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Debatte um Polizeigewalt: Mann stirbt bei Verkehrskontrolle: In Frankreich wächst die Kritik an der Polizei

Debatte um Polizeigewalt

Mann stirbt bei Verkehrskontrolle: In Frankreich wächst die Kritik an der Polizei

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    Eine Demonstrantin kniet während eines Protests in Marseille vor Bereitschaftspolizisten und hält ein Schild mit der Aufschrift „Die Polizei tötet“.
    Eine Demonstrantin kniet während eines Protests in Marseille vor Bereitschaftspolizisten und hält ein Schild mit der Aufschrift „Die Polizei tötet“. Foto: Daniel Cole/AP, dpa

    Es ist ein Freitagvormittag im Januar, als Cédric Chouviat in der Nähe des Pariser Eiffelturms in eine Polizeikontrolle gerät, weil er auf dem Roller fahrend am Handy telefoniert. Als er angehalten wird, kommt es zu einem Schlagabtausch zwischen den vier Beamten und dem 42-jährigen Essens-Lieferanten. Chouviat zieht sein Handy heraus und filmt, eine Polizistin tut es ihm nach. Beide Videos werden später bedeutsam sein, um nachzuvollziehen, was genau passiert ist und warum Chouviat diese Routine-Kontrolle nicht überlebt hat.

    Er bezeichnet die vier Beamten als „Clowns“, und als sie ihn dazu auffordern, sein Nummernschild zu säubern, verlangt er vom Chef des Teams, Michaël P., ein „bitte“. „Glauben Sie, dass ich auf alle viere gehe? Dass ich Ihnen auch noch den Schwanz lutsche?“, gibt der zurück. Die Beamten drücken ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Boden, während Chouviat noch seinen Rollerhelm trägt. P. wird in der Folge aussagen, er habe keinen Druck auf den Hals ausgeübt, doch Passanten, die der Szene beiwohnten, widersprachen ihm später. Auch im unabhängigen Polizeibericht ist die Rede von einer „Würgung von hinten“. „Ich ersticke“, wiederholt Chouviat mehrmals, bevor er in Ohnmacht fällt. Eineinhalb Minuten lang drücken ihn die Polizisten weiter nach unten, während sie ihm Handschellen anlegen. Nachdem sie bemerkt haben, dass der Festgenommene bewusstlos ist, vergehen drei Minuten, bis sie eine Herzmassage unternehmen. Chouviat, Vater von fünf Kindern, stirbt zwei Tage später im Krankenhaus an den Folgen eines Kehlkopfbruchs.

    Ermittlungen gegen Polizisten wegen fahrlässiger Tötung

    Die Polizisten wurden nicht vom Dienst suspendiert, doch gegen drei von ihnen laufen Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung. Nun veröffentlichten Medien den Untersuchungsbericht, der sich neben Videos auf Zeugenaussagen und Kameraaufzeichnungen der Stadt stützt. Demnach gingen nicht nur die Beamten äußerst rabiat mit dem Mann um. Sondern sie sowie ein Kollege, der den Vorfall über Polizeifunk durchgab, versuchten im Anschluss, diesen umzudeuten, um die Beamten zu entlasten, ja deren Brutalität zu vertuschen. So war zunächst von einem Herzstillstand Chouviats infolge seines Widerstands gegen die Festnahme die Rede. Dessen Vater, Christian Chouviat, fordert öffentlich die Suspendierung der Polizisten. „Wie ist es möglich, dass in einer Demokratie wie Frankreich Leute, die einen Bürger töten, weiter ihren Beruf ausüben?“, fragt er.

    Tatsächlich erschüttern diese Vorfälle das Vertrauen in die französische Polizei noch mehr. Vor allem während der monatelangen Proteste der „Gelbwesten“ ab Winter 2018 kam es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den Sicherheitskräften und Demonstranten, die selbst teilweise, aber nicht immer gewalttätig waren. Durch die Verwendung von Hartgummigeschossen, die in vielen anderen Ländern verboten ist, verloren zahlreiche Menschen ein Auge.

    Tod von Cédric Chouviat erinnert an den Fall George Floyd

    Die Anti-Rassismus-Demonstrationen in den USA infolge der Tötung des schwarzen US-Amerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten hatten in Frankreich ein sehr lautes Echo. Denn auch französischen Polizisten wird regelmäßig besonders brutales Vorgehen gegen Schwarze vorgeworfen. 2016 starb der 24-jährige Adama Traoré bei einer Festnahme. Auch er wurde in Bauchlage am Boden fixiert und klagte noch über Atemnot. Inzwischen wurden seitens der Polizei wie auch Traorés Familie mehrere medizinische Berichte angefertigt, um die Todesursache des jungen Mannes, der möglicherweise an Vorerkrankungen litt, herauszufinden.

    Als der frühere Innenminister Christophe Castaner im Juni bestehende Missstände deutlicher als zuvor ansprach und „eine Null-Toleranz-Linie“ gegenüber Polizeigewalt und rassistischen Ausfällen in den Reihen der Polizei ankündigte, organisierten diese Proteste, da sie sich unter Generalverdacht gestellt fühlten. Castaner wurde bei der Regierungsumbildung Anfang Juli mit dem bisherigen Budgetminister Gérald Darmanin ausgetauscht. Diesem bleibt nun die schwere Aufgabe, das Vertrauen in die Polizei zu erhöhen.

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