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Bundeswehr: Ursula von der Leyen: Kasernenton ist der neuen Ministerin nicht fremd

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Ursula von der Leyen: Kasernenton ist der neuen Ministerin nicht fremd

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    Die Berufung von Ursula von der Leyen zur Verteidigungsministerin ist nur konsequent. Jeder zehnte Zeitsoldat ist bereits weiblich.
    Die Berufung von Ursula von der Leyen zur Verteidigungsministerin ist nur konsequent. Jeder zehnte Zeitsoldat ist bereits weiblich. Foto: Peter Steffen/dpa

    Fliegen wollte sie, immer schon fliegen. Schon als Schülerin absolvierte Ulrike Flender ein Praktikum bei einer „Tornado“-Staffel“ der Bundeswehr, nach dem Abitur ging sie zur Luftwaffe. Und sie erfüllte sich ihren Traum. Sie war die erste Frau, die bei der

    Eine reine Männerbastion ist die Bundeswehr schon lange nicht mehr. An Frauen in Uniform hat sich die Truppe längst gewöhnt, nicht nur im Sanitätsdienst, sondern auch in Kampfeinheiten, im Auslandseinsatz oder im Cockpit eines Jagdbombers. Jeder zehnte Berufs- oder Zeitsoldat ist mittlerweile eine Frau, eine hat es bereits bis zur Generalin geschafft.

    Von der Leyen erste Verteidigungsministerin

    Insofern ist es nur konsequent, dass eine Frau auch oberste Vorgesetzte aller Soldatinnen und Soldaten werden kann. Und dennoch schreibt Ursula von der Leyen, die heute als neue Verteidigungsministerin vereidigt wird und danach ihr Büro im geschichtsträchtigen Bendlerblock am Rande des Berliner Diplomatenviertels beziehen wird, Geschichte. Als erste Frau wird sie Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt sein und somit die Oberbefehlshaberin der Armee in Friedenszeiten. Die erste Frau im Verteidigungsministerium ist die stellvertretende CDU-Chefin und Mutter von sieben Kindern allerdings nicht, es gab schon vier Staatssekretärinnen im Wehrressort und eine Wehrbeauftragte.

    Keine Revolution, aber eine Überraschung

    Eine Revolution war ihre Berufung daher nicht, wohl aber die größte Überraschung im Postenpoker von CDU, CSU und SPD. Bis zuletzt galt Amtsinhaber Thomas de Maizière als gesetzt. Doch der war seit dem Drohnendebakel schwer angeschlagen, seine Autorität hat in der Armee wie in der Öffentlichkeit gelitten, Angela Merkel wollte ihn wohl aus der Schusslinie nehmen. Im Innenressort ist der spröde Jurist, der nie mit den Soldaten warm wurde, besser aufgehoben. Gleichzeitig drängte die ehrgeizige, machtbewusste von der Leyen auf eine Beförderung in ein ebenso bedeutendes wie prestigeträchtiges Ressort. Das hat sie erreicht.

    Verteidigungsministerium ein Schleudersitz

    Allerdings steht das Verteidigungsministerium auch im Rufe, ein ausgeprägtes Eigenleben zu führen, schwer beherrschbar zu sein und zu den skandalanfälligsten Häusern zu gehören. Lang ist die Liste der Ressortchefs, die vorzeitig zurücktreten mussten. Unverändert existieren zivile und militärische Doppelstrukturen, hinzu kommen immer wieder gewaltige Probleme bei Rüstungsprojekten.

    Ursula von der Leyen wird zugetraut, das Haus in den Griff zu bekommen, auch wenn sie selbst am Montag fast demütig sagte, sie habe „einen Mordsrespekt“ vor dem, was auf sie nun zukomme. Das sei „eine Riesenaufgabe“. Doch die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht, die einst von Christian Wulff in die Politik geholt worden war, liebt Herkulesaufgaben, Widerstände haben sie noch nie beeindruckt.

    So freundlich sie in der Öffentlichkeit auch wirken mag, so resolut und bestimmt kann sie intern auftreten. Der Kasernenton, heißt es in Berlin, sei ihr nicht fremd, ebenso wenig das militärische Prinzip von Befehl und Gehorsam, als Chefin wisse sie sich durchzusetzen, ihre Mitarbeiter auf Trab zu halten und sich rasch Respekt zu verschaffen. 

    Eine Schonfrist wird sie nicht erhalten. Der Abzug aus Afghanistan ist in vollem Gange und muss bis Ende 2014 abgeschlossen werden, der Umbau der Bundeswehr mit der Schließung von Kasernen und der Schaffung neuer Strukturen hat gerade erst begonnen und sorgt für Verunsicherung und Belastung bei den Soldaten, mehrere milliardenschwere Rüstungsprojekte stehen auf dem Prüfstand.

    Ziel: Bundeswehr zum attraktiven Arbeitgeber machen

    Die frühere Familien- und Arbeitsministerin hat sich vorgenommen, die Bundeswehr attraktiver zu machen und für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sorgen. Sie wolle die Bundeswehr „ganz modern“ aufstellen, sagte sie am Montag, als Freiwilligen-Armee konkurriere sie mit vielen anderen zivilen Unternehmen um die besten Köpfe, daher müsse sie „ein attraktiver Arbeitgeber“ sein.

    Positive Resonanz auf Ernennung

    In der Truppe stieß die Beförderung der 55-jährigen promovierten Medizinerin, die fließend Englisch und Französisch spricht und schon immer ein Faible für Europa- und Außenpolitik hatte, auf eine positive Resonanz. „Das Ministerium mit Frau von der Leyen an der Spitze hat Potenzial“, sagte Andreas Hubert vom Bundeswehrverband. Die frühere Familienministerin sei sensibilisiert für das Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“. Die private Wirtschaft sei in Fragen der Familienförderung und Karriereplanung „oft weiter als wir“.

    Nicht zuletzt erwarten die Soldaten, dass die Bundeswehr mit der neuen Ressortchefin wieder mehr Beachtung in der Öffentlichkeit erfährt. Ihr würde es jedenfalls niemals einfallen, den Soldaten vorzuwerfen, sie gierten nach Aufmerksamkeit, wie dies Thomas de Maizière getan hat. Vielmehr dürfte sie sich rasch einen Ruf als „Mutter der Kompanie“ erwerben, die sich um ihre Soldaten sorgt. Wie ihre legendären Vorgänger Schorsch Leber und Peter Struck, die bis heute in der Truppe verehrt werden – als Kümmerer und Versteher.

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