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Burkina Faso: Viele junge Menschen wollen weg aus Westafrika

Burkina Faso

Viele junge Menschen wollen weg aus Westafrika

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    Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das Land könnte von einem Marshallplan für Afrika profitieren, wie ihn Entwicklungsminister Gerd Müller fordert.
    Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Das Land könnte von einem Marshallplan für Afrika profitieren, wie ihn Entwicklungsminister Gerd Müller fordert. Foto: Ansgar Zender, dpa

    „Natürlich überlege ich, aus Afrika wegzugehen, nach Europa“, sagt Sori Siribi. Feine Schweißperlen stehen auf der Stirn des 24-jährigen Landwirtschaftsschülers, der trockene Wind weht unbarmherzig von Norden her, bringt Staub aus der Sahara mit. Selbst die ausladende Krone einer Akazie bietet kaum Schutz vor der gleißenden Mittagssonne.

    Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt. Mit leiser Stimme sagt Siribi: „Die meisten Leute müssen mit weniger als zwei Euro am Tag auskommen, auch meine Eltern.“ Vier Brüder habe er, das sei relativ wenig für

    Junge Menschen aus Westafrika wollen nach Europa

    In Burkina Faso mit seinen 19 Millionen Einwohnern lassen sich die Ursachen von Flucht und Migration studieren. Die meisten Probleme Afrikas plagen auch das Binnenland in der Sahelzone. Schon Millionen Einwohner haben ihre Heimat verlassen. Sie ernten jetzt etwa Kakao im Nachbarland Elfenbeinküste, bauen Straßen in Niger oder holen Gold aus den Minen von Guinea. Das Geld, das sie in die Heimat schicken, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Doch inzwischen haben junge Menschen aus ganz Westafrika vor allem ein Ziel: Europa.

    An der Landwirtschaftsschule von Bobo Dioulasso ist an diesem Tag ein Mann zu Gast, der verhindern will, dass sich junge Afrikaner wie Sori Suribi auf den gefährlichen Weg durch die Sahara und über das Mittelmeer machen: Bundesentwicklungsminister Gerd Müller. Er fordert, Europa müsse mehr tun, damit Menschen in Afrika ein würdiges Leben in ihrer Heimat führen können. Dass die „Fluchtursachenbekämpfung“ derzeit neue Aufmerksamkeit erfährt, sieht er „als einmalige Chance“.

    Der CSU-Politiker aus Kempten ist überzeugt, „dass die Probleme des Kontinents nicht dadurch gelöst werden, dass Millionen Afrikaner ihre Heimat verlassen“. Im sogenannten „Marshall-Plan mit Afrika“ hat er die Grundsätze zusammengefasst, mit denen er die Entwicklungszusammenarbeit auf eine neue Grundlage stellen will. Der Grundgedanke lautet: Entwicklung durch gerechten Handel. In Burkina Faso liegt der Schwerpunkt auf der Wasserversorgung, der Dezentralisierung der Verwaltung und der Verbesserung der Regierungsführung, vor allem aber auf der Stärkung der Landwirtschaft, von der ein Großteil der Bevölkerung lebt.

    Fluchtursachen, sagt Müller, seien nicht nur wirtschaftlicher Natur. „Menschen fliehen auch vor schlechter Politik.“ Burkina Faso wurde bis 2014 von einem Autokraten regiert. Als dieser die Verfassung ändern wollte, um eine weitere Amtszeit antreten zu können, kam es zu wochenlangen friedlichen Protesten. Schließlich griff das Militär ein – und der Autokrat floh außer Landes. Aus den ersten freien Wahlen ging 2015 Roch Marc Kaboré als Sieger hervor. Noch immer gilt Burkina Faso als junge, zerbrechliche Demokratie.

    Islamistischer Terror verschlimmert die Lage noch

    Im Gespräch mit dem Premierminister macht Müller auch die Spannungen im Nachbarland Mali zum Thema. Dort ist die Bundeswehr im Einsatz. Islamistischer Terror sucht aber auch Burkina Faso heim, wo Muslime, Christen und Animisten bislang weitgehend friedlich zusammenleben. Im Januar 2016 erschütterte jedoch ein schwerer Anschlag die Hauptstadt Ouagadougou. Mitglieder der Terrororganisation Al-Kaida erschossen 30 Menschen, vor allem Ausländer.

    Vor der einheimischen Presse versichert Müller, Deutschland werde Burkina Faso im Kampf gegen den Terrorismus und bei der Wirtschaftsentwicklung unterstützen. Fast scheint er erleichtert, dass er anschließend den pompösen, vom Vorgänger Kaborés erbauten Präsidentenpalast mit den vergoldeten Sesseln wieder verlassen kann.

    Draußen, auf dem Land, im Kontakt mit den Menschen, da fühlt er sich sichtlich wohler. Wie an der Landwirtschaftsschule von Bobo Dioulasso, wo er vor Sori Siribi und dessen 900 Mitschülern eine Runde auf dem Traktor dreht und eine neue Saatgutreinigungsmaschine einweiht. Das Gerät wird künftig von Dorf zu Dorf wandern und den Kleinbauern zu besseren Erträgen verhelfen.

    Die von der deutschen Entwicklungszusammenarbeit geförderte Schule ist ein „Grünes Innovationszentrum“. Die Schüler lernen dort den Umgang mit moderner Landtechnik und wassersparende Bewässerungstechniken. Der Reisanbau in der Region, erzählt die deutsche Projektleiterin, habe sich so in den vergangenen Jahren verdreifachen lassen. Mit Bildungs- und Aufklärungsprojekten habe die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) schon 400000 Bauern in Burkina Faso erreicht.

    Müller ist zufrieden: „Burkina Faso hat das Potenzial, sich selbst zu ernähren.“ Sori Siribi hat dem Minister aufmerksam zugehört. Nach Europa will er trotzdem, am liebsten nach Deutschland. Dort, so sagt er, wolle er an einer Fachschule oder durch ein Praktikum noch mehr über Pflanzenbau lernen. „Danach gehe ich nach Burkina Faso zurück, um Bauern auszubilden.“

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