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Corona-Pandemie: Mutiertes Virus: Wie Großbritannien abgeriegelt wird

Corona-Pandemie

Mutiertes Virus: Wie Großbritannien abgeriegelt wird

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    Lastwagen stehen in der Nähe von Folkestone in der Grafschaft Kent im Stau, nachdem der Zugang zum Eurotunnel geschlossen wurde.
    Lastwagen stehen in der Nähe von Folkestone in der Grafschaft Kent im Stau, nachdem der Zugang zum Eurotunnel geschlossen wurde. Foto: Steve Parsons, PA Wire, dpa

    Die Schlange der Lkw scheint nicht zu enden. Sie zieht sich kilometerweit und entlang der Klippen von Dover durch die englische Landschaft bis weit ins Landesinnere der Grafschaft Kent hinein. Lastwagen parken auf dem Seitenstreifen wie auch auf der Autobahn. Es herrscht das absolute Chaos im Königreich, das seit der Nacht auf Montag als Folge der Covid-19-Variante mit dem sperrigen Namen VUI2020/12/01 vom Festland abgeschnitten ist.

    Mit Blick auf die mutierte Form des Coronavirus hatte neben zahlreichen Ländern wie Deutschland, Österreich und Belgien auch Frankreich als Vorsichtsmaßnahme die Grenzen für Fähren, Züge und Flugzeuge dichtgemacht – der Hafen Dover und der Eurotunnel stellten daraufhin den Betrieb ein. Es war das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass die wichtigste Verbindung der Insel mit dem europäischen Kontinent – sie macht 20 Prozent des Warenverkehrs aus – gekappt wurde.

    EMA empfiehlt erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in der EU.
    EMA empfiehlt erste Zulassung eines Corona-Impfstoffs in der EU. Foto: Victoria Jones, dpa

    Die Situation ist äußerst angespannt. Die britische Supermarkt-Kette Sainsbury’s warnte vor Lieferengpässen, sollte der Frachtverkehr weiterhin unterbrochen sein. Etliche Spediteure auf dem Kontinent stoppten ihre Fahrer auf dem Weg nach Großbritannien aus Sorge, am Ende nicht mehr zurückkehren zu können. "Wenn sich nichts ändert, werden in den kommenden Tagen Kopfsalat, einige Blattgemüse, Blumenkohl, Brokkoli und Zitrusfrüchte in den Regalen fehlen", hieß es von Sainsbury’s.

    Premierminister Boris Johnson berief ein Krisentreffen der Regierung ein

    Verkehrsminister Grant Shapps mühte sich in Interviews sichtlich auf allen Nachrichtenkanälen, die Bürger zu beruhigen, von Panikkäufen abzuhalten. Premierminister Boris Johnson berief ein Krisentreffen der Regierung ein, um zu klären, wie der Warenfluss gewährleistet werden kann. Das Pfund stürzte derweil ab.

    Auch am Flughafen Heathrow herrschten tumultartige Szenen, nachdem immer mehr Staaten einen coronabedingten Einreisestopp für Reisende aus Großbritannien verhängten und tausende Passagiere in letzter Minute versuchten, das Land zu verlassen. Selbst die Republik Irland machte seine Grenzen dicht. Die innerbritische Grenze zwischen England und Schottland ist ebenfalls geschlossen. "Der Virus ist außer Kontrolle, dies ist jetzt ein echter Notfall", sagte der Oppositionsführer von Labour, Keir Starmer. Für Verwunderung sorgte bei Beobachtern die Aussage von Shapps, dass die Maßnahmen der Franzosen, den Ärmelkanal zu blockieren, die britische Regierung "ziemlich überraschend" getroffen habe. Gab es keine Absprache im Vorfeld mit den europäischen Partnern?

    Coronavirus-Mutation: Professor fordert Beweise für die höhere Ansteckung

    Einige Wissenschaftler äußerten zudem Skepsis über die Aussage, dass die Mutation, die bereits im September in der Grafschaft Kent entdeckt wurde, bis zu 70 Prozent ansteckender sein soll. Damit begründete Johnson am Samstag seine plötzliche Kehrtwende bezüglich der Lockerungen zu Weihnachten.

    Carl Heneghan, Professor für evidenzbasierte Medizin an der Universität Oxford, forderte in Medien Beweise für die höhere Ansteckung. "Ich mache diesen Job seit 25 Jahren und ich kann sagen, dass man in so kurzer Zeit keine quantifizierbaren Zahlen nachweisen kann." Manche Kritiker mutmaßten, dass Boris Johnson die Übertragbarkeit der neuen Variante noch übertriebener dargestellt hat, als sie ohnehin ist, um eigene Versäumnisse zu kaschieren.

    Die Auswirkungen der Flugstreichungen waren an fast allen großen europäischen Flughäfen zu spüren: Rund 50 Passagiere aus Großbritannien mussten die Nacht zum Montag im Transitbereich des Münchner Flughafens verbringen.

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