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Bundeswehr: Raketenabwehr der Zukunft kommt aus der Region

Bundeswehr

Raketenabwehr der Zukunft kommt aus der Region

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    Die Bundeswehr soll für mehrere Milliarden Euro ein neues Luftabwehrsystem erhalten - das Medium Extended Air Defense System.
    Die Bundeswehr soll für mehrere Milliarden Euro ein neues Luftabwehrsystem erhalten - das Medium Extended Air Defense System. Foto: Meads International (dpa)

    MBDA in Schrobenhausen

    Tradition: In Schrobenhausen wird seit über 50 Jahren Rüstungstechnik entwickelt und produziert.

    Entwicklung: 2012 erfolgte die Umfirmierung der LFK-Lenkflugkörpersysteme GmbH in die MBDA Deutschland GmbH. Das Unternehmen gehört zur Airbus Group.

    Hauptsitz: In Schrobenhausen entwickelt, produziert und wartet MBDA Luftverteidigungs- und Lenkflugkörpersysteme – auch für die Bundeswehr. Am Projekt Meads arbeiten rund 250 der insgesamt 1100 Mitarbeiter. Weitere Standorte: Ulm und Aschau am Inn. (AZ)

    Das erste große Rüstungsprojekt in der Amtszeit der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) wird in maßgeblichen Teilen im oberbayerischen Schrobenhausen realisiert. Dort liegt der Hauptsitz des Unternehmens MBDA Deutschland, das zusammen mit MBDA Italien und dem US-Hersteller Lockheed Martin das Flugabwehrsystem Meads (Medium Extended Air Defense System) herstellen soll. „Insbesondere durch mögliche Exportchancen würde sich ein Potenzial für größere Kapazitäten und neue Arbeitsplätze am Standort Schrobenhausen ergeben“, sagte der Sprecher von MBDA Deutschland, Wolfram Lautner, unserer Zeitung.

    Nach monatelanger Prüfung und einer heftigen Bieterschlacht zwischen dem Meads-Konsortium und der US-Firma Raytheon, Hersteller der derzeit von der Bundeswehr genutzten „Patriot“-Abwehrraketen, hat sich das Verteidigungsministerium für Meads entschieden. Spätestens 2025 soll die neue Abwehrwaffe die „Patriot“-Raketen, deren Genehmigung in zehn Jahren ausläuft, ersetzen. Das System mit einem neuartigen 360-Grad-Radar soll vor Angriffen von Flugzeugen und taktischen ballistischen Raketen mit einer Reichweite von bis zu 1000 Kilometern schützen. In die Entwicklung flossen insgesamt vier Milliarden Euro. Deutschland steuerte davon rund 1,2 Milliarden Euro bei.

    Kostenentwicklung müsse minutiös kontrolliert werden

    „Wir waren zwischen 2004 und 2014 an allen Entwicklungsarbeiten für Meads maßgeblich beteiligt. Einzige Ausnahme ist der Flugkörper, der von der US-Firma Lockheed Martin projektiert wurde“, sagte Lautner. Stimmt der Bundestag dem Projekt zu, könnte 2016 ein unterschriebener Vertrag vorliegen. „Wir werden in Schrobenhausen und auf unserem neuen Gelände in Freinhausen bei Neuburg nicht nur einzelne Elemente von Meads herstellen, sondern auch das Raketenabwehrsystem bei uns integrieren, testen und ausliefern“, sagte der MBDA-Sprecher. Je nach der von der Bundeswehr angeforderten Stückzahl ist von weiteren vier Milliarden Euro die Rede. Allerdings wurden vergleichbare Vorhaben letztlich nicht selten um ein Vielfaches teurer als geplant. Von der Leyen versicherte gestern jedoch, dass die Kostenentwicklung minutiös kontrolliert werden würde.

    Aus der Opposition kam scharfe Kritik. „Das Rüstungsabenteuer Meads droht zum nächsten Milliardengrab zu werden“, sagte die Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger. SPD-Experte Rainer Arnold sieht es anders: „Man musste diese Entscheidung jetzt treffen, um nach 2025 über ein modernes Abwehrsystem zu verfügen“, sagte er unserer Zeitung. Allerdings müsse man aus Fehlern der Vergangenheit lernen. „Wir brauchen für Meads präzise Eckpunkte für den Zeitrahmen und die Kostenentwicklung, die regelmäßig von internen und externen Experten überprüft werden“, sagte Arnold. Auch müsse Schluss sein „mit der Schönrederei, wenn es Probleme gibt“. (mit dpa)

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