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CDU: Auftritt von Friedrich Merz bei der Jungen Union schlägt hohe Wellen

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Auftritt von Friedrich Merz bei der Jungen Union schlägt hohe Wellen

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    Friedrich Merz spricht beim Deutschlandtag der Jungen Union.
    Friedrich Merz spricht beim Deutschlandtag der Jungen Union. Foto: Ulrich Wagner (Archiv)

    Wenn ein 63-jähriger Ex-Politiker nach Saarbrücken reist, um dort ein Grußwort zu sprechen, klingt das zunächst einmal reichlich unspektakulär. Dass der spontane Auftritt von Friedrich Merz auf dem Deutschlandtag der Jungen Union trotzdem so hohe Wellen schlägt, erklärt sich erst auf den zweiten Blick.

    Denn mit der Einladung des erklärten Lieblings der Konservativen setzt die Parteijugend ein Zeichen, das durchaus als Misstrauensvotum gegen CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer gedeutet werden kann. Seit AKK sich im vergangenen Jahr im Rennen um den Parteivorsitz hauchdünn gegen jenen Merz durchgesetzt hat, lässt die Junge Union kaum eine Gelegenheit aus, den Unterlegenen zurück ins Spiel zu bringen.

    Wie das so ist, wenn man von der eigenen Jugendorganisation vor sich hergetrieben wird, kann sich die CDU-Vorsitzende bei Gelegenheit von den Kollegen der SPD erzählen lassen. Und in der CSU hat der Nachwuchs vor zwei Jahren sogar zum Sturz des damaligen Parteichefs beigetragen. Schon ist in den Parteizentralen etwas bang von der neuen Macht der Jungen die Rede. Und schuld an allem sind die Grünen.

    Union und SPD wollen die jungen Wähler erreichen

    Seit die Ökopartei nicht nur bei Klima-Schulschwänzern, sondern auch bei Erstwählern zur Nummer eins avanciert, fragt sich die Konkurrenz, wie sie diese lange vernachlässigte Zielgruppe erreichen könnte. Dass das alleine mit hippen, aber meist auch eher peinlichen Youtube-Influencern gelingt, glauben wahrscheinlich nicht einmal die Marketing-Strategen selbst. Also hilft nur eins: mehr Einfluss für junge Leute. Ein ideales Einfallstor für Menschen wie Tilman Kuban und Kevin Kühnert. Politisch trennen die beiden Welten, aber eines haben sie gemeinsam: Sie gehen der eigenen Parteispitze gehörig auf die Nerven.

    Tilman Kuban, seit März Vorsitzender der Jungen Union.
    Tilman Kuban, seit März Vorsitzender der Jungen Union. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archiv)

    Juso-Chef Kühnert trieb die SPD-Führung mit seiner NoGroKo-Kampagne an den Rand des Burnouts. Und Kuban hat als Vorsitzender der Jungen Union gerade eine Debatte vom Zaun gebrochen, die Kramp-Karrenbauer eher mittelbegeistert verfolgen dürfte. Der 32-Jährige will, dass die Parteibasis per Urwahl über die nächste Kanzlerkandidatur entscheidet. Ob die intern umstrittene AKK hier das Rennen machen würde? Zumindest fraglich. Und da kommt wieder der Gastredner Merz ins Spiel, den viele für den besseren Kanzlerkandidaten halten. Geht er noch einmal gegen Kramp-Karrenbauer ins Rennen? Jedenfalls kann er nur mit Mühe verbergen, wie viel Freude es ihm bereitet, dass diese Frage immer wieder gestellt wird.

    Kevin Kühnert, seit 2017 Chef der Jungsozialisten.
    Kevin Kühnert, seit 2017 Chef der Jungsozialisten. Foto: Michael Kappeler, dpa (Archiv)

    Auch Kramp-Karrenbauer tritt beim Deutschlandtag der Jungen Union auf

    Wenn Merz an diesem Freitagabend also zur Parteijugend spricht, wird er sie kaum von der Idee mit der Urwahl abbringen wollen, die in Saarbrücken zur Abstimmung steht. Die Parteichefin soll dort übrigens auch auftreten, allerdings wohl erst am Sonntag, wenn die Sache bereits gelaufen ist.

    Das kann man nun Zufall nennen, schließlich haben Politiker ja wahnsinnig viele Termine. Aber es wäre nicht das erste Mal, dass sich die JU mit einem subtilen Signal in einen Machtkampf einbringt.

    Ziemlich genau zwei Jahre ist es her, dass sich Markus Söder, damals bayerischer Finanzminister und ewiger CSU-Kronprinz, ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Beim JU-Landestreffen in Erlangen wurde er „plötzlich“ von lauter jungen Menschen umringt, die Schilder mit der Aufschrift „Söder – unsere neue Nummer 1“ hochhielten. Dass gerade mehrere Fotografen zugegen waren? Sicher reiner Zufall. Söder stellte sich also mit gespieltem Erstaunen mit aufs Gruppenfoto – und löste vier Monate später Horst Seehofer als Parteichef ab.

    Gut möglich also, dass heute ein paar Fotografen mehr in Saarbrücken sein werden als sonst.

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