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Coronavirus: CSU will mit schärferen Gesetzen Trend zu Großschlachthöfen umkehren

Coronavirus

CSU will mit schärferen Gesetzen Trend zu Großschlachthöfen umkehren

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    Das Fleischwerk Tönnies in Rheda-Wiedenbrück.
    Das Fleischwerk Tönnies in Rheda-Wiedenbrück. Foto: David Inderlied, dpa

    Nach dem Corona-Ausbruch in der Fleischfabrik Tönnies mit mehr als 1300 Infizierten wird der Ruf nach schärferen Vorschriften für die Branche immer lauter. "Wir müssen die Transportwege für Schlachtvieh viel stärker begrenzen", forderte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Union, Georg Nüßlein (CSU), gegenüber unserer Redaktion. "Das dient erstens dem Tierwohl und wird zweitens automatisch die gefährliche Konzentration auf einige wenige Schlachthöfe beenden." Auch Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) kritisierte die Zentralisierung der Branche: "Wie man sieht, hat Größe dann einen Negativpreis."

    Es sei "ein Wahnsinn", wenn zuerst die Schlächter aus Osteuropa nach Deutschland geholt und dann die Schweine in Betriebe wie den von Tönnies hinterhergekarrt würden, warnte Nüßlein. "Wir brauchen einen Schwenk in der Landwirtschaftspolitik, der bäuerliche Familienbetriebe stärkt und auch in Zukunft in die Lage versetzt, ethisch verantwortlich zu produzieren." Der Handel wiederum müsse aufhören, für Fleisch mit billigen Preisen zu werben.

    Mehr als 1300 Tönnies-Mitarbeiter mit Coronavirus infiziert

    Wenn die Supermarktketten sich da nicht bewegten, so Nüßlein, "brauchen wir ein Verbot". Agrarministerin Klöckner favorisiert eine sogenannte Tierwohlabgabe, die auf Fleisch, Wurst oder Milch aufgeschlagen werden könnte. Die FDP lehnt dies ab. "Mit der Einführung einer neuen Verbrauchssteuer würde die CDU nach der massiven Erhöhung der Kfz-Steuer gleich ihr nächstes Wahlversprechen brechen", sagte Fraktionsvize Michael Theurer. "Teurere Lebensmittel treffen zudem vor allem Familien und Menschen mit niedrigen Einkommen und sind auch sozial ungerecht."

    Die Zahl der positiv getesteten Tönnies-Mitarbeiter in Rheda-Wiedenbrück, der größten Fleischfabrik in Deutschland, ist am Wochenende auf mehr als 1300 gestiegen. Die Behörden haben alle 6500 Mitarbeiter unter Quarantäne gestellt und den Betrieb für 14 Tage geschlossen. Das Verhältnis zwischen dem Kreis Gütersloh und der Firma ist offenkundig zerrüttet. "Das Vertrauen, das wir in die Firma Tönnies setzen, ist gleich null", sagte der Leiter des Krisenstabes, Thomas Kuhlbusch. So habe Tönnies Listen der Beschäftigten geliefert, in denen bei 30 Prozent die Adressen gefehlt hätten. Daraufhin hätten sich der Kreis Gütersloh und der Arbeitsschutz in der Nacht zum Samstag Zugriff auf die Personalakten der Firma Tönnies verschafft.

    "Lebensmittel könnten Quelle einer Infektion mit dem Virus sein"

    Tönnies ist mit einem Marktanteil von gut 30 Prozent das mit Abstand größte Schlachtunternehmen in der Bundesrepublik. Im vergangenen Jahr wurden in den Betrieben des Konzerns mehr als 16 Millionen Schweine geschlachtet. Sie beliefern unter anderem Aldi Süd, Aldi Nord, Lidl und Rewe. Nach Auskunft der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gibt es bislang allerdings keine nachgewiesenen Fälle, in denen sich Menschen durch den Verzehr von Lebensmitteln infiziert hätten. Übertragungen über Oberflächen, die mit Viren verunreinigt worden sind, seien zwar denkbar, da die Viren in der Umwelt aber nur eine geringe Stabilität haben, sei das nur für einen relativ kurzen Zeitraum wahrscheinlich: "Demnach ist es nach derzeitigem Wissensstand auch unwahrscheinlich, dass Lebensmittel Quelle einer Infektion mit dem Virus sein könnten."

    Dänemark ist neben Deutschland einer der größten Schweinefleischproduzenten Europas. Warum die Schlachthöfe dort kein Problem mit Corona haben, lesen Sie hier.

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