Wer regelmäßig mit dem Zug fährt, weiß: Die Bahnpreise sind in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Wer an einem Tag unter der Woche in den Osterferien auf der Schiene von München nach Hamburg reisen will, muss für eine einfache Fahrt in der 2. Klasse eines ICE stolze 153 Euro hinlegen. Mit dem Flugzeug geht das deutlich günstiger - und nebenbei auch noch viel schneller.
Scheuer: Bahnfahren soll günstiger und attraktiver werden
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer will diesen Zustand ändern, wie er in einem Interview mit der Bild angekündigt hat. Auf der Strecke zwischen München und Berlin habe man 30 Prozent der Fahrgäste vom Flugzeug zum Umstieg auf die Schiene gebracht. "Zwischen Hamburg und Berlin fliegt quasi niemand mehr, weil die Verbindung so attraktiv ist", sagte Scheuer der Bild.
Diesen Weg wolle er im gesamten Fernverkehrsnetz der Deutschen Bahn gehen. Mit einem Preisrabatt will Scheuer potentiellen Fahrgästen Zugtickets schmackhaft machen: Die Mehrwertsteuer im Fernverkehr soll von 19 auf sieben Prozent gesenkt werden. Scheuer spricht von bis zu 400 Millionen Euro pro Jahr, die Kunden sparen würden. Doch wäre der Unterschied für den einzelnen Kunden tatsächlich so groß, wie Scheuer verspricht?
Bahn-Tickets: Wie viel würde die reduzierte Mehrwertsteuer am Preis ausmachen?
Ein Rechenbeispiel: Eine Fahrt von Augsburg nach Berlin mit dem ICE gibt es zu einem Preis von 143 Euro. Darin ist die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer angesprochene Mehrwertsteuer von 19 Prozent bereits enthalten. Läge die Steuer wie vorgeschlagen bei lediglich sieben Prozent, würde die Fahrt nur etwa 128,50 Euro kosten, also 14,50 Euro weniger. Im eingangs genannten Beispiel, einer Fahrt von München nach Hamburg, würden Kunden rund 15,50 Euro sparen.
Bei einer kürzeren Fahrt fällt die Ersparnis natürlich nicht so stark ins Gewicht. Auf der Strecke zwischen Augsburg und Stuttgart, die es jetzt für 42 Euro gibt, würden sich Kunden bei sieben Prozent Mehrwertsteuer etwa vier Euro sparen.
Scheuer will die Bahn pünktlicher machen
Im Fernverkehr würde die geringere Mehrwertsteuer folglich eine spürbare Entlastung der Fahrgäste bedeuten. Und im Nahverkehr? Da gäbe es mit Scheuers Ansatz kein Einsparpotential. Denn im öffentlichen Nahverkehr gilt bereits der reduzierte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent. Tickets für die Regionalbahn oder Streifenkarten wären von einer Reform also nicht betroffen. Selbiges gilt für Angebote wie das Bayernticket, die in der Regel nur mit sieben Prozent Mehrwertsteuer ausgewiesen werden.
Doch auch im regionalen Bereich verspricht der Minister Besserung, wenngleich in anderer Hinsicht: Die Bahn soll pünktlicher werden, Das Ziel sei, dass bald 80 Prozent der Züge rechtzeitig am Bahnhof ankommen, sagt Scheuer der Bild. Man habe hier im vergangenen Jahr bereits Fortschritte gemacht. (lare)
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