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Corona: Donald Trumps irre Corona-Strategie: Weniger Tests, weniger Fälle

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Donald Trumps irre Corona-Strategie: Weniger Tests, weniger Fälle

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    Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Wahlkampfkundgebung.
    Donald Trump, Präsident der USA, spricht auf einer Wahlkampfkundgebung. Foto: Mike Mccarn/AP, dpa

    Die Pandemie war verschwunden, das Gotteshaus prall gefüllt, und nur wenige Besucher trugen Masken. „Sie können kommen, Sie sind sicher und geschützt“, hatte Pfarrer Luke Barnett versprochen: Das neue Lüftungssystem der Dream City Church in Phoenix töte „99,9 Prozent von Covid in zehn Minuten“. Also strömten rund 3000 stramm konservative Schüler am Dienstag in die Megakirche, um dem Präsidenten zuzuhören.

    Gut gelaunt spielte Donald Trump das Coronavirus mit dem rassistischen Begriff „Kung Flu“ herunter. Er lächelte, als ein Zuhörer rief: „Keine Masken mehr!“ Gut vier Monate vor der Präsidentschaftswahl möchte Trump so schnell wie möglich zurück zur Normalität. Dabei nimmt er immer offensichtlicher die Gesundheitsgefährdung der Amerikaner in Kauf.

    USA kämpfen mit neuen Corona-Infektionszahlen

    Tatsächlich hat das Land die Corona-Pandemie keineswegs überwunden. Im Gegenteil treiben die täglichen Infektionszahlen in vielen Bundesstaaten gerade auf neue Rekorde zu. Bundesweit sind sie seit Anfang Juni von etwa 17.000 auf 33.000 hochgeschossen und liegen damit wieder auf April-Niveau. Allein in Arizona, wo Trump in der Kirche auftrat, wurden am Dienstag mehr als 5000 neue Fälle gemeldet. Ähnlich ernst ist die Lage in Texas, Kalifornien und Florida.

    „Ich bin darüber sehr besorgt“, mahnte Anthony Fauci, der Chef-Virologe der Trump-Regierung, am Dienstag im Kongress. Doch im Weißen Haus lässt Trump den renommierten Experten schon lange nicht mehr auftreten. Auch die Teststation für Journalisten und Besucher am Eingang wurde abgebaut. „Testen ist ein zweischneidiges Schwert“, erklärte der Präsident: „Wenn wir mehr testen, haben wir viele Fälle.“ Schon jetzt belegen die USA mit 2,3 Millionen Infizierten und 121.000 Toten den weltweiten Spitzenplatz. Den will Trump auf keinen Fall ausbauen.

    Regierungsberater Anthony Fauci warnt weiter vor zu schnellen Lockerungen – er findet derzeit aber nur wenig Gehör.
    Regierungsberater Anthony Fauci warnt weiter vor zu schnellen Lockerungen – er findet derzeit aber nur wenig Gehör. Foto: Win Mcnamee, dpa

    Die USA haben mehr auf Corona getestet als Deutschland

    „Ich habe meinen Leuten gesagt: Fahrt das Testen zurück!“, berichtete er seinen Anhängern am Wochenende bei einer Kundgebung. Zwar versicherten seine Sprecher hinterher eilig, das sei ironisch gemeint gewesen. Doch Trump beteuerte auf Nachfrage wörtlich: „Ich scherze nicht.“ Tatsächlich haben die USA in den vergangenen Wochen ihre Testkapazitäten deutlich ausgebaut und nun 29 Millionen Tests durchgeführt. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl sind das etwa 50 Prozent mehr als in Deutschland, aber deutlich weniger als in Großbritannien oder Spanien.

    US-Gesundheitsexperten rechnen vor, dass das Land die wöchentliche Zahl seiner Tests verdoppeln müsste, um die Wirtschaft sicher zu öffnen. Doch das will Trump wegen des Statistik-Effekts unbedingt vermeiden. Zum Monatsende lässt seine Regierung stattdessen die Bundesförderung für 13 Teststationen in Texas auslaufen. „Wir gewinnen den Kampf gegen den unsichtbaren Feind“, behauptete Trumps Stellvertreter Mike Pence in einem Gastbeitrag für das Wall Street Journal. Der Artikel trug die apodiktische Überschrift: „Es gibt keine zweite Welle des Coronavirus.“

    Donald-Trump-Wähler tragen Mütze statt Maske

    Gesundheitsexperten befürchten hingegen, dass gerade bereits die erste Welle der Pandemie außer Kontrolle gerät. Angefeuert vom Präsidenten haben viele republikanische Gouverneure ohne Rücksicht auf das Infektionsgeschehen die Wirtschaft wieder geöffnet – mit fatalen Folgen. In mindestens zwölf Bundesstaaten werde sich die Lage bald deutlich verschlechtern, wenn nicht neue Restriktionen eingeführt würden, warnt Fauci.

    Längst ist die Corona-Krise in den USA zum Kulturkampf geworden: Die Wähler der Demokraten tragen Mund- und Nasenschutz, die Trump-Unterstützer eine rote MAGA-Kappe. Nur widerstrebend hat Doug Ducey, der Gouverneur von Arizona, den Kommunen überhaupt erlaubt, eine Maskenpflicht durchzusetzen. Sein Kollege Greg Abbott in Texas findet, die Prävention sei Privatsache. Und Floridas Gouverneur Ron DeSantis will nach Angaben von Bürgerrechtsgruppen einfach die Todesfall-Statistik ändern und die freien Intensivbetten nicht mehr erfassen.

    Nicht alle Covid-Schönfärber werden so schnell überführt wie Pastor Barnett von der Dream City Church in Phoenix. Nachdem der Hersteller der Klimaanlage erklärt hatte, der Trump-Fan habe die Funktionsweise des Geräts falsch verstanden, löschte der verantwortungslose Gottesmann leise seinen Facebook-Post.

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