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Corona-Pandemie: Reicht 2G, um die vierte Corona-Welle zu brechen?

Corona-Pandemie

Reicht 2G, um die vierte Corona-Welle zu brechen?

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    An einem Restaurant im Stuttgarter Westen hängt ein Schild mit dem Hinweis auf die 2G-Regel.
    An einem Restaurant im Stuttgarter Westen hängt ein Schild mit dem Hinweis auf die 2G-Regel. Foto: Marijan Murat, dpa (Smbolbild)

    Die Nachrichten ähneln jenen aus dem Herbst und Frühjahr 2020: Nach und nach werden Veranstaltungen abgesagt, bei jedem Treffen schwingt nun wieder der Gedanke an das Coronavirus mit. Und wie auch in den vergangenen Wellen gibt es eine große Unbekannte: Noch immer existieren kaum gesicherte Zahlen darüber, wo sich Menschen mit dem Virus infiziert haben – und damit auch darüber, welche Corona-Maßnahmen letzten Endes am sinnvollsten sind.

    Daten des Robert-Koch-Instituts ermöglichen lediglich eine Annäherung: Der größte Teil der Ansteckungen, die sich zurückverfolgen lassen, findet demnach in Privathaushalten statt, gefolgt von Altenheimen und Schulen. Dass viele sich im Klassenzimmer anstecken, zeigt auch die aktuelle Sieben-Tage-Inzidenz bei Kindern und Jugendlichen: Für die Altersgruppe der Sechs- bis Elfjährigen meldete das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit eine Inzidenz von 1073. Bei den Zwölf- bis 15-Jährigen beträgt sie 979. Zum Vergleich: Für alle Altersgruppen liegt sie bei 555. Die große Mehrheit der Infektionen in Deutschland kann laut RKI jedoch keinem Ort zugeordnet werden – da die Betroffenen oft gar nicht wissen, wo sie sich infiziert haben.

    In Bayern gilt flächendeckend die 2G-Regel

    Weil das Infektionsgeschehen weiterhin so diffus ist, raten Wissenschaftler und Forscherinnen mit Blick auf die Ministerpräsidentenkonferenz am Donnerstag, nicht ausschließlich auf 2G- und 3G-Beschränkungen zu setzen. Ein Forscherteam um die Physikerin und Modelliererin Viola Priesemann hat verschiedene Szenarien erarbeitet, wie der Corona-Winter ablaufen könnte. „Das, was derzeit geplant ist, nur 2G, 3G im öffentlichen Bereich, das wird nicht reichen, um die Fallzahlen runterzubringen“, sagte die Wissenschaftlerin vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen bei einer Anhörung im Bundestag. Die meisten Kontakte zwischen Menschen fänden in Privathaushalten statt. Außerdem würden in Schulen und am Arbeitsplatz weiterhin ungeimpfte und geimpfte Personen zusammenkommen.

    Priesemann und ihr Forscherteam fordern in dem Papier stattdessen, dringend die regulären Impfungen sowie die Boosterimpfungen voranzutreiben. Die Wissenschaftler skizzieren drei mögliche Szenarien. Bleibe alles wie gehabt, würden die Infektionszahlen weiter in die Höhe schnellen und „wahrscheinlich zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen“. Setze die Regierung ihr geplantes Programm mit 2G- und 3G-Einschränkungen um, könne ein Kollaps der Kliniken voraussichtlich verhindert werden – die Belastung in den Krankenhäusern bliebe aber hoch.

    Wie kann die vierte Corona-Welle gebrochen werden?

    Gebrochen werden könne die vierte Welle nach Ansicht der Forscher jedoch nur mit einer „Impf- und Booster“-Offensive – auch, weil der Impfschutz vor allem bei älteren Menschen bereits wieder nachgelassen hat. Vorbild für die Booster-Aktion ist Israel: In dem Land hat bereits mehr als die Hälfte der Bevölkerung eine Auffrischungsimpfung erhalten, die Infektionszahlen sanken in der Folge wieder deutlich ab.

    Um in Deutschland bis Weihnachten noch 50 Prozent aller Menschen zu impfen, müssten Ärzte und Impfzentren das Impftempo jedoch deutlich steigern und rund sieben Prozent der Bevölkerung pro Woche immunisieren, also in etwa so viele wie zu den Hochzeiten der Impfaktion im Sommer. Würde pro Tag ein Prozent der Bevölkerung geimpft, wären erste Wirkungen in etwa einem Monat zu sehen, erläuterte Expertin Priesemann. Impfungen und Auffrischimpfungen, betonte sie, seien „der nachhaltige Weg aus dieser Welle, alles andere sind Übergangsmaßnahmen“.

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