Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

CDU: Röttgen und Braun kämpfen um Laschet-Nachfolge – wohl auch gegen Merz

CDU

Röttgen und Braun kämpfen um Laschet-Nachfolge – wohl auch gegen Merz

    • |
    Norbert Röttgen, CDU-Bundestagsabgeordneter, gibt seine Kandidatur als Bundesvorsitzender der CDU bekannt.
    Norbert Röttgen, CDU-Bundestagsabgeordneter, gibt seine Kandidatur als Bundesvorsitzender der CDU bekannt. Foto: Kay Nietfeld/dpa

    Norbert Röttgen ist früh dran. Als die Journalisten nach und nach zum Termin am Freitagmorgen eintrudeln, wartet er schon, offensichtlich gut gelaunt, auf dem Podium der Bundespressekonferenz in Berlin. Auch im Rennen um den CDU-Vorsitz ist der 56-Jährige zeitig am Start. Er ist der erste, der sich offiziell darum bewirbt, dem glücklosen Armin Laschet nachzufolgen. Der zieht sich zurück, nachdem er die Union als Spitzenkandidat zu ihrem mit 24,1 Prozent schlechtesten Bundestagswahlergebnis in der Geschichte der Republik geführt hat. Erst im vergangenen Januar war Röttgen im Dreikampf um den Parteivorsitz mit Laschet und Friedrich Merz Letzter geworden.

    Während nun Wahlsieger Olaf Scholz von der SPD mit Grünen und FDP über eine Regierung verhandelt, liegt die Christdemokratie am Boden. Röttgen will sie nun wieder aufrichten. „Wenn die CDU als Volkspartei überleben will, darf es kein Weiter-so geben und erst recht kein Zurück“, sagte er. Auf der Basis ihrer christlichen Grundwerte müsse die Partei in allen Bereichen ihr Profil schärfen, stärker die jüngeren Generationen und die ostdeutschen Wählerinnen und Wähler ansprechen. Röttgen, der sich in den vergangenen Jahren vor allem als Außenpolitiker profiliert hatte, will Europa auch in Verteidigungsfragen und gleichzeitig das Verhältnis mit den USA stärken. Die Union müsse in den kommenden Jahren in der Opposition ihre Rolle als Kontrolleurin und Kritikerin der wahrscheinlichen Ampel-Regierung ausfüllen – da werde es viel zu tun geben, sagte er. Neben der sozialen und der liberalen Strömung habe die konservative Seite ihren festen Platz in der Partei, umwarb der als Mann der Mitte geltende Röttgen gerade auch die Konservativen in der CDU. Wohl nicht ohne Hintergedanken: Denn deren Liebling Friedrich Merz wird voraussichtlich ebenfalls um den Vorsitz kandidieren.

    Norbert Röttgen stellt seine Pläne für die CDU vor

    Röttgen skizzierte, wie er die anderen Spitzenposten in der Partei besetzen will. Zur Generalsekretärin und damit Nachfolgerin von Paul Ziemiak möchte er die 39-jährige Betriebswirtin Franziska Hoppermann machen. Die Hamburgerin ist neu im Bundestag, hat aber mehr als 20 Jahre Erfahrung in der Kommunalpolitik. Ralph Brinkhaus werde dagegen im Falle seiner Wahl Unionsfraktionschef bleiben und damit mutmaßlich Oppositionsführer im

    Ach ja: Auch Friedrich Merz solle künftig eine wichtige Rolle in der CDU spielen. Doch fast alle in der Partei rechnen fest damit, dass Merz sich nicht etwa mit einem Parteivizeposten zufriedengeben und seinerseits seinen Hut in den Ring werfen wird. Der 65-jährige Sauerländer, so heißt es, bastle gerade an einem „Team“ und werde bald mit seiner Bewerbung an die Öffentlichkeit gehen. Für Merz wäre es sogar schon die dritte Kandidatur, er war 2018 Annegret Kramp-Karrenbauer unterlegen, Anfang des Jahres dann Laschet.

    Friedrich Merz spricht auf dem digitalen CDU-Bundesparteitag. Im Hintergrund Norbert Röttgen (r) und Armin Laschet.
    Friedrich Merz spricht auf dem digitalen CDU-Bundesparteitag. Im Hintergrund Norbert Röttgen (r) und Armin Laschet. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Die Konkurrenten Röttgen und Merz eint nicht nur die Herkunft aus Nordrhein-Westfalen, sondern auch, dass ihre Polit-Karrieren einst von Angela Merkel jäh unterbrochen wurden. Dabei galt Röttgen einmal als Liebling der nun scheidenden Kanzlerin, war Umweltminister in ihrem Kabinett. 2012 trat er bei der Landtagswahl in seiner Heimat als Spitzenkandidat an. Er unterlag krachend der amtierenden Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und wollte dann, anders als zuvor versprochen, nicht in Düsseldorf Oppositionsführer werden. Merkel warf ihn daraufhin aus dem Kabinett.

    Merz war ab 2000 Unionsfraktionschef im Bundestag und damit Oppositionsführer. Nach der verlorenen Wahl 2002 beanspruchte die damalige Parteivorsitzende Merkel den Posten. Merz unterlag im Machtkampf, es reichte nur zum Fraktionsvize, dieses Amt gab er zwei Jahre später frustriert auf.

    Mit Helge Braun kämpft ein Merkel-Vertrauter um den CDU-Vorsitz

    Tritt neben Röttgen tatsächlich auch Merz an, kommt es zum Kräftemessen zweier politischer „Merkel-Opfer“ mit dem wohl engsten Vertrauten der Kanzlerin in der CDU. Denn auch Kanzleramtsminister Helge Braun will Parteichef werden. Am Freitagnachmittag kündigte er seine Kandidatur bei der Sitzung des hessischen Landesverbands an, wie dessen Chef Volker Bouffier mitteilte. Braun, der 49-jährige Narkosearzt aus Gießen, gilt als Vertreter des Kurses von Angela Merkel, die die CDU inhaltlich weit nach links gerückt hat. Welche Chancen er im Rennen um den Vorsitz wirklich hat, ist offen und hängt auch davon ab, wer noch antritt. Die Frist läuft bis zum 17. November.

    Will die Nachfolge von Armin Laschet als CDU-Parteichef antreten: Helge Braun.
    Will die Nachfolge von Armin Laschet als CDU-Parteichef antreten: Helge Braun. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Unter den Politikern, die als Laschet-Nachfolger im Gespräch sind, ist auch Carsten Linnemann (44), der Chef der einflussreichen Mittelstandsvereinigung in der CDU. In der Partei wurde zuletzt aber spekuliert, dass Merz und Linnemann sich absprechen und in irgendeiner Form gemeinsam antreten. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der lange als Hoffnung der jungen Konservativen in der CDU galt, hat dagegen bereits erklärt, er werde sich nicht wie schon 2018 für den Parteivorsitz bewerben. Offen ist aber, ob Spahn einen anderen Bewerber unterstützen wird. Vor dem letzten Votum hatte er sich Armin Laschet angeschlossen. Der hat immerhin noch mitentschieden, dass erstmals in der Geschichte der CDU die Mitglieder bestimmen dürfen, wer Parteichef und damit sein Nachfolger wird. Formell ist das Ergebnis zwar nicht bindend, doch es wird fest damit gerechnet, dass die Delegierten auf dem Parteitag am 21. Januar in Hannover sich an das Basisvotum halten werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden