme Busse oder Müllautos unterstützt werden.

    „Die Zeit drängt“, sagte Bundeskanzlerin Merkel nach dem zweiten sogenannten Diesel-Gipfel im Kanzleramt, nachdem sie sich im August mit den Spitzen der deutschen Automobilindustrie getroffen hatte. Alle Teilnehmer seien sich einig gewesen, dass das angestrebte Ziel, pauschale Fahrverbote zu verhindern, „ein großer Kraftakt“ sei. Um den Kommunen rasch zu helfen, stocke der Bund seinen Anteil am Mobilitätsfonds auf. Merkel hatte mit den Auto-Bossen vereinbart, dass die Regierung und die Industrie jeweils 250 Millionen Euro für Investitionen in eine moderne Verkehrsinfrastruktur zur Verfügung stellen. Sowohl die Ministerpräsidenten der Länder als auch die Bürgermeister hatten im Vorfeld des Gipfels die Erhöhung verlangt.

    Anfang November soll Gipfel fortgesetzt werden

    Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) forderte die Automobilkonzerne auf, sich an der Aufstockung des Fonds zu beteiligen. Die Branche könne „durchaus mehr“ als 250 Millionen Euro aufbringen, sagte er. Zudem appellierten die Vertreter der Kommunen an die Regierung, auch die ausländischen Kfz-Hersteller dazu zu bringen, sich an dem Fonds zu beteiligen. Merkel sicherte zu, am Rande der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt entsprechende Gespräche zu führen. Diese beginnt Ende nächster Woche.

    Warum verbraucht ein Diesel weniger als ein Benziner?

    Dieselmotoren benötigen für die gleiche Kilometerstrecke weniger Kraftstoff als Benziner. Sie sind traditionell 20 bis 30 Prozent sparsamer im Verbrauch, weil Diesel über eine höhere Energiedichte verfügt und Dieselmotoren das Luft-Kraftstoff-Gemisch wesentlich stärker verdichten. Diese bessere thermische Ausnutzung der Energie im Kraftstoff erhöht den Wirkungsgrad, wie die Experten vom TÜV Nord erläutern.

    Dieselmotoren werden anders als Benzinmotoren nicht gedrosselt. Um die Leistung zu regeln, muss das Luft-Kraftstoff-Gemisch beim Ottomotor in einem bestimmten Verhältnis gemischt werden, damit es zündfähig bleibt. Eine Drosselklappe reduziert die angesaugte Luft. Beim Diesel wird immer die volle Luftmenge angesaugt und so hoch verdichtet, dass das Gemisch bei 700 bis 800 Grad von selbst zündet.

    Beim Turbodiesel wird dazu zuvor komprimierte Luft dem Brennraum zugeführt (Aufladung). Weiterhin verfügen Diesel im unteren Drehzahlbereich über ein höheres Drehmoment, also über mehr Kraft. Das spart Energie. Allerdings erreichen moderne Benzinmotoren fast den Wirkungsgrad von Dieselmotoren, so- dass der Spareffekt gegenüber den Selbstzündern zunehmend geringer wird.

    Über die Verwendung der Mittel soll nach Angaben Merkels eine Koordinierungsstelle im Kanzleramt entscheiden. Spätestens Anfang November solle es eine Fortsetzung des Gipfels geben, um weitere Maßnahmen zu besprechen. Die Forderung nach Einführung einer Blauen Plakette für besonders schadstoffarme Autos der Euro-5- oder Euro-6-Norm, die unter anderem Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann (Grüne) erhob, um den Schadstoffausstoß reduzieren zu können, lehnten Merkel und Gabriel ab.

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