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Corona-Pandemie: Wie hoch war die Übersterblichkeit im Corona-Jahr 2020?

Corona-Pandemie

Wie hoch war die Übersterblichkeit im Corona-Jahr 2020?

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    In Zeiten besonders vieler Corona-Toten ist manches Krematorium überlastet. Die Pandemie schlägt sich auch in der Gesamtstatistik der Todesfälle in Deutschland nieder.
    In Zeiten besonders vieler Corona-Toten ist manches Krematorium überlastet. Die Pandemie schlägt sich auch in der Gesamtstatistik der Todesfälle in Deutschland nieder. Foto: Julian Stratenschulte, dpa (Symbolbild)

    Volle Intensivstationen, Pfleger und Ärzte am Limit, überlastete Krematorien: Bilder wie diese prägten das Jahr 2020. Noch immer warnen Mediziner vor einem Kollaps des Gesundheitssystems. Und doch ist regelmäßig ein vermeintliches Argument von Kritikern der Corona-Maßnahmen zu hören: Die meisten Todesfälle hätte es auch ohne Corona gegeben. Zahlen des Statistischen Bundesamts legen nun nahe, dass dies nicht so ist - und sich die Zehntausenden

    Corona verursachte wohl Übersterblichkeit in Deutschland

    Genau 982.489 Menschen sind nach den amtlichen Zahlen 2020 in Deutschland gestorben. Damit starben 48.100 Menschen mehr als durchschnittlich in den Jahren 2016 bis 2019. Die sogenannte Übersterblichkeit beträgt damit rund fünf Prozent. Der Wert wird herangezogen, um die tatsächliche Auswirkung etwa von Pandemien auf die Sterblichkeit in einem Land zu messen. Dabei fließen auch Nebenffekte ein - etwa weil die Kontaktbeschränkungen auch die Verbreitung anderer Infektionskrankheiten wie die Grippe gehemmt haben.

    "Die gestiegenen Sterbefallzahlen im Jahr 2020 sind größtenteils auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen", heißt es von den Statistikern der Bundesbehörde. Besonders deutlich hinterließ Corona in den Monaten Spuren in der Todesstatistik, in denen die Infektionen besonders hoch waren - gerade im Dezember. Nach dem statistischen Bundesamt starben mit 106.607 Menschen 29 Prozent mehr als in den durchschnittlichen Vorjahresmonaten. Das ist die höchste Zahl von Todesfällen in einem Dezember seit 1969, als die sogenannte Hong-Kong-Grippe die Sterbestatistik in die Höhe schnellen ließ. Noch deutlicher tritt der Effekt in Corona-Hotspots wie Sachsen zutage: Hier starben im Dezember 2020 mehr als doppelt so viele Menschen wie in den Vorjahresmonaten.

    Mehrere Effekte beeinflussten Übersterblichkeit im Jahr 2020

    Das Statistische Bundesamt weist auf mehrere Besonderheiten im Jahr 2020 hin: Erstens war die Auswirkung der Grippe im ersten Quartal vergleichsweise gering. Im April zeigte sich mit dem Anstieg der Corona-Todesfälle auch in der Gesamtstatistik ein deutlicher Anstieg. Während der wärmeren Monate - als in Deutschland niedrige Corona-Fallzahlen herrschten - lagen die Todesfälle bis zum Hitzemonat August auf durchschnittlichem Niveau. Ab Oktober zeigte sich mit einem Anwachsen der zweiten Corona-Welle eine deutliche Übersterblichkeit.

    Zahl der Todesfälle wäre auch in einem normalen Jahr etwas gestiegen

    Zu beachten ist, dass 2020 ein Schaltjahr war - was die Zahl der Todesfälle rechnerisch um 3.000 steigen lässt. In einem normalen Jahr hätte das Statistische Bundesamt zudem mit einem Anstieg der Todesfälle um ein bis zwei Prozent gerechnet. Das liegt daran, dass sich die Altersstruktur der Bevölkerung ändert. Allerdings rechnet die Behörde damit, dass der tatsächliche Anstieg der Todeszahlen von fünf Prozent wegen Nachmeldungen wohl noch auf sechs Prozent steigt.

    In anderen europäischen Ländern lag die Übersterblichkeit wesentlich höher: In Belgien etwa bei 17 Prozent, in England bei 15 Prozent, in Schweden bei elf Prozent. Österreich verzeichnet ebenfalls eine Zunahme der Todesfälle um elf Prozent, Frankreich um sieben Prozent. Besonders das Vereinigte Königreich ist durch die ansteckendere Corona-Variante hart von der Pandemie betroffen.

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