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Castor-Transport nach Gorleben: Tausende Anti-Atom-Gegner protestieren im Wendland

Castor-Transport nach Gorleben

Tausende Anti-Atom-Gegner protestieren im Wendland

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    Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, fährt am Samstag im niedersächsischen Klein Gusborn (Landkreis Lüchow Dannenberg) auf einer Demonstration gegen den Castor-Transport in einem Unimog zu einer Großkundgebung.
    Der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, fährt am Samstag im niedersächsischen Klein Gusborn (Landkreis Lüchow Dannenberg) auf einer Demonstration gegen den Castor-Transport in einem Unimog zu einer Großkundgebung. Foto: jol

    Grünen-Parteichef Cem Özdemir trägt rot an diesem Samstagvormittag. Und er sieht auch rot: Zumindest wenn es um die Laufzeitverlängerungen der Atomkraftwerke geht. Er verkündete den Anti-Atom-Demonstranten im niedersächsischen Wendland, dass seine Partei vor das Bundesverfassungsgericht ziehen will.

    Özdemir ärgere sich über Bundeskanzlerin Angela Merkel. Sie und ihre Atomkraft-Anhänger hätten die Laufzeiten verlängert - und trauen sich nun nicht herzukommen. Bereits am Samstagvormittag haben sich mehrere tausend Atomkraftgegner zur Auftaktkundgebung nahe Dannenberg versammelt, um gegen den Castor-Transport nach Gorleben zu demonstrieren. Bis zu 40.000 Demonstranten sollen es im Laufe des Tages noch werden.

    Der zwölfte Castor-Transport mit hoch radioaktivem Atommüll nach Gorleben wird am Samstagnachmittag in Deutschland erwartet. Größere Krawalle blieben bisher aus. Die Nacht zum Samstag sei ruhig gelieben, berichtete die Polizei am Morgen.

    Die Castor-Behälter enthalten 123 Tonnen Atommüll aus deutschen Kernkraftwerken, der in der nordfranzösischen Anlage La Hague aufgearbeitet wurde und nun zurück nach Deutschland soll. Der Zug war am Freitagnachmittag gestartet und wurde in Nordfrankreich von Atomkraftgegnern vorübergehend aufgehalten.

    Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin, der ebenfalls zu der Kundgebung am Samstagnachmittag in Dannenberg erwartet wird, rief zu friedlichen Protesten auf. Schon am Samstagmorgen machten sich mehr als 100 Traktoren auf dem Weg zur Großdemo, Polizeihubschrauber kreisten über dem Gelände. Atomkraftgegner kündigten außerdem für den Sonntag, den Transport mit den elf Atommüll-Behältern blockieren zu wollen.

    Auch die Grünen-Parteivorsitzende Claudia Roth hat sich bereits am Vormittag unter die Demonstranten im Wendland gemischt. Sie verteilt Luftballons und freue sich, dass so viele Menschen gekommen sind. Dies sei ein Zeichen dafür, dass sich die Bevölkerung gegen die schwarz-gelbe Regierung widersetzt. Dass die verlängerten Laufzeiten eine Brücke zu erneuerbaren Energien ist, hält Roth für "eine Lüge der Regierung."

    Die Polizei aus fast allen Bundesländern ist mit mindestens 16.500 Beamten im Einsatz. Beinahe an jeder Straßenecke waren bereits am Freitag Einsatzfahrzeuge postiert, Wasserwerfer standen bereit. Sorgen macht den Einsatzkräften das strafbare "Schottern", bei dem Atomkraftgegner massenhaft Steine aus dem Gleisbett entfernt wollen.

    Der Castor-Zug wurde in Nordfrankreich schon kurz nach dem Start für rund drei Stunden von Atomkraftgegnern gestoppt. Sie hatten sich bei Caen an das Gleis gekettet. Sieben Aktivisten, darunter ein Deutscher, wurden festgenommen. Von Nadja Aswad und Stephanie Kundinger (mit dpa)

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