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Coronavirus: Virologin Ulrike Protzer: „Müssen uns auf einen wirklich harten Winter vorbereiten“

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Virologin Ulrike Protzer: „Müssen uns auf einen wirklich harten Winter vorbereiten“

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    Die Leiterin der Virologie an der Technischen Universität München, Ulrike Protzer, hält sich mit öffentlichen Auftritten lieber zurück.
    Die Leiterin der Virologie an der Technischen Universität München, Ulrike Protzer, hält sich mit öffentlichen Auftritten lieber zurück. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Die Münchner Virologin Ulrike Protzer warnt angesichts der weiterhin hohen Zahl an Corona-Neuinfektionen vor einem sorglosen Umgang mit dem Virus. „Wir müssen uns auf einen wirklich harten Winter vorbereiten“, sagt die Wissenschaftlerin der TU München in einem Interview der Redaktion. Auch wenn es jetzt um Weihnachten herum Lockerungen gebe, werde im Januar und Februar noch mal eine schwere Zeit kommen. „Ich sehe erst ab Mitte März eine Entspannung“, sagt Protzer. Dann werde sich das Wetter wieder ändern, die Tage würden länger, die Menschen würden wieder mehr UV-Licht abbekommen -  dadurch würden auch alle Atemwegsinfekte zurückgehen. „Außerdem werden wir es bis dahin schaffen, zumindest einen Teil der Bevölkerung zu impfen – wenn alles gut geht“, mahnt die Virologin. „Den Sommer müssen wir dann nutzen und die Impf-Aktivitäten verstärken, damit wir gut vorbereitet in den nächsten Herbst gehen.“

    In der Impfskepsis großer Teile der Bevölkerung sieht sie dennoch kein Problem. „Ich glaube das ist sogar gut, wenn sich nicht alle sofort impfen lassen wollen“, sagt die Münchner Virologin. „Denn das schaffen wir gar nicht.“ Geimpft werden müssten zunächst einmal Menschen, die im Gesundheitsdienst tätig sind und die zu einer Risikogruppe gehören. „Danach wird es überhaupt erst die Möglichkeit geben, dass sich andere Menschen impfen lassen können“, sagt Ulrike Protzer. „Für alle, die jetzt noch ein wenig unsicher sind, gibt es also noch genug Zeit, zu überlegen.“

    Virologin Protzer: Das Coronavirus wird mit dem Impfstoff nicht verschwinden

    Doch selbst mit einer Vielzahl an zugelassenen Impfstoffen werde das Corona-Virus kaum auszurotten sein. „Es ist ganz schwierig eine Krankheit auszurotten, die ein Reservoir im Tierreich hat und von wo aus sie jederzeit wieder zurückkommen kann. Das ist bisher noch nie gelungen. Da sehe ich auch bei Covid-19 schwarz“, sagt die Wissenschaftlerin der TU München. Damit aber könne die Menschheit leben – genau wie mit dem Grippevirus. Deshalb ist sie zumindest für das Jahr 2021 zuversichtlich – wenn auch mit Einschränkungen. „Ich glaube und hoffe, dass wir Weihnachten 2021 wieder ganz normal feiern können“, sagt Protzer. „Ob wir das Oktoberfest 2021 wieder ganz normal feiern können, müssen wir hingegen sehen. Warten wir es ab, was uns die Impfung bringt.“

    Das Jahr 2020 hat Ulrike Protzer als eine sehr kräftezehrende Zeit auch für die Wissenschaft empfunden. Auf die öffentliche Rolle sei kaum jemand vorbereitet gewesen. Anders als viele Kollegen blieb sie mit öffentlichen Auftritten zurückhaltend. „Ich habe versucht, möglichst immer nur zu informieren und nah an den Daten zu bleiben“, sagt sie der Redaktion. „Ich denke, das ist auch die Aufgabe von uns Wissenschaftlern. Es ist nicht unsere Aufgabe, uns in Talkshows zu setzen, das ist etwas, was Politiker oder Interessenvertreter machen müssen.“ Wissenschaftler sollten Daten interpretieren und den Steuerzahler, der die Arbeit finanziere, informieren. „Diesen Weg versuche ich einzuhalten.“

    Lesen Sie dazu auch das Interview mit Ulrike Protzer: Virologin Protzer: "Wir müssen uns auf einen harten Winter vorbereiten"

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