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Bundeswirtschaftsminister: "Wir brauchen das": Gabriel klar für Vorratsdatenspeicherung

Bundeswirtschaftsminister

"Wir brauchen das": Gabriel klar für Vorratsdatenspeicherung

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    Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel befürwortet die umstrittene Vorratsdatenspeicherung.
    Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel befürwortet die umstrittene Vorratsdatenspeicherung. Foto: Wolfgang Kumm/Archiv (dpa)

    Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat sich klar für eine rechtskonforme Regelung zur Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung ausgesprochen. "Wir brauchen das, ich weiß aber, dass das hochumstritten ist", sagte der Bundeswirtschaftsminister im Deutschlandfunk. "Wir erleben doch gerade, dass die Welt ziemlich gefährlich geworden ist. Und ich glaube, dass wir auch in dem verfassungsrechtlich vertretbaren Umfang technisch in der Lage sein müssen, darauf zu reagieren."

    Vorratsdatenspeicherung seit Jahren umkämpft

    Die Speicherung von Telefon- und Internet-Verbindungsdaten zur Terrorabwehr und Verfolgung schwerer Straftaten ist seit Jahren heiß umkämpft: Schon in der schwarz-gelben Koalition war die Union dafür und die FDP dagegen, ähnlich ist es in der schwarz-roten Koalition. Selbst SPD-intern besteht keine Einigkeit, weil im Gegensatz zu weiten Teilen der Partei die EU abzuwarten. Die wird aber vorerst nicht kommen wird, wie Brüssel jetzt klargemacht hat.

    Gabriel hatte sich bereits offen für eine Regelung gezeigt und befürwortete dies nun ausdrücklich. Die Minister für Inneres und Justiz, Thomas de Maizière (CDU) und Heiko Maas (SPD), würden gemeinsam einen Vorschlag entwickeln, sagte er. Aber: "Das wird nicht von heute auf morgen der Fall sein."

    Sigmar Gabriel erinnert am frühere Kompromissvorschläge

    Maas hat bisher eher auf der Bremse gestanden. Und auch andere SPD-Politiker lassen nach wie vor Skepsis erkennen: "Seine Haltung in dieser Frage teile ich ausdrücklich", sagte Parteivize Ralf Stegner der "Bild"-Zeitung (Montag) mit Blick auf Maas. Auch Generalsekretärin Yasmin Fahimi hatte vor kurzem vor Schnellschüssen gewarnt.

    Vorratsdatenspeicherung: So wurde gespeichert

    Begriff: Vorratsdatenspeicherung steht für die systematische Speicherung von Telefon- und Internetdaten der Bürger. Nach den Terroranschlägen von Madrid und London beschlossen die EU-Staaten 2006 das Gesetz.

    Zweck: Die Datensammlung soll Fahndern bei der Jagd nach Terroristen und anderen Schwerverbrechern helfen. Die EU schrieb vor, dass Anbieter von Telekommunikationsdiensten EU-weit Verbindungsdaten zu Telefonaten oder E-Mails zwischen 6 und 24 Monate lang auf Vorrat speichern mussten.

    Metadaten: Bei Telefonaten mussten die sogenannten Metadaten gespeichert werden: Rufnummer, Name und Anschrift der Teilnehmer, Uhrzeit, Datum und Dauer eines Gesprächs. Bei Handys gehörte der Standort zu Gesprächsbeginn dazu. Die Inhalte von Gesprächen oder Mails waren tabu.

    Linksfraktionsvize Jan Korte kritisierte Gabriels Äußerung am Sonntag. Es gebe "keinen Spielraum für irgendeine Form der anlasslosen Massenüberwachung von Telefon- und Internetdaten".

    Gabriel erinnerte auch an frühere Kompromissvorschläge der SPD. Danach sollten die gespeicherten Telefon- und Internet-Verbindungsdaten nur kurze Zeit aufbewahrt werden und die Ermittler nur mit Genehmigung eines Richters auf die Daten zugreifen können. "Das, glaube ich, sind damals schon vernünftige Beschlüsse gewesen, heute werden sie uns helfen, einen mit der Verfassung und auch mit Europarecht konformen Gesetzesvorschlag zu machen", sagte Gabriel.

    Eine Vorratsdatenspeicherung hat es in Deutschland bereits gegeben, das Bundesverfassungsgericht hat sie 2010 aber verworfen. Der Europäische Gerichtshof kippte eine EU-Regelung 2014. dpa

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