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Coronavirus: Forscherin Priesemann wirbt für Inzidenz von zehn Fällen als Ziel

Coronavirus

Forscherin Priesemann wirbt für Inzidenz von zehn Fällen als Ziel

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    Viola Priesemann ist Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation.
    Viola Priesemann ist Forschungsgruppenleiterin am Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation. Foto: Jürgen Heinrich Via Www.imago-images.de

    "Es ist um ein Vielfaches leichter, die Fallzahlen unter Kontrolle zu halten, wenn sie niedrig sind, als wenn sie bereits hoch angestiegen sind", erklärt die Physikerin Viola Priesemann vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation unserer Redaktion.

    "Wir werben deshalb als gemeinsames Ziel, gemeinsam für alle europäischen Länder, eine Sieben-Tage-Inzidenz von rund zehn Fällen pro 100.000 Einwohner anzustreben", betont die Forscherin, die zusammen mit zahlreichen anderen europäischen Wissenschaftlern für harte Lockdown-Maßnahmen plädiert. "In vielen Ländern um uns herum haben die Länder mit Lockdowns auf die stark gestiegenen Zahlen reagiert", betont sie. "Das Virus respektiert keine Grenzen."

    Viola Priesemann vergleicht Corona-Pandemie mit Feuer

    "Hohe Fallzahlen bedeuten nicht mehr Freiheiten, sondern das Gegenteil ist der Fall", erklärt die Physikerin. "Das ist wie bei einem Feuer: Einen kleinen Waldbrand bekommt man schnell und gut unter Kontrolle. Aber ist er einmal außer Kontrolle geraten, wird es extrem schwierig, eine Ausbreitung wieder einzudämmen." Für eine langfristige Kontrolle der Pandemie helfe deshalb nur eine zügige und deutliche Senkung der Fallzahlen.

    Wichtig sei dabei der sogenannte R-Wert, der angibt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. "Die Unterschiede sind enorm", erklärt Priesemann: "Bei einem R-Wert von 0,7 halbieren sich die Infektionszahlen etwa alle acht Tage. Ein R-Wert von 0,9 bedeutet aber, dass sich die Infektionszahlen nur jeden Monat halbieren", fügt sie hinzu. "Das bedeutet in der Praxis, dass wir etwa vier Wochen - oder vier Monate brauchen, um die Infektionen um den Faktor zehn oder mehr zu senken", rechnet die Physikerin vor.

    Viola Priesemann: Niedrige Corona-Fallzahlen versprechen mehr Freiheit

    "Je konsequenter wir sämtliche möglichen Maßnahmen gleichzeitig ergreifen, beispielsweise Homeoffice oder wo dies nicht möglich ist, Schnelltests an Arbeitsplätzen, desto schneller erreichen wir Lockerungen", betont Priesemann.

    "Erst bei einer Fallzahl von deutlich unter 50 können die Gesundheitsämter Infektionsketten eindämmen und die Lage stabilisieren. Niedrige Fallzahlen bedeuten mehr Freiheit für jeden einzelnen."

    Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Newsblog.

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