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CSU-Chef: Horst Seehofer, der große Provokateur

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Horst Seehofer, der große Provokateur

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    CSU-Chef Horst Seehofer: der große Provokateur. Seine Attacken auf Kanzlerin Merkel werden immer heftiger. (Archiv)
    CSU-Chef Horst Seehofer: der große Provokateur. Seine Attacken auf Kanzlerin Merkel werden immer heftiger. (Archiv) Foto:  Rainer Jensen (dpa)

    Wie verschaffe ich mir Gehör, wenn ich mich anders nicht durchsetzen kann? Für einen Politiker ist das eine entscheidende Frage. CSU-Chef Horst Seehofer beantwortet sie in aller Regel nach einem recht einfachen Muster. Erstens: Ich sage etwas, das Aufregung erzeugt. Zweitens: Ich wundere mich öffentlich über die Aufregung. Drittens: Ich verwahre mich dagegen, so oder so verstanden zu werden. Viertens: Ich relativiere meine erste Aussage. Fünftens: Ich versuche, aus der Debatte politisches Kapital zu schlagen. Und wenn es richtig gut läuft, kann ich am Ende sagen: Das war doch von Anfang an klar. Ich hab’s doch immer schon gesagt.

    Hat Seehofer bei den Machtpolitikern der Vergangenheit abgeschaut?

    Mit welcher Wucht Machtpolitiker zu Werke gehen, um ihre Position in Partei oder Regierung zu sichern, hat Seehofer über Jahrzehnte hinweg in Bonn und Berlin hautnah erleben dürfen. Er konnte die Altmeister Franz Josef Strauß, Helmut Kohl und Gerhard Schröder live studieren – ihre strategischen Manöver, ihre gezielten Provokationen, ihre Finten, ihr Verhandlungsgeschick. Am stärksten aber, so ist aus seinen Bemerkungen immer wieder herauszuhören, hat eine Frau ihn beeindruckt: Angela Merkel. Wie die CDU-Chefin sich in einer knallharten Männerwelt als die härteste von allen behauptete. Wie sie ihre mächtigen Konkurrenten in der

    Doch seit CSU und CDU in der Flüchtlingskrise über Kreuz sind, trifft ihn etwas anderes: Die Bundeskanzlerin ignoriert seine Provokationen. Es gibt eine lange Liste von Seehofer-Zitaten, die alle schon sehr ähnlich klingen wie der Satz von der „Herrschaft des Unrechts“. Sie verhallten folgenlos. Das verletzt. Das schmerzt. Und das dürfte der tiefere Grund dafür sein, dass der

    Dass seine Strategie aufgehen könnte, bezweifeln allerdings sogar viele seiner Mitstreiter in der CSU, die in der Sache mit ihm auf einer Linie liegen. Sie sagen: „Die Methode nutzt sich langsam ab.“ Der freundlichste Kommentar, der gestern aus der Parteispitze zu hören war, lautete: „Die Ausdrucksweise war verunglückt. Diesen einen Halbsatz hätte es nicht gebraucht.“

    Gibt es erste Zweifel an der CSU-Basis?

    Andere, denen die CSU in der Flüchtlingskrise schon zu weit nach rechts gerückt ist, sehen in der Dauerprovokation gegen Merkel mehr Schaden als Nutzen – auch für die CSU. Die CSU-Basis trage die Politik Seehofers in der Sache doch mit, da müsse man doch nicht so reden wie die Rechtspopulisten. Und die Bundeskanzlerin sei doch schließlich auch die Kanzlerin der CSU.

    Nur einer, der aber auch nicht genannt werden will, verteidigt Seehofers Strategie. Kurzfristig gebe es jetzt natürlich Ärger. Aber mittelfristig könnte er – siehe oben – doch wieder sagen können: Ich hab’s doch immer schon gewusst. Schon am Montag in der Sitzung des CSU-Vorstands könnte es so weit sein: „Wahrscheinlich wird da wieder die Hasselfeldt in die Mangel genommen, weil sie ihn kritisiert hat.“

    Seehofer studiert derweil weiter Machtpolitik. Zurzeit liest er eine Biografie über den britischen Staatsmann Winston Churchill.

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