Noch 136 Tage, dann kommt der neue Personalausweis. Klein wie eine Kreditkarte und dank eines integrierten Chips multifunktional wie nie wird das Dokument ab dem 1. November von den Behörden ausgegeben.
"Ein kleines Schätzchen" sei das Kärtchen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière am Donnerstag in Berlin. Viereinhalb Monate vor der Einführung gab es in der dortigen Bundesdruckerei einen ersten Einblick in die künftigen Anwendungsmöglichkeiten und den Stand der Testläufe.
Besonders stolz ist das Innenministerium auf die neue Online-Ausweisfunktion des Kärtchens. Damit können Dienstleister aus dem sogenannten E-Business und E-Government künftig Anwendungen anbieten, bei denen sich die Nutzer mit ihrem Personalausweis anmelden und registrieren. Die bisherigen Online-Anmeldeverfahren könnten so entfallen.
Befürchtungen, der Einsatz des Ausweises im Internet sei unsicher, zerstreute er: "Ein Online-Shop, in dem ich ein Buch kaufe, wird zwar die Adresse für die Lieferung auslesen, nicht aber das Geburtsdatum." Die Daten könnten ohnehin nur mithilfe des Ausweisinhabers gelesen werden - nach Eingabe einer sechsstelligen PIN.
De Maizière: "Dieser neue Personalausweis ist die sicherste elektronische Identitätskarte, die es auf dem Markt gibt." In Deutschland sei gewährleistet, dass künftig jeder Nutzer wisse, wer ihnen am anderen Ende der Leitung gegenübersitze, ergänzte Ralph Haupter, Vorstandsvorsitzender der Initiative "Deutschland sicher im Netz".
Erste Tests, in denen diese Abläufe geprobt werden, laufen bei ausgewählten Unternehmen oder im Bankensektor seit Oktober 2009. Details wurden bei der Veranstaltung in Berlin nicht bekannt. Dafür kommt es beim Feldtest in den Personalausweisbehörden zu Verzögerungen. "Es gab unter anderem Schnittstellenprobleme", erklärt Ministerialrat Andreas Reisen vom Referat für Pass- und Ausweiswesen des Bundesinnenministeriums. Die Feldtestphase wurde deshalb um fünf Wochen verlängert. Sie endet nun am 23. Juli statt am 12. Juni. Den Einführungstermin beeinträchtige das nicht.
Überprüft wird in den Behörden unter anderem der Datentransfer zur Bundesdruckerei. Die stellt die neuen Ausweise her, nachdem auf dem Amt ein entsprechender Antrag gestellt wurde. Möglich, dass auf die Mitarbeiter der Bürgerbüros ab November deutlich mehr Arbeit zukommt. "Bereits ohne weitere Aufklärung über die Funktionen des neuen Personalausweises verlängert sich laut Handlungsanweisung des Bundesinnenministeriums der Geschäftsprozess von etwa siebeneinhalb beim bisherigen auf etwa zweiundzwanzigeinhalb Minuten beim neuen Personalausweis. Das erfordert in diesem Bereich mehr Personal", sagt Helmut Fogt, Beigeordneter für Personal und Organisation des Deutschen Städtetags. Von Christian Paul