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Coronavirus: Ökonomen fordern mehr Krisenhilfe von der Regierung

Coronavirus

Ökonomen fordern mehr Krisenhilfe von der Regierung

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    Wie lässt sich ein Abschwung wegen des Coronavirus verhindern? Unter anderem diese sechs Ökonomen haben sich dazu Gedanken gemacht.
    Wie lässt sich ein Abschwung wegen des Coronavirus verhindern? Unter anderem diese sechs Ökonomen haben sich dazu Gedanken gemacht. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Erst vor wenigen Tage hat die Große Koalition im Kampf gegen das Coronavirus Maßnahmen zur Stützung der deutschen Wirtschaft beschlossen, und doch sind diese nach Einschätzung führender Ökonomen schon wieder veraltet. Sieben renommierte Wirtschaftsprofessoren forderten am Mittwoch in Berlin von der Regierung, schnell eine Schippe draufzulegen, um einen tiefen Abschwung abzuwenden. Zentrales Anliegen der Experten ist, dass die Firmen flüssig bleiben, damit sie nicht in die Insolvenz stürzen.

    Daher schlägt die Gruppe der sieben Ökonomen ein Bündel von Maßnahmen vor, um die Unternehmen rasch zu entlasten. Die Einkommen- und die Körperschaftsteuer könnten zeitweise gesenkt werden, wie es bereits heute laut Gesetz in Notlagen möglich ist. Außerdem sollen die Finanzämter alle fälligen Nach- oder Vorauszahlungen der Steuern zinslos stunden, bis die Virusinfektion abgeklungen ist.

    Ökonomen zu Coronavirus-Hilfen: Deutschland hat genügend Spielraum in der Staatskasse

    Sinnvoll ist nach Einschätzung der Fachleute auch, dass die Bundesregierung einen staatlichen Notfalltopf ins Auge fasst, der gezielt einzelne Firmen vor der Pleite durch Geldspritzen bewahren kann. Viele dieser Maßnahmen seien „für den Staat relativ billig oder kostenneutral“, sagte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung, Sebastian Dullien. Es gehe nicht darum, den Unternehmen Geld zu schenken, sondern Steuern später einzutreiben. „Wenn wir jetzt beherzt eingreifen, wird es billiger, weil wir später weniger Steuerausfälle haben“, ergänzte er.

    Übereinstimmung herrschte bei den Ökonomen, dass Deutschland genügend Spielraum in der Staatskasse hat, um sich kraftvoll gegen eine Talfahrt der Konjunktur zu stemmen. Sollte die Regierung mehr Mittel benötigen, sei die Aufnahme von Krediten angezeigt. „Die Schwarze Null ist in der Krise erst recht kein Ratgeber“, sagte der Chef des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther.  

    Doch selbst wenn die Koalition jetzt nachlegt und die Vorschläge aus der Wissenschaft befolgt, kann der Abschwung wohl nicht mehr verhindert werden. Im ersten halben Jahr wird die Wirtschaftsleistung mit Sicherheit schrumpfen, im Gesamtjahr könnte maximal eine Stagnation erreicht werden. Allerdings rechnen die Fachleute nicht damit, dass es so schlimm kommt wie bei der großen Finanzkrise vor gut zehn Jahren, als die Wirtschaft um mehr als fünf Prozent einbrach.

    Jede zweite Firma rechnet mit Einbußen durch Corona-Epidemie

    Zuversichtlich bleiben sie auch, dass die Arbeitslosigkeit nicht sprunghaft steigen wird. „Wir gehen nicht davon aus, dass es einen Einbruch gibt wie 2009, und deshalb kann man die Effekte auf den Arbeitsmarkt sehr gut abfedern“, meinte der Würzburger Ökonom Peter Bofinger. Er und seine Kollegen lobten ausdrücklich den Beschluss, die Hürden für den Bezug von Kurzarbeitergeld zu senken.

    Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte für Freitag eine Bekanntmachung von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) an, „wo der ganze Bereich der Liquiditätshilfen noch mal aufgerufen wird“. Außerdem wird sich die Regierung am Abend desselben Tages mit den Wirtschaftsverbänden zusammensetzen, um über praxistaugliche Hilfen zu beraten. „Wir werden einen Instrumentenkasten am Freitag haben, der erst mal auf das Vorhersehbare eine Reaktion ist“, sagte die Kanzlerin und betonte: „Wir können die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehen.“ Das Kabinett werde deshalb schauen, „wie sich die Dinge entwickeln.“

    Aus den Unternehmen kam rasch Zustimmung zu den Ideen der Siebener-Gruppe. „Aktuell zählt jeder Cent, der in den Unternehmen bleiben kann. Das gilt für Klein-Betriebe genauso wie für mittelständische Familienunternehmen und Großkonzerne“, mahnte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, Eric Schweitzer. Eine Umfrage des Verbandes hatte ergeben, dass hierzulande jede zweite Firma mit Umsatzeinbußen durch die Epidemie rechnet.

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