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Corona: Schutzausrüstung fehlt: Kritik von Gewerkschaften und Heimbetreibern

Corona

Schutzausrüstung fehlt: Kritik von Gewerkschaften und Heimbetreibern

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    Eine Pflegekraft steht am Fenster eines Seniorenheimes: Es wächst die Kritik, dass es zu wenig Schutzausrüstung gebe.
    Eine Pflegekraft steht am Fenster eines Seniorenheimes: Es wächst die Kritik, dass es zu wenig Schutzausrüstung gebe. Foto: P. Steffen, dpa (Symbol)

    Vier Wochen nach Ausrufung von Kontaktsperren und anderer Notmaßnahmen in der Coronavirus-Krise wächst bei Gewerkschaften und Heimbetreibern die Kritik am anhaltend großen Mangel an Schutzausrüstungen in Deutschland. „Noch immer fehlt es in vielen Kliniken und besonders in der Altenpflege und bei den ambulanten Pflegediensten an allen Ecken und Enden an Schutzkleidung“, sagte Verdi-Vorstand Sylvia Bühler unserer Redaktion.

    „Dies kann für Patienten, pflegebedürftige Menschen und die Beschäftigten fatale Folgen haben“, betonte sie. Auch Caritas und Diakonie äußerten ähnliche Kritik.

    Viele Beschäftigten ständen ständig vor einem Dilemma, sagte das für den Gesundheits- und Pflegebereich zuständige Verdi-Bundesvorstandsmitglied: „Wenn sie ohne ausreichenden Schutz arbeiten, besteht die Gefahr, dass sie sich selbst mit dem Corona-Virus infizieren und ihn weitertragen - und zwar ausgerechnet an die, die besonders gefährdet sind“, warnte die Gewerkschafterin.

    Wenn sie auf Einhaltung der Hygienestandards bestehen, würden Menschen oft nicht angemessen versorgt. „Dieses Abwägen bedeutet eine hohe psychische Belastung“, fügte Bühler hinzu.

    „Deutliche Kritik üben wir als Gewerkschaft an der aktuellen Aufweichung der Standards für Schutzausrüstung durch das Robert-Koch-Institut. „Die Arbeitsschutzmaßnahmen, die erforderlich sind, um die Gesundheit der Beschäftigten in Kliniken und Pflegeeinrichtungen zu sichern, sind ja nicht deshalb obsolet, weil es an Schutzkleidung fehlt. Einschränkungen beim Arbeitsschutz dürfen auch in dieser Krise nicht einfach hingenommen werden.“ Dies sei auch haftungsrechtlich relevant, wenn Beschäftigte erkranken.

    Caritas und Diakonie kritisieren Mangel an Masken und Schutzkleidung in Heimen

    Besonders problematisch bleibt die Lage in den Alten- und Pflegeheimen, wie die großen Träger Caritas und Diakonie bestätigen. „Der Bedarf an Atemschutzmasken und Schutzkleidung ist nach wie vor sehr hoch und in den Pflegeeinrichtungen kommt zu wenig an“, sagte Caritas-Präsident Peter Neher unserer Redaktion. Erst seit Ostern gebe es eine leicht positive Entwicklung. „Man könnte auch sagen, es hat sich von sehr schlecht zu schlecht verbessert“, kritisierte Neher.

    „Schutzausrüstung ist nicht nur in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen dringend vonnöten, sondern auch bei der Versorgung von Menschen, die gesundheitlich besonders gefährdet sind“, betonts der Caritas-Chef. Auch Behinderteneinrichtungen und Wohnungsloseneinrichtungen seien dringend drauf angewiesen. „Diese Einrichtungen sind bei den Länderbehörden, die für die Verteilung zuständig sind, zu wenig im Fokus“, kritisiert Neher. Auch pflegende Angehörige, die zwei Drittel der Pflegebedürftigen in Deutschland betreuten, bräuchten dringend Schutzausrüstung, sagte der Caritas-Chef.

    „Die Pflegeeinrichtungen arbeiten unter sehr schwierigen Bedingungen“, betonte auch Diakonie-Präsident Ulrich Lilie. Besonders kritisch sei, dass die Zuwendung am Lebensende für hochbetagte Heimbewohner nicht mehr so möglich sei, wie es sein sollte. Auch das Besuchsverbot treffe die Bewohner und ihre Angehörigen sehr. „Auch die vielen Menschen, die sich in der Altenhilfe freiwillig engagieren, können nicht mehr kommen“, sagte Lilie unserer Redaktion.

    Die Berufspfleger müssten vieles ausgleichen, was sonst an Leben von außen ins Heim hineinkomme. „Dass sie ohne Schutzmaterialien arbeiten müssen, die normalerweise leicht und preiswert zu beschaffen sind, ist für sie nur schwer nachvollziehbar“, betonte Lilie. Der Diakonie-Präsident kritisierte die Gesundheitspolitik der vergangenen Jahre: „An vielen Stellen hat die Politik Wert darauf gelegt, dass es im Gesundheitswesen keine Reserven gibt“, sagt Lilie. „Bessere Vorbereitung rettet Menschenleben und spart im Ernstfall viel Geld.“

    Berufsverband kritisiert tödliche Gefahr durch fehlenden Corona-Schutz in Heimen

    Auch der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe kritisiert, dass viele Heime Schutzausrüstung, anders als vorgesehen, mehrfach verwenden müssten. „Auch das hat sicherlich dazu beigetragen, dass dort die Pandemie-Lage zunehmend eskaliert und steigende Zahlen Infizierter verzeichnet werden müssen, oft mit tödlichen Folgen“, sagte Sprecherin Johanna Knüppel.

    „Pflege lässt sich nicht mit 1,5 Meter Distanz erbringen, sondern erfolgt im direkten, meist auch körperlichen Kontakt“, betonte Knüppel. „Der Stellenwert und die Beteiligung der Pflege im System müssen sich drastisch verbessern, sonst stolpert man am Ende von einer Krise gleich in die nächste.“

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