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Die Linke: Ungleiches Führungsduo für eine tief gespaltene Partei

Die Linke

Ungleiches Führungsduo für eine tief gespaltene Partei

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    Katja Kipping und Bernd Riexinger sollen nach monatelangem Führungsstreit die tief gespaltene Linke wieder vereinen.
    Katja Kipping und Bernd Riexinger sollen nach monatelangem Führungsstreit die tief gespaltene Linke wieder vereinen. Foto: afp

    Die bisherige Parteivize Kipping und der baden-württembergische Landeschef Riexinger setzten sich auf dem Göttinger Wahlparteitag am Wochenende jeweils in Kampfabstimmungen durch. Die beiden neuen Linken-Vorsitzenden stehen auch für die unterschiedlichen Flügel der Partei.

    Katja Kipping: Die Reformerin

    Mit der Wahl der 34-jährigen bisherigen Parteivize Katja Kipping war gerechnet worden. Die Bundestagsabgeordnete gehört zu den bekanntesten Köpfen der Linken und wird dem Reformflügel zugerechnet. Kipping hatte ursprünglich angestrebt, mit der nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Katharina Schwabedissen eine weibliche Doppelspitze zu bilden. Doch als sich abzeichnete, dass die Chancen dafür schlecht stehen, entschied sie sich zur Solo-Kandidatur. Schwabedissen zog dagegen ihre Bewerbung zurück.

    Die selbstbewusste Nachwuchspolitikerin war bereits seit längerem für den Linken-Vorsitz im Gespräch. Nicht zuletzt wegen ihres Babys hatte sie aber zunächst gezögert, doch die Notlage der Partei ließ sie offenbar umdenken. Nur einen Tag nachdem Ex-Parteichef Oskar Lafontaine seine Bereitschaft zurückgezogen hatte, erneut für den Parteivorsitz zu kandidieren, erklärte Kipping ihre gemeinsame Kandidatur mit Schwabedissen.

    Ein junges Gesicht der Linken

    Die am 18. Januar 1978 in Dresden geborene Kipping gehört zu den jungen Gesichtern der Linken, die sich auch mit zahlreichen Fernsehauftritten einen Namen machte. Ihre politische Karriere verlief rasant: Mit 21 Jahren zog sie 1999 erstmals in den sächsischen Landtag ein, bereits vier Jahre später wurde sie PDS-Vize. Bei der Bundestagswahl 2005 zog sie ins Parlament ein, 2007 wurde sie Vizechefin der aus PDS und Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) entstandenen Linkspartei. Kipping steht wie kaum eine andere Linken-Politikerin für einen Reform- und Erneuerungskurs der Partei.

    Bernd Riexinger: Der Radikale

    Der 56-jährige baden-württembergische Landeschef Bernd Riexinger wird dem radikaleren Teil der Linken zugerechnet und ist der Kandidat des Lagers um Ex-Parteichef Lafontaine. Angesichts seiner mächtigen Unterstützer wurden ihm schon vor dem Parteitag Chancen für einen Erfolg eingeräumt, obwohl er vor seiner überraschenden Bewerbung bundesweit kaum in Erscheinung getreten war.

    Riexinger trat in Göttingen gegen Fraktionsvize Dietmar Bartsch an, der seit Jahren mit Lafontaine zerstritten ist. Die Entscheidung galt auch deshalb als Machtkampf zwischen den verschiedenen Lagern der Partei. Linken-Chefin Lötzsch tritt zurück Allerdings waren Bartschs Chancen schon dadurch gesunken, dass Kipping bereits gewählt worden war. Damit war der Reformflügel in der Führungsspitze bereits prominent vertreten. Als dann auch noch Lafontaines Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht erklärte, nicht wie oft spekuliert für den Parteivorsitz zu kandidieren, war der Weg für Riexinger frei. Er setzte sich knapp gegen Bartsch durch.

    Polarisierung in der Linken überwinden

    Der am 30. Oktober 1955 im baden-württembergischen Leonberg geborene Riexinger ist Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Stuttgart. Der gelernte Bankkaufmann war zunächst Landessprecher der WASG und wurde schließlich Linken-Landeschef in Baden-Württemberg. Er gehörte zudem zu den Mitinitiatoren der Proteste gegen die Agenda 2010 der früheren rot-grünen Bundesregierung und der kapitalismuskritischen Proteste der vergangenen Monate.

    Als Linken-Bundesvorsitzender will der Gewerkschafter nun alles daran setzen, "die Polarisierung der letzten Monate zu überwinden." Das wird für ihn und Kipping eine schwierige Aufgabe werden. afp

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