Die CSU ist ein dickes Fragezeichen. Wen auch immer man in der Partei nach dem Spitzenpersonal für das so wichtige Landtagswahljahr 2018 fragt, keiner weiß im Moment die Antwort. Parteichef und Ministerpräsident Horst Seehofer, seit der CSU-Pleite bei der Bundestagswahl massiv unter Druck und nun auch mit der Rückzugsforderung der eigenen Parteijugend konfrontiert, will seine Pläne Mitte November kundtun. Nach der Jamaika-Sondierung werde er "ein bis zwei Tage nachdenken und dann klar sagen, welche Formation ich mir vorstelle", sagte er nun dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Aber welche Kandidaten und welche Konstellationen sind denkbar?
HORST SEEHOFER: Die große Frage ist erst einmal, ob der 68-Jährige bereit ist, mindestens eines seiner Ämter abzugeben - und wann. Schwierig würde es für ihn, sollte er weiterhin die Spitzenkandidatur für 2018 anstreben - hier ist der Gegenwind in der Partei wohl längst zu stark. Denkbar scheint dagegen, dass er sich noch einmal als Parteichef wiederwählen lässt, um das Projekt Jamaika zu Ende zu bringen (und womöglich selbst noch einmal Bundesminister zu werden?). Das könnte die Partei akzeptieren, wenn er im Freistaat Platz für einen Nachfolger macht. Nur: Wäre Seehofer dann auch bereit, vor 2018 als Ministerpräsident abzutreten? Wenn er das nicht will, kann ihn niemand zwingen - die Bayerische Verfassung sieht das nicht vor.
MARKUS SÖDER: An dem Nürnberger dürfte bei der Neuaufstellung kein Weg vorbei führen, zu stark ist seine Position seit langem. Für das Ministerpräsidentenamt scheint Söder somit CSU-intern fest gesetzt. Wobei eben die Frage ist, ob er sich - wenn Seehofer nicht rechtzeitig vor dem Wahltermin im Herbst 2018 Platz macht - erst einmal mit der Spitzenkandidatur begnügen müsste.
Eine Doppelspitze Söder/Seehofer scheint kaum vorstellbar
Viele in der Partei glauben, dass Söder, wenn er tatsächlich Ministerpräsident wird, auch bereit wäre, auf das Amt des Parteivorsitzenden zu verzichten. Nur: Eine Doppelspitze Söder/Seehofer scheint schon aufgrund des schlechten Verhältnisses der beiden Alphatiere kaum vorstellbar.
MANFRED WEBER: Der EVP-Fraktionschef im Europaparlament wird kein Interesse haben, gegen Söder um das Ministerpräsidentenamt zu konkurrieren. Aber Parteichef? Bei der Jungen Union am Wochenende wünschten sich viele Delegierte, dass auch Weber einer der "Team-Anführer" wird. Dagegen spricht allerdings zweierlei: Ein Parteichef in Brüssel macht eigentlich keinen Sinn, das scheint nicht kompatibel - da müsste Weber dann schon nach Berlin wechseln (wofür es aber bisher jedenfalls keine Anzeichen gibt). Außerdem scheint auch eine Doppelspitze Söder/Weber ziemlich schwer vorstellbar, sind sich die beiden doch seit langem in inniger Feindschaft verbunden.
ALEXANDER DOBRINDT: Diese Spekulation gibt es schon länger: Sollte Söder das Ministerpräsidentenamt bekommen, könnte Seehofer Dobrindt als Parteichef in Stellung bringen, um Söder nicht die volle Macht überlassen zu müssen.
Dann hätten zudem auch die Oberbayern einen Spitzenposten - und die CSU weiterhin eine mächtige Speerspitze in Berlin, so wie es sich Seehofer ja wünscht.
Eine solche Team-Lösung, die nicht nur die Söder-Anhänger zufriedenstellt, könnte in der CSU breite Akzeptanz finden. Die Frage wäre nur noch, ob Dobrindt dann auch als Minister in ein mögliches Jamaika-Kabinett wechseln würde.
JOACHIM HERRMANN: Es gab Zeiten, da galt der Mittelfranke als Kompromiss-Kandidat für das Ministerpräsidentenamt. Heute scheint Söder fest gesetzt. Die Frage ist also nun erst einmal, ob Herrmann nach Berlin wechseln kann, am liebsten ins Innenministerium. Sollte das gelingen, könnte Seehofer ihn auch zum Parteichef machen wollen. Das wäre gefährlich für Söder, da die CSU niemals zwei Franken auf den beiden Chef-Sesseln akzeptieren dürfte. Würde Herrmann deshalb überhaupt als Parteichef antreten? Und Söder dann gegen ihn kandidieren? Allerdings wird, wenn überhaupt, wohl erst direkt zum CSU-Parteitag Mitte Dezember klar sein, welche Ministerien die CSU eventuell besetzen kann. Das spricht gegen die Variante Herrmann. Christoph Trost und Marco Hadem, dpa
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