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Der Halblinke

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    Der Halblinke
    Der Halblinke

    Genau das kann an diesem Wochenende in Göttingen geschehen. Der Reformer Bartsch bewirbt sich dort wie neun andere Genossen um einen der beiden Posten an der Parteispitze – und obwohl er mit den ostdeutschen Landesverbänden eine starke Hausmacht im Rücken hat, ist seine Kandidatur kein Selbstläufer. Der linke Flügel wirft ihm vor, er wolle die Partei zu nah an die SPD heranführen – und im Hintergrund arbeitet der frühere Parteichef Oskar Lafontaine noch aus ganz anderen Gründen gegen ihn. Der 54-jährige

    Dass im Büro von Bartsch ein Porträt von Herbert Wehner hängt, ist kein Zufall. Wie der Zuchtmeister der SPD hat auch er lange an den Sozialismus in Reinform geglaubt. Wie Wehner aber hat auch er irgendwann gespürt, dass Politik sich an der Wirklichkeit ausrichten muss. Anders als viele West-Linke sind Regierungsbeteiligungen für ihn kein Verrat an den eigenen Idealen, sondern Gelegenheiten, etwas zu verändern. Ein rot-rot-grünes Bündnis im Bund hält zwar auch er im Moment für illusorisch. „Aber ich will die Tür einen Millimeter öffnen.“

    Mit seiner anpassungsfähigen Art hätte Bartsch vermutlich auch in der DDR Karriere gemacht. Um in die Staatspartei einzutreten, muss er sich nicht verbiegen. Er hält sein Land für das bessere Deutschland, er gehört zu den Auserwählten, die in Moskau studieren dürfen, und soll danach in der sozialistischen Wirtschaft seinen Weg machen. Genauso schnell lernt er nach dem Fall der Mauer, wie die Marktwirtschaft funktioniert – als Geschäftsführer eines linken Verlages. Später wird Bartsch Schatzmeister und Geschäftsführer der PDS, aber nicht ihr Vorsitzender. Beim Parteitag im April 2000 macht die Thüringerin Gabi Zimmer das Rennen.

    In Göttingen stehen die Chancen von Bartsch zwar etwas besser – seiner Sache sicher sein kann er sich aber nicht. Lafontaine selbst tritt zwar nicht gegen ihn an, möglicherweise aber dessen Lebensgefährtin Wagenknecht... Rudi Wais

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