Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

CSU: Horst Seehofer sucht den bayerischen Nebenkanzler

CSU

Horst Seehofer sucht den bayerischen Nebenkanzler

    • |
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sucht einen zweiten starken Mann für die CSU.
    Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer sucht einen zweiten starken Mann für die CSU. Foto: Marc Müller/Archiv (dpa)

    Wenn es um ihre Macht geht, hält Angela Merkel es mit Adenauer: Keine Experimente. Die Kanzlerschaft und der Parteivorsitz der CDU gehören für sie untrennbar zusammen. Wie schnell nach dem einen Amt auch das andere weg sein kann, zeigt ihr nicht zuletzt das Beispiel ihres Vorgängers. Dass Gerhard Schröder 2004 den SPD-Vorsitz abgegeben habe, hat sie lange danach einmal gesagt, sei ein Fehler gewesen. „Das war ein Punkt, wo ich gedacht habe: Das hat Konsequenzen.“ Eineinhalb Jahre später war

    Nach dieser Logik macht Horst Seehofer so ziemlich alles falsch, wenn er entweder auf den CSU-Vorsitz oder das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten verzichtet und sich quasi selbst schwächt. Der 67-Jährige allerdings verspricht sich von einer Ämtertrennung genau das Gegenteil, nämlich „mehr Durchschlagskraft“.

    Um seinen Christsozialen in der Bundespolitik Präsenz und Einfluss zu sichern, findet Seehofer, sollte der nächste Parteichef nicht mehr in der Münchner Staatskanzlei sitzen, sondern am Kabinettstisch in Berlin – wie einst Theo Waigel in Bonn und vor ihm zeitweise auch Franz Josef Strauß. Dass es zwischen Waigel und dem damaligen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber in München häufiger knirschte, als es für die CSU gut war, blendet Seehofer dabei aus.

    Helmut Schmidt kam als Kanzler auch ohne SPD-Vorsitz aus

    Es ist kein politisches Naturgesetz, dass die Parteivorsitzenden in einer Koalition auch Minister oder Fraktionschefs sein sollten und der Kanzler in Personalunion die stärkste Regierungspartei führt – Helmut Schmidt etwa kam auch ohne den SPD-Vorsitz aus. Die heikelsten Fragen werden ohnehin nicht mittwochs im Kabinett oder in den Treffen der Fraktionsoberen geklärt, sondern alle paar Monate im Koalitionsausschuss, dem die Parteichefs, ihre Generalsekretäre, die Spitzen der Fraktionen und je nach Bedarf auch der eine oder andere Fachminister angehören. Zu diesen Treffen fliegt Seehofer bisher aus München ein, als Gleicher unter Gleichen. Und wenn ihm etwas nicht passt, dann droht er wie vor einigen Jahren im Streit um das Betreuungsgeld auch schon mal damit, die Runde zu boykottieren. Nur wegen des Koalitionsausschusses muss ein CSU-Chef jedenfalls nicht in Berlin sitzen. Im Gegenteil: Wenn er nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden ist, kann er sogar etwas freier agieren.

    Seehofer, darf man annehmen, geht es um etwas anderes. Nach den Erfahrungen aus der Flüchtlingskrise sähe er in der nächsten Legislaturperiode gerne einen inoffiziellen bayerischen Nebenkanzler an der Seite von Angela Merkel, eine Art politisches Korrektiv. Dieser bayerische Aufpasser müsste dann allerdings auch ein entsprechend einflussreiches Ressort übernehmen, also entweder das Innen- oder das Finanzministerium. Damit würde Seehofer auch einen strategischen Fehler aus den letzten Koalitionsverhandlungen korrigieren, als er sich entschied, anstelle eines großen und eines kleinen Ministeriums lieber drei Ressorts für die CSU zu beanspruchen. Nur so konnten ein Schwabe, ein Altbayer und ein Franke Minister werden. Der in der CSU wichtige Proporz war gewahrt.

    Will Horst Seehofer selbst der starke Mann in Berlin werden?

    Der Versuch, sich mehr Macht in Berlin zu sichern, ist allerdings schon einmal grandios fehlgeschlagen. Nach der Wahl 2005 hatte der damalige Parteichef Stoiber begonnen, sich ein Superministerium aus dem Wirtschafts- und Teilen des Verbraucher- und des Forschungsministeriums zu zimmern, um am Ende doch lieber Ministerpräsident zu bleiben. Seehofer wurde damals etwas überraschend Agrarminister und war, wie man weiß, nicht gerade unglücklich darüber, dass Stoiber weit weg in München war.

    Nun, da er selbst CSU-Vorsitzender ist, sieht er die Dinge offenbar anders, zumal sich die politische Landschaft ja nachhaltig verändert hat: „Wir werden mit hoher Wahrscheinlichkeit im nächsten Bundestag sieben Parteien haben. Damit wir da den anderen die Stirn bieten können, brauchen wir den CSU-Chef und weitere starke Kräfte in Berlin“ Die gegenwärtige Mannschaft mit Verkehrsminister Alexander Dobrindt, mit Entwicklungsminister Gerd Müller und Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, soll das wohl heißen, erfüllt diesen Anspruch nicht.

    Da Markus Söder partout nicht in die Bundespolitik wechseln will, kommen als Nebenkanzler aus Berliner Sicht eigentlich nur der bayerische Innenminister Joachim Herrmann und Horst Seehofer selbst in Frage – möglicherweise an der Spitze eines neuen Superministeriums für Inneres und Migration. Im Umkehrschluss allerdings hieße das auch, dass bei einer Neuauflage der Großen Koalition für die CSU nur noch zwei Ministerien drin wären, also mindestens zwei der gegenwärtigen drei CSU-Minister dem nächsten Kabinett nicht mehr angehören würden. Davor allerdings muss die Union erst eine andere Hürde nehmen – die nächste Bundestagswahl.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden