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CDU: Ein Achter für Armin Laschet

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Ein Achter für Armin Laschet

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    CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet bietet acht Mitstreiter auf, um seinen Wahlkampf zu retten.
    CDU-Kanzlerkandidat Armin Laschet bietet acht Mitstreiter auf, um seinen Wahlkampf zu retten. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Vier Frauen, vier Männer – sie sollen es irgendwie schaffen, dass Armin Laschet doch noch der nächste Kanzler der Bundesrepublik Deutschland wird. „Experten statt Experimente“ hat die CDU als Parole über die Bühne gehängt. Nur einen dieser Experten kennt ganz Deutschland. Es ist Friedrich Merz – er soll im Zukunftsteam Laschets das Gesicht für Wirtschaft und Finanzen sein.

    Laschet hat ihm das Wirtschaftsministerium versprochen, wenn er in die Lage kommt, eine Regierung zu bilden. „Wirtschaft ist nicht alles, aber ohne Wirtschaft ist alles nicht“, zitiert

    Merz soll die Seele der Stammwähler streicheln

    Er, der einstige Konkurrent Laschets und Liebling der Konservativen in der CDU, soll die Stammwählerinnen und Stammwähler mobilisieren, denen der Kanzlerkandidat nicht kernig genug erscheint. Beide Männer haben einen Pakt geschlossen, der den einen ins Kanzleramt und den anderen an die Spitze eines Ministeriums führen soll. Merz ist pragmatisch genug, selbst wenn er natürlich am liebsten selbst K-Kandidat geworden wäre. Doch bei dem Sauerländer schwingt auch immer die Gefahr mit, dass er der Welt einen knackigen Spruch zu viel zuteilwerden lässt oder schlicht seine eigene Linie durchzieht.

    Der ehemalige Fraktionschef Friedrich Merz (l) ist das prominenteste Gesicht in Armin Laschets neuem Team.
    Der ehemalige Fraktionschef Friedrich Merz (l) ist das prominenteste Gesicht in Armin Laschets neuem Team. Foto: Christoph Soeder, dpa

    So lehnt er zum Beispiel den Klimazoll ab, den die EU-Kommission einzuführen gedenkt, um die europäische Industrie vor den Wettbewerbern zu schützen, die nicht so strenge Umweltauflagen erfüllen müssen. Merz sieht durch den

    Neben dem früheren Fraktionschef ist die Digital-Staatsekretärin Doro Bär (CSU) die Einzige aus dem Zukunftsteam, die bundesweit noch halbwegs bekannt ist. „Ich habe Lust auf Zukunft“, sagt Bär. Sie will sich daran machen, dass der Staat endlich schneller und auf der Höhe der Zeit ankommt. Markenziehen in der Amtsstube soll der Vergangenheit angehören. Bär kümmert sich heute im Kanzleramt um dieses Thema – wie die Pandemie gezeigt hat, mit nicht gerade überwältigendem Erfolg.

    Söder-Fan Doro Bär trommelt nun für Laschet

    In Berlin überrascht die Personalie deshalb – und weil eigentlich die CDU-Abgeordnete Nadine Schön als Laschets Favoritin für das Digitale gilt. Doch ohne eine Vertreterin der CSU hätte sich der Mannschaftskapitän den Vorwurf eingehandelt, nichts auf die kleine Schwesterpartei aus Bayern zu geben. Ironie dabei: Bär war eine der lautesten Trommlerinnen für CSU-Chef Markus Söder, als dieser mit Laschet um die Kanzlerkandidatur rang. Nun muss sie für Laschet trommeln, für den gerade keine Geigen im Himmel spielen.

    Der neue ARD-Deutschlandtrend hat das Konrad-Adenauer-Haus deprimiert. CDU und CSU sind in allen Belangen unterlegen. Sie kommt nur noch auf 20 Prozent, die SPD auf 25 Prozent. Den Kanzlerkandidaten Laschet halten nur 14 Prozent für den Kompetentesten, den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz 55 Prozent. Dieser steht in der Rangfolge der beliebtesten Spitzenpolitiker auf Platz 2, direkt hinter Kanzlerin Angela Merkel. Armin Laschet erreicht lediglich Rang 10.

    SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist seinem Konkurrenten Laschet enteilt.
    SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz ist seinem Konkurrenten Laschet enteilt. Foto: Swen Pförtner, dpa

    Seine Schwäche versucht die Partei nun durch das Team in eine Stärke umzudeuten. Seht, der Armin ist mannschaftsdienlich und hat gute Leute um sich versammelt. Ob das in den verbleibenden drei Wochen, in denen sich noch einmal alles auf die Spitzenkandidaten fokussiert, genügt, um die Wende herbeizuführen, ist nicht ausgeschlossen, aber fraglich.

    Mitstreiter für einen modernen Konservatismus

    An seine Seite hat sich Laschet Mitstreiter und Mitstreiterinnen geholt, die überraschen und überzeugen können. Die quirlige Sozialpolitikerin Silvia Breher, die sich mit einem norddeutschen „Moin“ vorstellt. Der Berliner Musikmanager Joe Chialo („Kelly Family“, „Santiano“) soll Künstler und Kreative von der Union überzeugen. Er bewirbt sich in Berlin um ein Bundestagsmandat, als erster schwarzer Kandidat der CDU.

    Mehr Sicherheit vor Terroristen soll der aus dem Fernsehen bekannte Sicherheitsexperte Peter R. Neumann vom Londoner King’s College bringen. Neumann wird oft interviewt, wenn Extremisten mit brutaler Gewalt zuschlagen. „Der erste Grund ist Armin Laschet“, begründet der Professor, warum er bei dem bisher glücklos agierenden CDU-Vorsitzenden mittut. Laschet höre zu und wisse nicht schon vorher vermeintlich über alles Bescheid.

    Der Musikmanager Joe Chialo soll die Union für Künstler und Kreative attraktiv machen.
    Der Musikmanager Joe Chialo soll die Union für Künstler und Kreative attraktiv machen. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Die Sorgen und Nöte des Ostens soll die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch aufnehmen, die Wut der von gestressten Familien mit Kindern die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien. Die Aufgabe, bei der Energiewende den Turbo zu zünden, ohne dass Arbeitsplätze verloren gehen, kommt Fraktionsvize Andreas Jung aus Konstanz zu.

    Die Letzteren eint, dass sie für einen modernen Konservatismus stehen könnten. Doch die Zeit, seine Unterstützer bekannt zu machen, hat Laschet nicht mehr. Dazu müssten sie jetzt beinahe täglich im Fernsehen oder in der Zeitung auftauchen.

    Die FDP lästert schon

    Bei der FDP, die Partner Nummer 1 der CDU für eine Regierung ist, sorgt das Aufgebot für Kopfschütteln. „Bisher dürfte dieses Team niemanden vom Hocker reißen, die meisten Persönlichkeiten sind dafür schlicht zu unbekannt“, sagte Fraktionsvize Michael Theurer unserer Redaktion. Dass Merz als Wirtschafts- und Finanzexperte eine führende Rolle spielen solle, sei schon vorher klar gewesen. Auffällig findet der Liberale, dass dem Team keine Minister von CDU und CSU angehören. „Verständlich angesichts von Personalien wie Andreas Scheuer und Anja Karliczek, aber auch peinlich für die Union“, moniert Theurer.

    Laschet will die Kritik nicht gelten lassen. Er freue sich auf die gegnerische Mannschaft der SPD. „Viele werden im Moment versteckt“, sagt er und meint damit Saskia Esken und Kevin Kühnert. Offen ist, ob Scholz ihm den Gefallen tut.

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