Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Corona-Krise: Corona-Impfung für Kinder: Wann es soweit sein könnte

Corona-Krise

Corona-Impfung für Kinder: Wann es soweit sein könnte

    • |
    Warten auf die Impfung: Bald könnten auch Kinder an der Reihe sein.
    Warten auf die Impfung: Bald könnten auch Kinder an der Reihe sein. Foto: dpa (Symbolbild)

    Es ist ein Phänomen, das während der Corona-Pandemie häufig zu erleben ist. Themen, die über Monate nur am Rande eine Rolle spielten, schaffen es plötzlich in alle Schlagzeilen und Nachrichtensendungen. Ein solches Thema ist aktuell die Impfung von Kindern. Für den Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, ist das überfällig – und zwar nicht nur, weil die Jüngsten unter den Einschränkungen in der Krise besonders stark leiden, sondern weil es aus medizinischer Sicht wichtig sei: „In Deutschland leben über zehn Millionen Kinder, die 15 Jahre oder jünger sind. Das ist ein ganz schöner Batzen. Bleiben die Mädchen und Jungen ungeimpft, dann wird es schwer, die Herdenimmunität zu erreichen. Dann müsste man noch deutlich höhere Impfquoten bei den Deutschen über 15 Jahren erreichen.“

    Gleichzeitig geht es Watzl um die Gefahr von Infektionen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung in dieser Altersgruppe gering sei. „Durch die naturgemäß sehr hohe Quote der unter 15-Jährigen an den Schulen ist die Gefahr einer Ausbreitung des Virus dort groß, wenn die Schüler nicht geimpft sind.“

    Kinder und Jugendliche infizieren sich mit der aggressiven britischen Mutante

    Britische und belgische Studien haben zudem gezeigt, dass sich Kinder und Jugendliche verstärkt mit der britischen Mutante B.1.1.7 infizieren. Das Risiko ist groß, dass sie die aggressive Variante an Eltern oder Verwandte weitergeben. Ebenfalls bekannt ist, dass auch Jüngere – wenn auch signifikant seltener als Ältere – von tückischen Spätfolgen durch Covid 19 betroffen sein können. Die dramatischen bildungspolitischen und vor allem seelischen Folgen von monatelangen Schulschließungen sind ebenfalls hinreichend bekannt.

    Eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer – das Vakzin steht kurz vor der Zulassung für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahren.
    Eine Spritze mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer – das Vakzin steht kurz vor der Zulassung für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahren. Foto: M. Kappeler, dpa

    Zwei Punkte stehen jetzt im Fokus. Einmal die Frage, wann die Impfstoffe zunächst für Zwölf- bis 15-Jährige, dann später für noch Jüngere zugelassen werden und andererseits, ob es angemessen ist, die Priorisierung aufzuheben oder so zu modifizieren, dass junge Menschen schneller geimpft werden können. Was Punkt eins betrifft, so sieht es gut aus. Die Augen richten sich derzeit auf Biontech/Pfizer. Der Antrag auf Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA ist bereits gestellt. Das Ergebnis wird für Juni erwartet.

    Die Biontech-Tests seien sehr positiv verlaufen

    Der Professor für Immunologie ist sich darüber im Klaren, dass die Entscheidung für Eltern, „die eigenen Kinder für Tests zur Verfügung zu stellen, sicher nicht ganz einfach“ sei. Das Risiko hält Watzl jedoch für sehr gering, da die Vakzine sich ja bereits sehr bewährt hätten. Die Prüfungen für Biontech seien sehr positiv verlaufen. „Erste vorliegende Ergebnisse sind ermutigend, die Antikörperproduktion lag höher als bei den 16- bis 25-Jährigen.“ Insgesamt habe Biontech mehr als 2000 Kinder der Altersgruppe zwölf bis 15 Jahre mit dem Impfstoff getestet. Die Zusammensetzung sei identisch mit dem Vakzin, das Erwachsene bekommen. Das werde das Impfen für Kinder dann „noch unkomplizierter“ machen. Der nächste Schritt ist in Planung. Watzl: „Es laufen auch bereits Studien für Kinder von sechs Monaten bis elf Jahren. Bei den Kleineren wird die Dosierung allerdings wahrscheinlich geringer sein.“

    Es spricht also alles dafür, dass das Impfen von Kindern im Prinzip schnell beginnen kann. Allerdings steht bisher noch die Priorisierung dagegen. Darüber, ob und wann die Abfolge verändert werden soll, wird politisch gestritten. Immerhin gilt als wahrscheinlich, dass es in absehbarer Zeit genügend Impfdosen geben dürfte, um mehrere Gruppen gleichzeitig zu immunisieren.

    Im Windschatten von Biontech arbeiten weitere Hersteller an der Zulassung

    Im Windschatten von Biontech/Pfizer arbeiten verschiedene Hersteller ebenfalls auf die Zulassung ihres Präparats für Zwölf- bis 15-Jährige hin. Dass Biontech die Nase vorn hat, überrascht Watzl nicht: „Schließlich waren sie ja auch die Ersten weltweit, die einen zugelassenen Impfstoff vorweisen konnten. Ich gehe davon aus, dass die anderen Hersteller nach und nach folgen werden.“

    Das US-Unternehmen Moderna führt derzeit mehrere klinische Studien durch, sowohl für Kinder im Alter von sechs Monaten bis elf Jahren als auch für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 17 Jahren. Die britisch-schwedische Firma AstraZeneca testet ihren Impfstoff für Sechs- bis 17-Jährige, Johnson&Johnson (USA) für Zwölf- bis 16-Jährige. Auch das deutsche Biotech-Unternehmen Curevac ist am Ball. „Wir haben unsere Studie für Kinder und Jugendliche ausgeweitet“, sagte Pressesprecher Thorsten Schüller unserer Redaktion. Curevac wartet noch auf die Zulassung seines Impfstoffs für Erwachsene. Schüller: „Wir rechnen damit im laufenden zweiten Quartal.“

    Lesen Sie dazu auch:

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden