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Corona-Pandemie: Krankenkassen wollen Hausärzten beim Impfen helfen

Corona-Pandemie

Krankenkassen wollen Hausärzten beim Impfen helfen

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    Bald sollen auch Hausärzte gegen Corona impfen können.
    Bald sollen auch Hausärzte gegen Corona impfen können. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Es vergeht kein Tag, an dem Hausärzte nicht rufen, endlich an den Corona-Impfungen beteiligt zu werden. Noch, so betont nicht nur Gesundheitsminister Jens Spahn, gebe es nicht ausreichend Impfstoff für ein zweigleisiges Impfkonzept mit öffentlichen Impfzentren auf der einen Seite sowie Hausarztpraxen und Betriebsärzten auf der anderen. Die Impfstoff-Hersteller fahren erst noch ihre Produktion immer weiter hoch – Aber auch neu zugelassene Mittel kommen auf den Markt.

    Ab Mai sollen dann drei Millionen Impfdosen pro Woche zur Verfügung stehen: Dann könnten in 14 Tagen genauso viele Menschen geimpft werden wie in den vergangenen drei Monaten zusammen.

    SPD fordert sofortige Einbindung der Hausärzte in Hotspots

    "Wenn wir jetzt nicht nur darüber reden, sondern den Impfturbo tatsächlich einlegen wollen, führt kein Weg an den Haus- und Fachärzten vorbei", betont auch die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar. In den Grenzgebieten mit hoher Inzidenz mache es schon jetzt Sinn, die ambulanten Praxen einzubeziehen und wie in Sachsen die breite Bevölkerung zu impfen. "Hierfür wäre keine Registrierung notwendig, da die Terminvergabe am sinnvollsten direkt und wie gewohnt in der Arztpraxis erfolgt und von den Priorisierungsvorgaben in diesen extrem betroffenen Regionen abgewichen werden kann."

    Martin Litsch, Vorsitzender des AOK-Bundesverbandes, unterstützt die Forderung der Hausärzte
    Martin Litsch, Vorsitzender des AOK-Bundesverbandes, unterstützt die Forderung der Hausärzte Foto: Britta Pedersen, dpa

    Auch die Krankenkassen wollen die Hausärzte unterstützen. "Es ist gut, dass die Ärzte jetzt ins Spiel kommen und ihre ganze Impfkompetenz einbringen wollen", sagt der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch. "Damit wird mehr Geschwindigkeit und Breitenwirkung beim Impfen erzielt", hofft er. Auch die Abrechnung des gewaltigen zu erwartenden Ansturms ist laut Litsch kein Problem: "Für die Vergütung haben wir mit den Grippeimpfungen bereits eine gute Orientierung."

    Impfungen in Arztpraxen kosten eine halbe Milliarde Euro

    Die Impfkosten werden über die Kassenärztlichen Vereinigungen abgerechnet und über den Gesundheitsfonds vom Bund erstattet. Die Gesetzlichen Krankenkassen schätzen, dass bei den derzeit geschätzten 20 Millionen Impfungen, die über Arztpraxen statt über die Impfzentren laufen könnten, insgesamt etwa eine halbe Milliarde Euro als Entlohnung für die Arbeit an die Praxisbetreiber gehen.

    Tatsächlich werden auch bei der jährlichen Grippeimpfung innerhalb weniger Wochen bis zu 20 Millionen Menschen geimpft. Dennoch warnen Experten im Hintergrund davor, dass die Ärzteverbände mit ihren lautstarken Rufen nach Impfbeteiligung möglicherweise das Potenzial an Ärger und Problemen unterschätzen könnten, das alsbald auf viele der 50.000 Arztpraxen zurollen könnte. Bislang trifft der Frust der Menschen über mangelnden Impfstoff, umständliche Terminvergabe, umstrittene Impfungen außerhalb der Prioritätenliste und besetzte Telefon-Anmeldenummern vor allem die Politik und nicht Mediziner.

    Viele schauen derzeit nach Norddeutschland: Beim "Bremer Modell" sorgen Unternehmen dafür, dass in den wegen der Pandemie leer stehenden Messehallen mit großem Tempo geimpft werden soll – bis zu 25.000 Bremer am Tag. Die beteiligten Unternehmen um den Bremer Hotelier und Immobilienentwickler Kurt Zech haben 120 Mitarbeiter für professionelle Callcenter und die Terminvergabe abgestellt, maximal eineinhalb Minuten Wartezeit soll es geben.

    "Bremer Modell" könnte beim Impfen Vorbild sein

    Die Bremer AOK unterstützt das Projekt, indem sie das Einladungsmanagement für Risikogruppen übernimmt, die bei ihr versichert sind. "Die AOK Bremen lädt seit Donnerstag jene ihrer Versicherten zur Corona-Impfung ein, die Vorerkrankungen oder Behinderungen haben", sagt Sprecher Jörn Hons. "Die ersten 4000 Einladungen sind an AOK-Versicherte im Alter zwischen 75 und 79 Jahren geschickt worden." Die Betroffenen erhalten einen Zahlencode, der eine sehr schnelle Terminvergabe per Telefon oder Internet möglich macht.

    Dieses System könnte auch schnell auf die Hausarztpraxen ausgeweitet werden, um die Mediziner von Bürokratie und nötigen Attesten für Patienten zu entlasten. Das Modell funktioniert, da fast jeder zweite Risikopatient in Bremen bei der AOK versichert ist. Andere Kassen zögern noch zu folgen.  

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