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Energie: Der Strompreis steigt trotz der Corona-Krise

Energie

Der Strompreis steigt trotz der Corona-Krise

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    Trotz der Corona-Krise klettern Strompreise in Deutschland weiter in die Höhe.
    Trotz der Corona-Krise klettern Strompreise in Deutschland weiter in die Höhe. Foto: Jens Wolf, dpa

    Nirgendwo in Europa ist Strom teurer als in Deutschland – und die Preise ziehen weiter an. Das zeigen unabhängige Berechnungen der großen Vergleichsportale Check24 und Verivox sowie eine Analyse des Energieanalysten Enet.

    Inmitten einer einschneidenden Wirtschaftskrise, die Millionen Beschäftigte in die Kurzarbeit schickt oder sogar die Stelle kostet, kommen die Aufschläge zur Unzeit. Die Bundesregierung hat erst in der vergangenen Woche mit ihrem Konjunkturpaket beschlossen, die Strompreise zu dämpfen. Das soll die Nachfrage ankurbeln. Die geplante Entlastung droht nun allerdings von der Wirklichkeit aufgefressen zu werden, bevor sie überhaupt in Kraft ist.

    Haushalte zahlen 2020 fast sieben Prozent mehr für Strom

    Laut Check24 müssen die Haushalte in der Grundversorgung in diesem Jahr im bundesweiten Mittel 6,8 Prozent mehr zahlen. Für einen Vier-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden macht das 105 Euro mehr auf der Stromrechnung. Bayern liegt bei 108 Euro, Baden-Württemberg mit 117 Euro sogar noch stärker über dem Durchschnitt. Enet hat einen Anstieg um 5,9 Prozent errechnet, wobei die Erhöhung ab Mai mit über 13 Prozent exorbitant ausgefallen sei. Generell gelte: Je später die neuen Preise in Kraft traten, desto höher der Aufschlag.

    Für einen großen Teil der Anstiege können Stadtwerke und Stromkonzerne allerdings nichts, weil sie der Staat verordnet hat. Zum 1. Januar sind die Öko-Umlage und die Netzgebühren gestiegen, die auf die Kunden abgewälzt werden. Die Enet-Analysten kommen jedoch zu dem Ergebnis, dass die höheren Preise ab Mai über den Anstieg von Gebühren und Umlagen hinausreichen. Zugleich profitieren die Energieerzeuger aktuell davon, dass sie ihren Strom günstiger produzieren können, weil Gas und Kohle weniger kosten. Kaufen sie Strom an der Strombörse bei Konkurrenten dazu, können sie sich außerdem billig eindecken. Die Zwangspause für weite Teile der Wirtschaft hat den Großhandelspreis nach unten gedrückt.

    Machen die Energieerzeuger in der Krise einen Sondergewinn?

    Verbraucherschützer fordern deshalb, dass die Unternehmen gerade in diesem schweren Abschwung keinen Sondergewinn auf dem Rücken der privaten Haushalte machen dürften. „Wir erwarten, dass die gesunkenen Preise vollständig an die Verbraucher weitergegeben werden“, betonte der Chef der Energieabteilung des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Thomas Engelke, gegenüber unserer Redaktion.

    Die Versorger begründen ihre Preispolitik einerseits mit den gestiegenen Umlagen und Gebühren, andererseits damit, dass sich nun Preissteigerungen aus der Vor-Corona-Zeit niederschlagen. „Kurzfristige Preisschwankungen an der Strombörse finden in der Regel nicht sofort Niederschlag in den Endkundenstrompreisen“, erklärte der Stadtwerkeverband VKU auf Anfrage. Die Kalkulation der Preise sei langfristig ausgerichtet.

    Deutschland ist Europameister in Sachen Stromkosten

    Für die Große Koalition in Berlin ist die aktuelle Entwicklung misslich. Die geplante Deckelung der Ökostromumlage und die niedrigere Mehrwertsteuer auf Strom wirken nun wie der sprichwörtliche Tropfen auf dem heißen Stein, zumal die Mehrwertsteuer nach sechs Monaten wieder auf den vollen Satz von 19 Prozent klettern soll.

    Bei den Stromkosten dürfte Deutschland weiter Europameister bleiben. Nach den Daten von Verivox müssen die Verbraucher in Bayern heute 13,8 Prozent mehr für ihre Elektrizität zahlen als vor fünf Jahren. In Baden-Württemberg sind es sogar 14,9 Prozent.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Die Corona-Krise deckt die Tücken der Energiewende auf

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