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Die Bundeskanzlerin bei Günther Jauch: Merkel glaubt nicht an die FDP, aber an Gott

Die Bundeskanzlerin bei Günther Jauch

Merkel glaubt nicht an die FDP, aber an Gott

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel. Foto: dpa

    Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich in Günter Jauchs neuer Talkshow zu Wort gemeldet. Zum Auftakt der entscheidenden  Abstimmungswoche im Bundestag hat Bundeskanzlerin "Günther Jauch".  Deutschland profitiere vom Euro mehr als andere EU-Staaten.

    Eine Rückkehr zur D-Mark schließt sie aus

    Radikale Schritte wie einen Schuldenschnitt bei Griechenland  oder eine Rückkehr zur D-Mark in Deutschland lehnte Merkel ab.  "Schuldenschnitt sagt sich leicht", sagte Merkel in der Sendung.  Dann drohe aber ein massiver Vertrauensverlust der Anleger in der  gesamten Eurozone mit unkalkulierbaren Folgen. Und eine Rückkehr  zur D-Mark würde die Exporte deutscher Waren zu stark verteuern,  führte sie aus.

    "Ich bin gut beschäftigt", sagt Angela Merkel in lakonischer Untertreibung. Die Kanzlerin ist als einziger Gast in die Talkshow von Günther Jauch gekommen, um der Bevölkerung den tieferen Sinn ihres Krisenmanagements für den Euro zu zeigen. Um dem Eindruck entgegenzuwirken, es sei vor allem ein Krisenmanagement für die teils zerrüttete Koalition. Und auch, um den Zuschauern die Unsicherheit über die Zukunft ihrer Währung und ihres Wohlstands zu nehmen.

    Steht das Land vor einer Neuwahl, vor einem politischen Umbruch gar? Schließlich ist die Koalitionsmehrheit schon bei der Abstimmung über den reformierten Euro-Rettungsschirm an diesem Donnerstag unsicher. Schließlich muss dann noch über das nächste Rettungspaket für Griechenland und in einigen Monaten über den erweiterten Krisenmechanismus ESM befunden werden. Schafft die CDU das mit der FDP?

    Koalition in einer sehr schwierigen Situation

    Die Koalition "steckt jetzt (...) in einer sehr komplizierten, schwierigen Situation", bekennt Merkel trocken. Doch was soll man machen?, scheint sie sagen zu wollen. Mit der SPD war es ihren Worten nach auch nicht besser - anders als man heute im Rückblick manchmal glauben mag.

    Das ist Angela Merkel

    Angela Dorothea Merkel kam am 17. Juli 1954 als erste Tochter von Horst und Herlind Kasner in Hamburg zur Welt. Die Mutter arbeitete als Lehrerin, der Vater ist evangelischer Theologe.

    Kurz nach ihrer Geburt zog die Familie in die DDR.

    Ab 1961 besuchte Angela Merkel die Polytechnischen Oberschule in Templin. 1973 machte sie an der Erweiterten Oberschule in Templin ihr Abitur mit 1,0.

    Anschließend studierte sie Physik an der ehemaligen Karl-Marx-Universität in Leipzig. Bei einem Studentenaustausch mit Moskau und Leningrad lernte sie den Physiker Ulrich Merkel kennen, den sie 1977 heiratete. Die Ehe hielt vier Jahre.

    An der Akademie der Wissenschaften in Berlin, wo sie am Zentralinstitut für physikalische Chemie arbeitete, lernte Merkel ihren aktuellen Lebensgefährten Joachim Sauer kennen. Das Paar heiratete 1998.

    Der Titel ihrer Doktorarbeit lautet: "Untersuchung des Mechanismus von Zerfallsreaktionen mit einfachem Bindungsbruch und Berechnung ihrer Geschwindigkeitskonstanten auf der Grundlage quantenchemischer und statistischer Methoden". Angela Merkel hat die Arbeit 1986 eingereicht.

    Merkel war kein SED-Mitglied, aber auch nicht im zivilen oder kirchlichen Widerstand gegen das Regime aktiv. Erst in der Umbruchphase am Ende der 80er Jahre hat sie sich politisch engagiert. Sie arbeitete erst ehrenamtlich, später hauptberuflich für die Partei "Demokratischer Aufbruch".

    Nach dem Wahldebakel ihrer Partei 1990 schloss sich Angela Merkel der CDU an. Am 3. desselben Jahres wurde sie Ministerialrätin im Bundespresse- und Informationsamt.

    Kohls nominierte sie im November 1990 überraschend als Bundesministerin für Frauen und Jugend. Den schnellen Quereinstieg verdankt sie vor allem ihrem Gönner Helmut Kohl. Angela Merkel wird deshalb auch "Kohls Mädchen" genannt.

    Im Oktober 1994 übernahm sie im Kabinett Kohl das Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit.

    Anlässlich der CDU-Spendenaffäre 1999, in die Helmut Kohl verstrickt war, kritisierte sie ihren Wegbereiter öffentlich und distanzierte sich von ihm.

    Als Schäuble im Februar 2000 als Partei- und Fraktionsvorsitzender zurücktrat, übernahm Angela Merkel den Vorsitz. Auf dem CDU-Bundesparteitag in Essen wurde sie mit überwältigender Mehrheit zur neuen DCU-Chefin gewählt.

    Seit 22. November 2005 ist Angela Merkel Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland. Sie ist die erste Frau an der Spitze Deutschlands, das erste Staatsoberhaupt aus den neuen Bundesländern und war 51 Jahren die jüngste Amtsinhaberin.

    Zentrale Bestandteile ihrer Regierungsarbeit waren zunächst Klima- und Energiepolitik sowie die Vertiefung transatlantischer Beziehungen. Später standen die Finanzkrise und ihre weitreichenden Folgen an der Spitze der Agenda.

    Merkel galt als Befürworterin der Stromerzeugung durch Kernenergie. Nach der Reaktorkatastrophe in Fukushima 2011 änderte sie offiziell ihre positive Meinung zur Atomkraft.

    Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für «Forbes» der zweitmächtigste Mensch der Welt. Das US-Magazin platzierte die CDU-Politikerin 2012 direkt hinter US-Präsident Barack Obama.

    2013 holte Angela Merkel für die CDU den Sieg bei der Bundestagswahl.

    Die Mehrheit bei der Bundestagsentscheidung am Donnerstag - eine einfach reiche - stehe ja wohl auch. Und Merkel lässt keinen Zweifel zu, obwohl es auch bei CDU, CSU und der FDP viele Zweifler gibt: Es geht um den Euro. "Ich bin davon überzeugt, dass Europa gut für uns ist." Ohne Euro stünde der Exportweltmeister Deutschland heute nicht so gut da. Euro und

    Merkel gibt sich alle Mühe, alles der Reihe nach durchzudeklinieren: Jetzt braucht es demnach erstmal den erweiterten EFSF - sonst schwappt die Krise vielleicht auf die anderen Euroländer über. Die "Troika" von Internationalem Währungsfonds (IWF), Europäischer Zentralbank (EZB) und EU-Kommission müsse zudem Griechenland vor der Auszahlung weiterer Milliarden beurteilen: "Die müssen für uns sagen: Schaffen sie das - oder schaffen sie das nicht?" Sonst müsse man über Mechanismen nachdenken. Welche das sind, lässt Merkel offen.

    Ihr hilft es, Christ zu sein

    Dann aber brauche es die geplanten umfassenderen Regeln, um Staaten auch notfalls insolvent gehen zu lassen. Und schließlich hat Merkel eine Vision der Härte gegen jene Staaten, die sich gegen die Stabilitätsvorgaben versündigen: "Wir müssen daran arbeiten, Vertragsänderungen zu haben, dass man wenigstens vor dem Europäischen Gerichtshof ein Land verklagen kann. (...) Wer sich nicht daran hält, der muss dazu gezwungen werden."

    Alles klar? Merkel zeigt sich überzeugt, dass ihr erneut als alternativlos beschriebener Weg die Menschen überzeugt. Das habe ja schon die Berlin-Wahl mit dem desaströsen FDP-Ergebnis von 1,8 Prozent gezeigt. Dass Euroskeptiker abgestraft werden, sei sogar gut, selbst wenn es der eigene Partner sei. Die Menschen seien schließlich nicht dumm - und die Bundes-FDP fahre ja auch einen anderen Kurs, beschwört sie nebenbei die Kritiker auf liberaler Seite.

    Für Deutschland, für Europa, für Gott - sogar ein religiöses Bekenntnis legt Merkel anlässlich des zu Ende gegangenen Papst-Besuchs noch ab. "Mir hilft, dass ich Christ bin. (...) Und dass wir die Aufgabe haben, um das Beste zu ringen." Doch es wäre nicht die Kanzlerin, die längst die Medienklaviatur in ganzer Breite zu bespielen weiß, wenn sie nicht auch noch ein Fitzelchen Privates preisgäbe. So gibt es am Ende noch zu erfahren, dass sie sich mit 35 Jahren beim Bundespresseamt beworben hatte - und wohl wegen zu hohen Blutdrucks abgelehnt wurde. "Seitdem bin ich in guter ordentlicher ärztlicher Behandlung." (dpa)

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