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Corona-Pandemie: Führen weniger Tests zu mehr unerkannten Infektionen?

Corona-Pandemie

Führen weniger Tests zu mehr unerkannten Infektionen?

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    Ab 11. Oktober müssen die Bürgerinnen und Bürger die Corona-Tests selber bezahlen.
    Ab 11. Oktober müssen die Bürgerinnen und Bürger die Corona-Tests selber bezahlen. Foto: Annette Riedl, dpa

    Wer ab heute einen sogenannten Bürgertest machen möchte, muss dafür selbst bezahlen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten hatten vereinbart, dass das vom Bund seit Anfang März finanzierte Angebot für kostenlose „Bürgertests“ für alle Menschen ohne Symptome enden soll. Da kostenlose Impfungen für alle möglich sind, sei eine dauerhafte Übernahme der Test-Kosten durch die Steuerzahler nicht länger nötig, hieß es zu Begründung. Allein seit Beginn einer separaten Erfassung der „Bürgertests“ durch die Kassenärztliche Bundesvereinigung Anfang Juli wurden mehr als eine halbe Milliarde Euro dafür abgerechnet.

    Coronatests sind nicht mehr kostenlos

    Das Ende der kostenlosen Tests betrachtet die Ärzteorganisation Marburger Bund mit Sorge. Zwar sei es nachvollziehbar, dass die Bevölkerung nicht dauerhaft Corona-Tests für Menschen finanzieren könne, die sich nicht impfen lassen wollten, so die Vorsitzende Susanne Johna. Aber: „Kostenpflichtige Corona-Tests führen dazu, dass sich künftig weniger Menschen mit Symptomen testen lassen werden. Das ist ein Einfallstor für eine weitere Übertragung des Virus“, sagte Johna gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

    Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen hat das nahende Aus der kostenlosen Corona-Schnelltests für alle kritisiert und schlägt stattdessen eine Verknüpfung mit der Impfkampagne vor. „Wer eine Impfberatung annimmt, sollte im Gegenzug einen Gratistest bekommen“, sagte der Bundestagsabgeordnete. Das Ende der kostenlosen „Bürgertests“ komme zu früh. „Ohne Gratistests werden wir weniger Testergebnisse bekommen, mehr Infektionen werden unerkannt bleiben“, warnte Dahmen. „Wir laufen in eine Schattenpandemie.“

    Dahmen mahnte: „Die Pandemie ist nicht vorbei.“ Die Impfkampagne stagniere, und die Inzidenz habe sich bei mehr als 60 gemeldeten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen eingependelt. „Wir sollten der Kehrtwende Österreichs folgen und die Gratistests noch einmal verlängern“, sagte der Grünen-Politiker.

    SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach befürwortet den Schritt

    Karl Lauterbach unterstützt das Ende der kostenlosen Corona-Schnelltests. „Das Auslaufen der kostenlosen Corona-Tests ist richtig“, sagte Lauterbach der Düsseldorfer Rheinischen Post. „Es wäre falsch, denjenigen, die sich selbst der Solidarität des Impfens verweigern, unbegrenzt solidarisch die Tests zu bezahlen.“

    Auch die Kommunen begrüßen den Schritt. „Wir gehen nicht davon aus, dass die wegfallenden kostenlosen Tests zu ernsthaften sozialen Konflikten führen“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebunds, Gerd Landsberg, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland am Montag. „Angesichts einer Impfquote von 80 Prozent bei Erwachsenen ist das der richtige Schritt“, sagte auch der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

    Wer sich weiterhin kostenlos testen lassen kann

    Auch wenn die Tests nun nicht mehr für alle kostenlos sind, gibt es einige Ausnahmen und Übergangsfristen. Wer mit Symptomen zum Arzt geht, muss den Test nach wie vor nicht zahlen. Gleiches gilt für Kinder unter zwölf Jahren ebenso wie für Menschen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

    Die Tests ab Montag bezahlen müssen somit Bürger, die nicht geimpft oder genesen sind und eine Veranstaltung oder eine Einrichtung besuchen wollen, für die die sogenannten 3G-Regeln gelten. Im Hintergrund steht die Hoffnung, dass die Impfbereitschaft steigen könnte, wenn die Nichtimpfung im Geldbeutel spürbar wird.

    Bis Dezember gibt es noch verschiedene Übergangsfristen. Unter anderem können sich Jugendliche und werdende Mütter noch bis 31. Dezember kostenlos testen lassen, stillende Mütter bis zum 10. Dezember. (mmhe, dpa)

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