In der CDU fängt das Jahr mit einem Ende an. Dem Ende der Ambitionen von Annegret Kramp-Karrenbauer auf das Kanzleramt. So richtig angekommen war sie nie in ihrer Rolle als Parteichefin und so tritt die Saarländerin im Februar die Flucht noch vorne an und stellt ihren Posten zur Verfügung. Nach all den Jahren mit Angela Merkel und AKK sollen jetzt mal wieder die Männer ran. Am besten die aus Nordrhein-Westfalen. Das finden zumindest drei Männer. Aus Nordrhein-Westfalen. Ins Rennen um den CDU-Vorsitz steigen ein: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Die drei firmieren fortan als „Die Kandidaten“ – und das wird auch noch so sein, wenn das Jahr in ein paar Tagen Platz macht für ein neues. Corona wollte es so.
Eigentlich sollte ja schon im April der neue Parteichef gewählt werden. Doch die Pandemie verhindert nicht nur den ersten Anlauf, sondern auch einen zweiten im Dezember. Statt einer kurzen und schmerzlosen Angelegenheit entwickelt sich der Dreikampf zur zähen Angelegenheit, in der jeder der drei Herren auf seine eigene Art zu punkten versucht.
Laschet will sich als Manager beweisen, Merz attackiert das "Establishment"
Armin Laschet ist eh immer in den Schlagzeilen, weil er als Ministerpräsident ja Corona bekämpfen muss. Er will sich als Manager beweisen, was angesichts der Rekord-Infektionszahlen in seinem Bundesland allenfalls mittelgut gelingt. Friedrich Merz bringt sich selber in die Schlagzeilen, weil es ja sonst keiner macht. Mit seiner Attacke auf das „Establishment“ (wohlgemerkt das der eigenen Partei), das sich gegen ihn, den Liebling der Basis, verschworen habe, bringt er zumindest Abwechslung in die Nachrichtenlage. Ob er seine eigene Lage damit verbessert hat, ist wieder eine andere Frage. Und Norbert Röttgen? Der macht immerhin Schlagzeilen, weil er in der Nacht der US-Präsidentschaftswahl als Experte für Außenpolitik in sämtlichen deutschen Fernsehstudios gleichzeitig zu sein scheint. Kann aber auch eine optische Täuschung nach dem stundenlangen Starren auf rote und blaue Bundesstaaten gewesen sein.
Jedenfalls geht das Jahr nun zu Ende und – das war nun wirklich nicht zu erwarten – Annegret Kramp-Karrenbauer ist noch immer CDU-Vorsitzende. Zumindest auf dem Papier. Denn in der Praxis hat Angela Merkel den Job ja längst wieder selbst übernommen.
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