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Coronavirus: RKI-Chef Wieler: „Unkontrollierte Ausbreitung droht“

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RKI-Chef Wieler: „Unkontrollierte Ausbreitung droht“

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    Lothar Wieler, Leiter des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage.
    Lothar Wieler, Leiter des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), bei einer Pressekonferenz zur Corona-Lage. Foto: Markus Schreiber, dpa

    Lothar Wieler hat schlechte Nachrichten: Deutschland verzeichnet die meisten Neuinfektionen mit dem Corona-Virus seit Beginn der Pandemie. Erstmals, so der Chef des Robert-Koch-Instituts (RKI) bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Berlin, hat der Wert die Marke von 10.000 überschritten. Exakt 11.297 neue Corona-Fälle wurden registriert, drei mal so viele wie noch vor zwei Wochen. „Die Situation ist sehr ernst geworden, das Infektionsgeschehen nimmt rasant zu“, sagte Wieler. Doch noch bestehe die Chance, die Ausbreitung zu verlangsamen.

    Der eindringliche Appell Wielers lautet: „Es müssen sich noch mehr Menschen an die Infektionsschutzregeln halten“. Abstand halten, Händewaschen, in bestimmten Situationen Atemmasken tragen und gerade jetzt im Herbst – regelmäßig Lüften – die Empfehlungen seien bekannt. Sonst drohe eine unkontrollierte Ausbreitung des Virus.  „Wir sind nicht machtlos, wir können etwas bewirken“, so Deutschlands oberster Seuchenschützer.

    Wieler: Noch überwiegend junge Menschen infiziert

    Rund 392.000 Corona-Fälle hat das RKI seit dem Ausbruch der Krankheit im Frühjahr registriert. Die Zahl der Menschen, die im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung gestorben sind, kletterte um 30 auf 9905. Überstanden haben die akute Phase der Infektion rund 306.000 Menschen. Es gibt also derzeit rund 76.000 aktive Fälle, rechnet Wieler vor.

    Noch seien überwiegend jüngere Menschen betroffen, deshalb verlaufe die Erkrankung häufiger mild und seltener tödlich. Doch auch die Ausbreitung in Alten- und Pflegeheimen nehme wieder zu. Immer mehr Corona-Patienten müssten im Krankenhaus behandelt werden, momentan 943 Menschen befinden sich mit Corona auf einer Intensivstation. „Wir müssen leider davon ausgehen, dass sowohl die Zahl der schweren Fälle als auch der Toten weiter steigen wird“, sagte Wieler.

    Die meisten Ansteckungen finden laut dem Robert-Koch-Institut inzwischen im privaten Bereich statt. In öffentlichen Verkehrsmitteln, Hotels oder Schulen dagegen seien Ausbrüche dagegen eher selten. Gerade dort, wo die Zusammenkünfte intensiv seien, drohe Gefahr: Bei Hochzeiten oder Partys etwa.

    Einige Infizierte sind sogenannte "Superspreader"

    Es gebe das Phänomen, dass manche Corona-Infizierte kaum andere Menschen ansteckten, andere, sogenannte „Superspreader“ aber eine Vielzahl von Infektionen verursachten. Überall dort, wo Abstand halten nicht möglich sei, sollten die Menschen Masken tragen, empfiehlt Wieler. Wer sich dennoch angesteckt habe, müsse sofort in Quarantäne.“

    Der RKI-Chef räumte ein, dass es nur bei einem Teil der Fälle möglich sei, die Quelle der Ansteckung zuzuordnen. Denn viele Gesundheitsämter seien personell überlastet. Er warnte allerdings davor, die Kontaktnachverfolgung ganz einzustellen. Die Bundesregierung werde die Gesundheitsämter mit zusätzlichem Personal unterstützen. Rund ein Drittel der vom RKI untersuchten Landkreise und Städte liegt über dem Schwellenwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche, ab dem meist verschärfte Infektionsschutzmaßnahmen in Kraft treten. Bei etwa 30 Kreisen und Städten lag der Wert sogar über 100. In ganz Deutschland beträgt der Wert 56,2.

    Trotz der „besorgniserregenden“ Zahlen hält Wieler die deutsche Corona-Strategie weiter für richtig. Durch die Infektionsschutzmaßnahmen werde die Krankheit eingedämmt, Risikopatienten wurden geschützt und die Krankheitsverläufe durch bessere Behandlungsansätze gemildert. Einen Zeitpunkt, ab dem mögliche Corona-Impfungen beginnen könnten, nannte Wieler nicht.

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