Doch eine Affäre beendete jäh diesen Zustand: Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg musste 2011 zurücktreten, weil seine Doktorarbeit als Plagiat enttarnt worden war – und die CSU musste einen Kabinettsposten neu besetzen. Es kam zu einem Ringtausch: Innenminister Thomas de Maizière (CDU) übernahm das Verteidigungsressort und Friedrich, der wie Guttenberg aus dem nordbayerischen Bezirk Oberfranken kommt, wurde neuer Innenminister. Nach nur zwei Jahren musste er abermals wechseln: In der Großen Koalition wurde der 56-jährige Jurist Minister für Ernährung und Landwirtschaft.
Friedrich, der verheiratet ist und drei Kinder hat, war gerade dabei, im neuen Amt „anzukommen“, als ihn die Vergangenheit einholte: Während der Koalitionsverhandlungen, noch als amtierender Innenminister, hatte er SPD-Chef Sigmar Gabriel über drohende Ermittlungen im Fall Edathy informiert. Das könnte ihm als Geheimnisverrat ausgelegt werden – und er selbst kann Ziel von staatsanwaltlichen Ermittlungen werden. Doch im Amt kann ihn das nicht mehr treffen. Kanzlerin Merkel zwang den Agrarminister zum Rücktritt. Nach nur einer „Grünen Woche“...
Hans-Peter Friedrich, der Rechts- und Wirtschaftswissenschaften studiert hat und 1988 zum Doktor promoviert wurde, war kein unnahbarer Politiker. Er ist umgänglich, redet gerne mit Menschen und kann herzlich lachen. Aber er hat auch etwas Gutgläubiges an sich. So ließ er sich als Innenminister in der NSA-Affäre in Washington düpieren. Zuständige Gesprächspartner hatten keine Zeit für ihn, man speiste ihn mit Vizepräsident Joe Biden ab. Friedrich wurde dafür verspottet, aber er empfand keinen Groll gegen die Amerikaner. Im Gegenteil, er stimmte seinem Kabinettskollegen Ronald Pofalla (CDU) freudig zu, als dieser voreilig die
Jetzt hat er wieder nur das Beste gewollt. Er wollte verhindern, dass die neue GroKo gleich einen Skandal an den Hals bekommt. Aber dadurch wurde er selbst zum ersten Affären-Opfer. Winfried Züfle