Das Bundeskabinett hat ein Gesetz auf den Weg gebracht, das die Arbeitsbedingungen unter anderem in der Fleischindustrie verbessern soll. Den Grünen geht dieser Schritt nicht weit genug. „Das Gesetz ist ein überfälliger erster Schritt, aber jetzt kommt es darauf an, dass wir auch andere Branchen in den Blick nehmen“, sagt Dieter Janecek, Wirtschaftsexperte und industriepolitischer Sprecher der Grünen-Bundestagsfraktion unserer Redaktion.
Grünen-Politiker Janecek kritisiert Söder: Unwürdige Arbeitsbedingungen bei Ernte
„Ob bei der Ernte im Landwirtschaftsbereich oder im Bau und der Logistik - lange Subunternehmer-Ketten sind kein Einzelphänomen der Schlachtbetriebe.“ Die Coronakrise lege offen, dass beengte Wohnverhältnisse und Arbeitsbedingungen bei schlechter Bezahlung in vielen Branchen weiterhin Realität seien. „Kein Wunder, dass ein relevanter Teil des Infektionsgeschehen hier stattfindet, zulasten der Ärmsten in unserer Gesellschaft. Das muss sich grundlegend ändern!“, fordert Janecek.
Besonders scharf greift der Grünen-Politiker den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder an. Seit Monaten würden die Grünen fordern, dass gegen die unwürdigen Arbeitsbedingungen und beengte Wohnverhältnisse im Schlachtgewerbe und bei den Erntehelfern konsequent vorgegangen werde. „Wo war da der selbsternannte Krisenmanager Söder?“, fragt Janecek.
Grüne wollen mehr Branchen als nur Fleischindustrie und Landwirtschaft kontrollieren
Die Fälle würden sich auch und gerade in Bayern häufen, als Beispiele nennt er den Spargelhof in Aichach-Friedberg und den Bauernhof in Dingolfing-Mamming. „Statt immer mit dem Finger auf andere zu zeigen, sollte die Staatsregierung endlich mal bei uns zuhause aufräumen: Schluss mit den ausbeuterischen Leiharbeitsverhältnissen und Werkverträgen“, sagt der Grüne. „Wir brauchen deutlich mehr Kontrollen und eine Überprüfung der Zustände auch in anderen Sektoren, wie der Logistik- und Baubranche mit ihren langen Subunternehmer-Ketten!“