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Delta-Variante: Lehrerverband warnt vor Versagen der Schulpolitik in vierter Welle

Delta-Variante

Lehrerverband warnt vor Versagen der Schulpolitik in vierter Welle

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    Lehrerverbands-Chef Heinz-Peter Meidinger fordert Vorbereitungen auf die vierte Corona-Welle an den Schulen
    Lehrerverbands-Chef Heinz-Peter Meidinger fordert Vorbereitungen auf die vierte Corona-Welle an den Schulen Foto: Martin Schutt, dpa (Archivbild)

    Lehrerpräsident Heinz-Peter Meidinger hat Forderungen nach eine Impfpflicht zurückgewiesen und den Ländern Untätigkeit beim Schutz der Schulen vorgeworfen. „Nach unserem Kenntnisstand ist die Impfbereitschaft bei Lehrkräften sehr hoch, so liegt die Quote der bereits erstgeimpften Lehrkräfte in einigen Bundesländern bei nahe 90 Prozent“, sagte Meidinger unserer Redaktion.

    „Die Hauptinfektionsgefahr für die Kinder und Jugendlichen droht also nicht von Erwachsenen und schon gar nicht von Lehrkräften, sondern von Gleichaltrigen“, erklärte der Chef des Deutschen Lehrerverbands.

    Lehrer kritisieren vollmundige Politikeräußerungen

    „Die bittere Wahrheit ist allerdings, dass niemand garantieren kann – auch wenn dies manche vollmundige Politikeräußerung suggeriert –, dass die vierte Welle an den Schulen vorbeigeht und keine erneute Wechsel- oder Distanzunterrichtsphase droht“, sagte Meidinger. „Wir hoffen alle auf vollständigen Präsenzunterricht im neuen Schuljahr, aber eine Garantie dafür kann derzeit niemand abgeben“, betonte er.

    Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbands.
    Heinz-Peter Meidinger ist Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Foto: Armin Weigel, dpa

    „Deshalb ist es auch nach wie vor wichtig, dass die Digitalisierung der Schulen auch jetzt in der Ferienzeit schnell weiter vorangetrieben wird, damit eine eventuelle neuerliche Distanzunterrichtsphase besser funktioniert als bisher.“ Dennoch hätte immer noch fast 50 Prozent aller Schulen kein schnelles Internet, kritisiert er.

    In einigen Schulministerien Ansprechpartner im Urlaub

    Meidinger warf den Verantwortlichen in den Ländern vor, die Ferien nicht ausreichend für den Schutz der Schulen zu nutzen. „Wenn wir beim Lehrerverband gerade erleben, dass im Augenblick in einigen Schulministerien gar keine Ansprechpartner da sind, um solche Probleme zu besprechen, weil diese in Urlaub sind, dann weckt das bei uns keinen Optimismus, dass jetzt in der

    Die Schulen müssten jedoch vor einer vierten Welle geschützt werden. „Deshalb plädieren wir für eine Phase der besonderen Schutzmaßnahmen am Schulanfang, etwa indem in den ersten vier bis acht Wochen Maskenpflicht auch im Unterricht und Schnelltestungen fortgeführt werden“, sagte Meidinger. „Ferner fordern wir den flächendeckenden Einbau von Raumluftfiltern in allen Unterrichtsräumen“, fügte der Lehrerverbandschef hinzu.

    Mangelnde Impfungen für Schulkinder für Lehrer größtes Problem

    „Ehrlicherweise muss man aber einräumen, dass diese Maßnahmen allein nicht eine große vierte Infektionswelle unter Jugendlichen verhindern können, weil es ja in dieser Altersgruppe auch zahlreiche Kontakte untereinander außerhalb der Schule gibt“, betonte der Verbandspräsident.

    „Letztendlich wird man die Gefahr einer vierten Welle nur eindämmen können, wenn es gelingt, die Impfquote von Kindern und Jugendlichen massiv zu erhöhen.“ Das scheitere aber derzeit daran, dass es erstens noch keinen zugelassenen Impfstoff für Unter-12-Jährige gebe und die Ständige Impfkommission keine allgemeine Impfempfehlung für 12- bis 15-Jährige herausgebe. „Wir sind keine Experten für Impfungen, hoffen aber darauf, dass die Stiko ihre Impfempfehlung ändert, wenn mehr Studien dazu vorliegen“, sagte Meidinger.

    „Die Forderung des Ethikratmitglieds Wolfram Henn lenkt nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbands von der Hauptherausforderung ab, vor der wir jetzt und wohl auch zum Schulstart im Herbst stehen werden“, erklärte Meidinger. „Und das ist die Tatsache, dass derzeit 85 bis 90 Prozent aller Kinder und Jugendlichen nicht geimpft sind und diese Quote auch im Herbst noch bei rund 80 Prozent liegen wird, wenn es bis dahin keinen zugelassenen Impfstoff für Unter-12-Jährige und keine allgemeine Impfempfehlung für 12 bis 15-Jährige geben sollte.“

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