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Corona-Krise: Wie lange bleiben Kinder noch daheim?

Corona-Krise

Wie lange bleiben Kinder noch daheim?

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    In Berlin dürfen Kinder wieder auf Spielplätzen spielen. In Bayern steht das Datum für die Lockerung noch zur Diskussion.
    In Berlin dürfen Kinder wieder auf Spielplätzen spielen. In Bayern steht das Datum für die Lockerung noch zur Diskussion. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Millionen von Familien mit Kindern, die besonders unter den Folgen der Corona-Krise leiden, treibt derzeit vor allem eine Frage um: Wann öffnen Schulen und Kindergärten wieder? Doch auch nach den jüngsten Beratungen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten der Länder gibt es darauf keine klare Antwort.

    FDP und Grüne kritisieren das heftig und fordern von der Bundesregierung einen Fahrplan für den Neustart der Bildungs- und Betreuungseinrichtungen. Denn viele Eltern bringe die Doppelbelastung von Berufstätigkeit, oft im Homeoffice, und Nachwuchsbetreuung an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, warnt die Opposition. Für die Entwicklung der Kinder seien der Kontakt zu Gleichaltrigen ebenso wie die Bewegung im Freien unverzichtbar. Und mit dem Heimunterricht klappe es längst nicht überall reibungslos.

    Schulschließung lässt die Melderate für Kindswohlgefährdung sinken

    Stephan Thomae, stellvertretender Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, sagte unserer Redaktion: „Mit dem Coronavirus werden wir noch für lange Zeit klarkommen müssen, es wird nicht in Kürze verschwunden sein. Deshalb brauchen wir Konzepte, wie gerade Kinder trotz Corona wieder ein Leben in größtmöglicher Normalität führen können.“ Die ständige Verlängerung der Einschränkungen lasse den Eindruck  entstehen,  „dass  es in der Regierung an Vorstellungskraft fehlt, wie ein Leben mit Corona gerade für Kinder und Familien möglich sein soll.“

    Durch eine länger andauernde Schließung von Kitas und Schulen drohen laut der Grünen-Bundestagsabgeordneten Ekin Deligöz viele Kindeswohlgefährdungen unentdeckt zu bleiben. „Wir laufen Gefahr, dass die Dunkelziffer von Gewalttaten gegenüber Kindern enorm ansteigt“, sagte die Vizepräsidentin des Deutschen Kinderschutzbundes unserer Redaktion. „Schulen und Kitas sind für den Kinderschutz systemkritisch. Seit ihrer Schließung sind die Meldungen zu Kindeswohlgefährdung drastisch um 60 Prozent gesunken“, fügt sie hinzu. Denn oft seien es Lehrer oder Betreuer, die Hinweise auf Gewalt oder Missbrauch entdeckten. Kinder seien gleich mehrfach von der Pandemie betroffen, sagte Deligöz.

    Bayern lässt sich mit Öffnung der Spielplätze Zeit

    Durch die Schließung von Schulen und Kitas fehlten ihnen soziale Kontakte, ihr Recht auf Spiel und Freizeit werde beschnitten. Es bestehe zudem die Gefahr, „dass insbesondere Kinder aus bildungsferneren und oft einkommensschwächeren Familien durch die Schulschließungen noch mehr hinten runterfallen.“ Die Grünen-Politikerin fordert: „Es braucht gute Konzepte für eine schrittweise Öffnung von Schulen und Kitas, die auch die Perspektiven der Kinder nicht zu kurz kommen lassen dürfen.“

    Forscher um den Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité warnen indes aufgrund der Ergebnisse einer Studie vor einer uneingeschränkten Öffnung von Schulen und Kindergärten. Kinder sind demnach in der gegenwärtigen Coronavirus-Pandemie vermutlich genauso ansteckend wie Erwachsene. So unterscheide sich die Zahl der Viren, die sich in den Atemwegen nachweisen lässt, bei verschiedenen Altersgruppen nicht.

    Bund und Länder wollen sich erst am 6. Mai näher mit der Frage befassen, wann die Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wieder öffnen dürfen. Lediglich eine Öffnung von Spielplätzen unter strengen Hygienevorschriften wurde bei der Bund-Länder-Beratung am Donnerstag beschlossen. In Berlin sind die Spielplätze bereits wieder offen, die bayerische Landesregierung will erst am Dienstag darüber beraten, ab wann die Lockerung gelten soll.

    Lesen Sie dazu auch: Vizepräsidentin des Kinderschutzbundes warnt vor mehr Gewalt gegen Kinder

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