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Corona-Krise: Kurzarbeit trifft Millionen von Beschäftigten

Corona-Krise

Kurzarbeit trifft Millionen von Beschäftigten

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    Im Rahmen der Coronakrise melden viele Betriebe Kurzarbeit an.
    Im Rahmen der Coronakrise melden viele Betriebe Kurzarbeit an. Foto: Jens Schierenbeck, dpa

    Eine Zahl zeigt, mit welcher Wucht die Corona-Krise den deutschen Arbeitsmarkt getroffen hat: 470.000 Unternehmen haben in den vergangenen Wochen Kurzarbeit angezeigt. „Millionen von Beschäftigten behalten dadurch ihren Job“, sagte Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag. Wie viele Beschäftigte genau betroffen seien, das lasse sich derzeit aber noch nicht seriös sagen. Denn große wie kleine Betriebe bedienten sich dieses wichtigsten Instruments im Kampf gegen die Pandemie-Folgen, auch der Umfang der wegfallenden Arbeitszeit unterscheide sich von Firma zu Firma. Erst in zwei Monaten, wenn die Betriebe ihre tatsächlichen Zahlen an die Arbeitsagentur gemeldet hätten, lasse sich Genaueres sagen.

    Er gehe jedoch davon aus, sagte Heil, dass deutlich mehr Menschen in Kurzarbeit gehen würden als während der großen Krise von 2009. Damals waren es bis zu 1,4 Millionen Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit vorübergehend reduzierten. Der Staat zahlt den Kurzarbeitern dabei einen Ausgleich in Höhe von 60 Prozent der entgangenen Netto-Einkünfte, das Kurzarbeitergeld. Wer Kinder hat, erhält 67 Prozent. Manche Arbeitgeber stocken diese Leistung allerdings noch mit eigenen Zahlungen auf.

    Corona-Krise: Firmen aus allen Branchen setzen auf Kurzarbeit

    Während in der Finanzkrise vor allem das produzierende Gewerbe gelitten habe, setzen nun laut Heil Firmen aus nahezu allen Branchen auf die Kurzarbeit. Auffällig viele Meldungen kommen danach aus der Gastronomie und dem Handel, die unter der zwangsweisen Schließung von Lokalen und Geschäften mit nicht lebensnotwendigem Angebot leiden. Wie hoch die Zahl der Kurzarbeit-Anzeigen durch den Corona-Schock ausfällt, macht ein Vergleich deutlich: Im vergangenen Jahr zeigten durchschnittlich nur rund 1300 Betriebe pro Monat Kurzarbeit an.

    Laut Detlef Scheele, dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, gibt es bei der Finanzierung der Kurzarbeit „keine Grenze nach oben“. Er nannte als Richtwert, dass 100.000 Kurzarbeiter pro Monat bei einem Ausfall von 50 Prozent etwa 79 Millionen Euro kosteten. Die Reserven der Arbeitsagentur betrügen 26 Milliarden Euro. Wenn dies nicht ausreiche, werde der Staat einspringen, sagte Scheele. Um den Ansturm auf das Kurzarbeitergeld zu bewältigen, haben die Arbeitsagenturen seinen Angaben zufolge 4000 Mitarbeiter abgestellt, die sich nur mit Anträgen auf Kurzarbeitergeld beschäftigten. Die Zahl der Mitarbeiter, die Unternehmen und Arbeitnehmern telefonisch Auskünfte erteilen, sei von 4000 auf 18.000 aufgestockt worden. „Es ist ein Kraftakt, doch wir sind sicher, dass wir ihn bewältigen können“, so Scheele.

    Corona-Krise: Bis zu 200.000 mehr Arbeitslose im April erwartet

    Wenige Stunden zuvor hatte die Bundesagentur für Arbeit die Zahlen für den Monat März vorgestellt. Demnach waren 2,335 Millionen Menschen arbeitslos gemeldet, 60.000 weniger als im Februar, jedoch 34.000 mehr als im März 2019. Damit sank die Arbeitslosenquote im März um 0,2 Prozentpunkte auf bundesweit 5,1 Prozent. Diese Werte sind durch die Corona-Krise inzwischen praktisch wertlos. Denn sie beruhen auf Daten, die bis zum Stichtag 12. März erhoben wurden. Erst danach setzten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mit voller Härte ein. So könnte die Zahl der Arbeitslosen schon im kommenden Monat um bis zu 200.000 steigen, so Scheele. Seinen Angaben zufolge melden die Arbeitsagenturen im ganzen Land sprunghaft steigende Zahlen. Vor allem die Branchen Gastronomie und Tourismus seien von den Folgen der Schließungen, Kontaktverbote und Ausgangssperren betroffen.

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