Wie Englands Gesundheitsminister per Videobeweis überführt wurde
Matt Hancock hat die Abstandsregeln in Großbritannien selbst aufgestellt – und muss nun gehen, weil er sie missachtet hat, als er eine Mitarbeiterin küsste.
Kann man an diesem Tag einen ganzen Text über England schreiben, ohne die beiden Worte Wembley und Elfmeterschießen zu verwenden? Lassen Sie es uns zumindest mal versuchen. Es gibt schließlich Wichtigeres als Fußball. Die Liebe zum Beispiel. War ja auch nicht immer so leicht in Corona-Zeiten – erst recht, wenn man eine Fernbeziehung führt. Oder eine, von der keiner etwas wissen soll.
Nehmen wir Matt Hancock. Nein, kein Fußballer, sondern Politiker. Der wohnt zwar mit seiner Ehefrau unter einem Dach, wäre also in Sachen Abstandsregeln, die er als Gesundheitsminister selbst aufgestellt hatte, fein raus. Dummerweise wird er aber aushäusig beim Handspiel im Strafraum erwischt – als er eine Mitarbeiterin küsst. Das ist nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch rechtlich, weil: zweiter Haushalt.
Matt Hancock muss gehen, weil er eine Mitarbeiterin küsste
Zum Zeitpunkt des außerehelichen Fouls Anfang Mai gelten auf der Insel strenge Kontaktbeschränkungen. Die Unschuldsgeste eines Verteidigers, der gerade den Gegenspieler über die Bande getreten hat und nun mit ausgebreiteten Armen allenfalls eine „leichte Berührung“ einräumt, ist zwecklos. Denn es gibt einen Videobeweis. Die Überwachungskamera im Büro des Politikers hält die entscheidende Szene fest. Zunächst hofft Premier Boris Johnson noch, er könne seinen Schlüsselspieler irgendwie in die Verlängerung retten. Doch die Opposition lauert auf ihre Chance und so muss er den rotgefährdeten Hancock doch vom Feld holen.
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