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Corona-Pandemie: Ende der Homeoffice-Pflicht: Viele Deutsche arbeiten weiter zu Hause

Corona-Pandemie

Ende der Homeoffice-Pflicht: Viele Deutsche arbeiten weiter zu Hause

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    Katze, Kaffee, Chaos: Nach einer langen Zeit im Homeoffice wünschen sich viele Beschäftigte, ihre Kollegen wieder „live“ im Betrieb zu treffen.
    Katze, Kaffee, Chaos: Nach einer langen Zeit im Homeoffice wünschen sich viele Beschäftigte, ihre Kollegen wieder „live“ im Betrieb zu treffen. Foto: Alberto Grosescu, Adobe Stock

    Die staatlich verordnete Homeoffice-Pflicht ist Ende Juni ausgelaufen. Doch viele Firmen gehen auf Nummer sicher und lassen ihre Beschäftigten weiter von zu Hause aus arbeiten. Was vor eineinhalb Jahren als provisorische Lösung begann, ist für viele Berufstätige längst Alltag geworden – mit Vor- und Nachteilen. Die meisten Unternehmen sind in diesem Punkt heute deutlich flexibler und wagen dauerhaft mehr Homeoffice.

    SPD-Chefin Saskia Esken fordert Homeoffice-Regelung

    SPD-Chefin Saskia Esken fordert sogar ein Recht der Beschäftigten darauf. „Zu einer flexiblen Arbeitswelt gehören eben auch flexible Arbeitsplatzmodelle. Die SPD möchte daher den Rechtsanspruch auf mobiles Arbeit einführen“, sagte Esken unserer Redaktion.

    „Grundsätzlich sollen Beschäftigte bei einer Fünf-Tage-Woche mindestens 24 Tage im Jahr mobil oder im Homeoffice arbeiten können, wenn es die Tätigkeit erlaubt“, forderte die SPD-Vorsitzende.

    90 Prozent der Beschäftigten möchten weiterhin im Homeoffice arbeiten

    Neun von zehn Beschäftigten wollen tatsächlich weiterhin zumindest ein Viertel ihrer Arbeitszeit zu Hause absolvieren. Das ergab eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit Bayern. Zehn Prozent würden am liebsten gar nicht mehr zurück ins Büro gehen. Doch nur wenige haben zu Hause einen technisch und ergonomisch gut ausgestatteten Arbeitsplatz.

    Mediziner fürchten deshalb, dass die vielen Stunden am heimischen Küchentisch auf einem ungefederten Holzstuhl vor einen kleinen Bildschirm auf Dauer gesundheitliche Folgen haben werden. Belege dafür gibt es bislang nicht. Die Krankschreibungen aufgrund von Rückenschmerzen haben von 2019 auf das Corona-Jahr 2020 bei Berufstätigen leicht abgenommen, teilte die Kaufmännische Krankenkasse mit. Allerdings fielen die Deutschen länger krank aus als im Vorjahr: Anstatt 17,5 waren es 19 Tage im Schnitt. Offenbar sind die körperlichen Beeinträchtigungen durch die Arbeit im Corona-Modus aber bis dato weniger dramatisch als die seelischen. „Einen noch deutlicheren Anstieg an durchschnittlichen Fehltagen beobachten wir bei psychischen Erkrankungen“, teilte die Krankenkasse mit.

    Esken fürchtet, dass im Homeoffice nicht mehr Beruf und Privat getrennt wird

    Auch hier sieht die SPD Klärungsbedarf. Esken fürchtet, dass die Trennlinie zwischen Beruf und Privatleben verwischt wird: „Selbstverständlich darf das nicht in ein Rundum-die-Uhr-Arbeiten ausarten. Auch im Homeoffice müssen Arbeits- und Ruhezeiten gelten und ein Recht auf Nichterreichbarkeitszeiten gehört für die SPD dazu.“

    Fünf Tipps für ortsunabhängiges Arbeiten

    Psyche Um „immer genug“ zu erledigen, geraten Mitarbeiter oft über den Punkt der optimalen Produktivität hinaus. Zudem ist der Arbeitsalltag zunächst von Einsamkeit geprägt, Arbeitnehmer sind scheinbar auf sich selbst gestellt. Um möglichst kreativ und effektiv zu sein, muss daher jeder auf sich selbst hören.

    Organisation Mitarbeiter sollten in die Geschehnisse und Planungen eingebunden sein. Es bedarf daher eines Programms, in dem alle Tätigkeiten inklusive Deadlines und Zuständigkeiten aufgeführt sind, sodass alle stets den Überblick haben. Trotz allem ist es wichtig, sich auch persönlich und direkt kennenzulernen, um eine bessere Verbindung aufzubauen und als Ganzes zu funktionieren.

    Selbstständigkeit Da man die Angestellten nicht die ganze Zeit im Blick haben kann, braucht es Vertrauen. Das wirkt sich oft auch positiv auf die Arbeitseinstellung aus. Wenn Mitarbeiter etwa ihre Zeit frei einteilen können, sind viele produktiver.

    Neue Mitarbeiter Gerade zu Beginn ist es wichtig, neue Mitarbeiter zu integrieren, damit sie ein gutes Gefühl bekommen und dem Unternehmen treu bleiben. Sie sollten eingebunden werden und Erklärungen erhalten: Wie läuft der Tag ab? Welcher Kollege ist für welchen Bereich zuständig? Idealerweise wird dem neuen Mitarbeiter ein Mentor zur Seite gestellt, an den er sich jederzeit mit seinen Fragen wenden kann.

    Schreiben Körpersprache und Ton fallen in der digitalen Kommunikation oft weg. Deshalb muss man besonders darauf achten, wie die Worte wirken.

    Diese Tipps stammen von Amir Salihefendic. Er hat das Unternehmen Doist auf dieser Basis gegründet. Doist bietet eine App zur besseren Zusammenarbeit sowie eine Team-Kommunikationsplattform an. (AZ)

    Viele Unternehmen wollen den Übergang nach der Zeit im Homeoffice möglichst pragmatisch gestalten. „Ab dem 1. Juli werden wir bei Kuka wieder verstärkt zu Präsenz am Standort zurückkehren, natürlich unter Einhaltung der Schutzmaßnahmen und Abstandsregelungen“, sagte eine Sprecherin des Roboterbauers.

    Bei Kuka kommen Mitarbeiter zurück ins Büro - Audi setzt auf Homeoffice

    Etwa die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei am Standort Augsburg im Homeoffice gewesen und könnte diese Option, wenn möglich, auch weiterhin nutzen. Je nach Bereich kehrten nun zwischen 60 und 80 Prozent der Beschäftigten an ihren Arbeitsplatz zurück, in manchen Bereichen sogar alle. Das Unternehmen arbeitet an einem Projekt, „wie wir Präsenz und flexibles Arbeiten bei Kuka vereinen können“, sagte die Sprecherin.

    Andere setzen vorerst noch stärker auf das Homeoffice. „Audi empfiehlt allen Beschäftigten, weiterhin mobil zu arbeiten, wenn sie dies können und ihre Anwesenheit im Betrieb nicht zwingend notwendig ist“, sagte eine Sprecherin des Ingolstädter Autobauers. Dort gibt es bereits seit 2016 eine weitreichende Betriebsvereinbarung zu mobilem Arbeiten. Um die Zukunft der Arbeit geht es auch im Kommentar.

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