Für die CDU ist ihr 33. Bundesparteitag ein bisschen so wie Weihnachten. Man weiß vorher, dass man etwas bekommt. Die Details kennt man aber erst hinterher. Die Vorsitzende der Frauen-Union, Annette Widmann-Mauz, freute sich im Vorfeld der Veranstaltung entsprechend über den ersten komplett digitalen Parteitag in der CDU-Geschichte. „Aber wie es sein wird, kann ich Ihnen erst hinter sagen“, meinte das CDU-Präsidiumsmitglied.
CDU-Parteitag musste mehrmals verschoben werden
Der Höhepunkt des Parteitages ist zweifelsohne am Samstag die Wahl des neuen CDU-Parteivorsitzenden. Armin Laschet, Norbert Röttgen und Friedrich Merz bewerben sich um die Nachfolge von Annegret Kramp-Karrenbauer. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen wird erwartet, spannend ist die Wahl auch, weil sie erstmals komplett digital abgehalten wird. Ursprünglich hätte der Wahlparteitag bereits im April letzten Jahres als Sonderparteitag stattfinden sollen. Er wurde wegen der Corona-Pandemie zunächst auf den regulären Parteitag am 4. Dezember verschoben. Nachdem auch dieser wegen der Virus-Lage abgesagt werden musste, einigte man sich auf den 15. und 16. Januar 2021 als neuen Termin. Aber dabei sollen wegen Corona möglichst wenig Menschen zusammenkommen.
Während sich bei normalen Parteitagen Tausende von Delegierten, Journalisten und Gästen in den Messehallen von Hamburg, Stuttgart oder Leipzig drängeln, sieht der diesjährige CDU-Parteitag nur eine Handvoll Menschen, die sich in der Berliner Messe versammeln. Dazu zählen Kandidaten und die Spitzen der Partei sowie fleißige Helferinnen und Helfer, die hinter den Kulissen auf 10.000 Quadratmetern Gesamtfläche versammelt sind. Die drei Kandidaten dürfen nicht mit großem Stab anreisen, sondern jeder nur zwei Vertraute mitbringen. Damit es da nicht zu Infektionen kommt, wurde in einer separaten Halle eine Corona-Testfläche mit 5.000 Quadratmetern eingerichtet, in der sechs Teststationen stehen.
Die CDU spart sich bei diesem Parteitag zwar die Fahrt- und Übernachtungskosten für die 1001 Delegierten. Auch das Catering ist deutlich günstiger als sonst. Gleichwohl musste einiges in die Technik investiert werden. Unter anderem wurden 120 Computer, sieben Kameras, 30 Lautsprecher und 30 Fernsehmonitore aufgebaut. 250 Scheinwerfer rücken alles ins rechte Licht, allein an der Hallendecke hängt Equipment mit einem Gesamtgewicht von sechs Tonnen. Die LED-Wände haben eine Fläche von 65 Quadratmetern, es gibt dazu auch analoges Zeug: Rund 1.600 Quadratmeter Stoffe wurden insgesamt verbraucht, darunter sind 200 Quadratmeter bedruckte Stoffflächen. Das ohne Strom keine Spannung aufkommt, stehen in der Halle 500 Dreiersteckdosen zur Verfügung, die Stromleitungen kommen auf eine Länge von 12,5 Kilometer.
CDU wählt den neuen Vorsitzenden per Briefwahl
Mithilfe von fünf Kilometern Glasfaserkabel, anderthalb Kilometern Kupferkabel für die LAN-Verbindungen, einer eigenen 5G-Zelle, vier Hochgeschwindigkeits-Routern (Core-Router) und weiterer Ausstattung wird der digitale Plenarsaal erschaffen, zu dem nur Delegierte von ihren eigenen vier Wänden aus Zugang haben. Wortmeldungen und Antragsstellungen, die Abstimmung über Anträge, die Wahlen und die Wahlergebnisse – alles findet digital statt. Fast alles.
Denn die deutschen Gesetze verlangen, dass das digitale Wahlergebnis anschließend schriftlich bestätigt wird. Die Briefwahl startet direkt nach der letzten Wahl auf dem Parteitag, es geht dabei um den Vorsitz, aber auch um die weiteren Spitzenposten, etwa die der Stellvertreter. Alle Delegierten haben ihre Briefwahlunterlagen bereits vor dem Parteitag per Post erhalten. Die Wahlzettel werden an einen Notar geschickt, der den ordnungsgemäßen Eingang dokumentiert. Am Freitag, 22. Januar, erfolgt die Auszählung und am gleichen Tag wird das Ergebnis der Briefwahl verkündet. Das wiederum darf digital per Live-Stream passieren.
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