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Deutschlandtag: Junge Union feiert Friedrich Merz wie einen Popstar

Deutschlandtag

Junge Union feiert Friedrich Merz wie einen Popstar

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    Friedrich Merz hielt eine Rede beim Deutschlandtag der Jungen Union - und wurde dort bejubelt.
    Friedrich Merz hielt eine Rede beim Deutschlandtag der Jungen Union - und wurde dort bejubelt. Foto: Harald Tittel, dpa

    Er kam, sprach – und siegte. Friedrich Merz war zum Auftakt des Deutschlandtages der Jungen Union der absolute Star. Nach einer engagierten Rede feierten die rund 320 Delegierten Merz mit Standing Ovations, der laute Applaus wurde noch durch Gesänge übertroffen, wie man sie sonst aus dem Fußballstadion kennt: „Oh, wie ist das schön“, skandierte der CDU-Parteinachwuchs minutenlang.

    Die Junge Union stand und steht mehrheitlich hinter Merz, die demonstrativen Sympathiekundgebungen waren eine klare Kampfansage an die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer. AKK wird am Sonntag als Gastrednerin erwartet und sie muss sich nach diesem Auftakt sicherlich einiges einfallen lassen, um nicht unterzugehen.

    Junge Union überschüttet Friedrich Merz mit Lob

    Merz wurde am Freitagabend auf dem Deutschlandtag in Saarbrücken nahezu wie ein Popstar empfangen. Die Begeisterung über seinen erst nachträglich eingeschobenen Auftritt war den jungen Christdemokraten deutlich anzumerken. Merz bedankte sich dann auch brav „für die Unterstützung, die ich im letzten Jahr von vielen in der Jungen Union bekommen habe“, um dann ein paar Krokodilstränen zu vergießen.

    Es sei doch jedem klar gewesen, dass die neue Parteivorsitzende Kramp-Karrenbauer „Fehler macht“, sagte Merz. Auch er hätte Fehler gemacht, wenn er zum Parteivorsitzenden gewählt worden wäre, schob der CDU-Politiker nach und war über das laute „Nein“, das ihm als Antwort darauf aus dem Saal entgegenschallte, nicht wirklich böse.

    Merz spann den Faden fort, den er selbst gewoben hatte. Ja, er könne verstehen, dass in der JU über Personalentscheidungen gesprochen werde, „unabhängig davon, welches Verfahren man wählt“, sagte er mit Blick auf Forderungen, der nächsten Kanzlerkandidatur eine Urwahl vorzuschalten. Er habe AKK zugesagt, ihr zu helfen und sie zu unterstützen, „und dazu stehe ich uneingeschränkt“, sagte Merz, der später noch nachschob: „Wenn Sie wollen, dass ich dabei bin, dann bin ich dabei.“

    Dass die Junge Union auf Merz setzt, machte auch ihr Vorsitzender Tilman Kuban klar. „Wir freuen uns sehr, dass Sie zurück sind. Wir brauchen Sie, die CDU braucht Sie“, erklärte Kuban, der im Überschwang zwei Flaschen Bier köpfte, auf offener Bühne mit Merz anstieß und lobte: „Sie sind ein kluger Kopf,  der unserer Partei  gut tut.“ Ein Lob, das offensichtlich auch Merz gut tat, der die Huldigungen freudig entgegennahm.

    Carsten Linnemann fordert auf Deutschlandtag eine "klare Sprache"

    Merz hatte auch deshalb wohl so einen Lauf, weil ihm Carsten Linnemann zuvor den Weg geebnet hatte. Der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU und CSU (MIT) ist, man darf das wohl so sagen, kein Fan der CDU-Parteivorsitzenden. Es gibt keine offene Feindschaft, im Gegenteil. Der Abgeordnete Linnemann ist seiner Partei viel zu sehr verbunden, als dass er der CDU in irgendeiner Form schaden würde. Es ist aber auch kein Geheimnis, dass Linnemann und seine MIT vor dem CDU-Wahlparteitag im Dezember letzten Jahres ihren Parteifreund Friedrich Merz bei der Kandidatur um die Nachfolge von Angela Merkel unterstützten.

    Vor den Delegierten des Deutschlandtages beklagte Linnemann zunächst einen Mangel an Führungsverantwortung in der CDU. „Wir brauchen wieder eine klare Sprache“, forderte Linnemann, der sich anschließend erfolgreich in der Kunst politischer Diplomatie übte. Er sei froh, dass eine solche klare Sprache  in der Junge Union, in der MIT – und von Paul Ziemiak gesprochen werden, erklärte Linnemann mit Blick auf den ehemaligen JU-Chef und amtierenden CDU-Generalsekretär. Im Saal wurde sofort verstanden, was Linnemann dadurch ausdrücken wollte, dass er Kramp-Karenbauer ausdrücklich nicht erwähnte.

    Linnemann machte gleich deutlich, was er mit „klarer Sprache“ meint. Es brauche nicht hundert Seiten Wahlprogramm, die ohnehin niemand lese, „sondern nur drei Seiten mit Überschriften“, sagte der MIT-Chef, der zweitens forderte, dass seine Partei „wieder mehr Überzeugung zeigen“ müsse. Wenn jeder Punkt in einem Wahlprogramm gleich wieder abgeschliffen werde, „dann haben wir Wischiwaschi“, kritisierte Linnemann, der mit seiner Ergänzung, nicht eine Person müsse im Vordergrund stehen, sondern ein Team, einen Pfeil sicherlich auch in Richtung der Parteivorsitzenden abfeuerte.

    Linnemann machte unmissverständlich klar, wo er Stehvermögen von  Kramp-Karrenbauer erwartet, nämlich beim Thema Grundrente. Hier stehe „die nächste Schlacht“ bevor, sagte der CDU-Politiker mit Blick auf den Koalitionspartner SPD, der bei der Grundrente einige andere Vorstellungen hat als die Union. Entgegen der Vereinbarung im Koalitionsvertrag will sie auf eine Bedürftigkeitsprüfung möglichst verzichten.

    Die CDU lehnt das ab, einige würden darüber gar einen Bruch der Großen Koalition in Kauf nehmen. „Wenn wir die Bedürftigkeitsprüfung bei der Grundrente aufgeben, dann wird ein Dammbruch geschehen“, warnte auch Linnemann. Die Union dürfe am Ende  des Tages nicht weichen und sich nicht erpressen lassen, „nur weil die SPD im Dezember so einen Parteitag hat, wo sie abstimmt“. Ähnlich deutlich schlug später auch Friedrich Merz in diese Kerbe.

    Junge Union will Urabstimmung über nächsten Kanzlerkandidaten

    Kramp-Karrenbauer wird am Sontag auf dem Deutschlandtag der Jungen Union erwartet. Bis dahin werden die 320 Delegierten viele Themen diskutieren. Am Freitagabend fassten sie schon den Beschluss, dass sie eine Urwahl für die nächste Kanzlerkandidatur durchsetzen möchten. Ein entsprechender Antrag erhielt mit 170 von 277 gültigen Stimmen eine klare Mehrheit.

    Im September war Friedrich Merz zu Gast beim "Augsburger Allgemeine Live". Hier können Sie das Live-Interview noch einmal nachlesen: Friedrich Merz: "Da widerspreche ich Frau Merkel ernsthaft."

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