Die Bundeswehr hat eigens ein Frachtschiff von einer dänischen Reederei gechartert, rund 300 Fahrzeuge und Anhänger sowie 130 Container wurden gestern in der Ostsee-Hafenstadt Travemünde an Bord gebracht.
Wo die Patriot-Raketen an Bord gehen, ist geheim
Die Ladung wird besonders gesichert, weil schwere See erwartet wird. Höhepunkt des logistischen Kraftakts ist jedoch das Versteckspiel mit den Patriot-Raketen. Sie sollen später in einem anderen Hafen zugeladen werden. Wo, wird nicht verraten.
So begann gestern der Hilfseinsatz der Bundeswehr für die Türkei. Zum Schutz des Nato-Partners vor Angriffen aus dem Bürgerkriegsland Syrien entsenden die Niederlande, Deutschland und die USA jeweils zwei Raketenabwehrstaffeln mit Patriot-Raketen. Insgesamt werden bis zu 350 deutsche Soldaten rund 100 Kilometer von der Grenze zu
Einsatz ein Solidaritätssignal an die NATO
Parallel flog ein Vorauskommando mit 20 deutschen und rund 30 niederländischen Kräften von Eindhoven in die südtürkische Stadt Adana ab. „Der Einsatz ist ein deutliches Signal für die Solidarität innerhalb der Nato“, sagte der Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr, Generalleutnant Rainer Glatz, bei der Verabschiedung des Vorauskommandos in
„Wir haben die Solidarität der Nato im Kalten Krieg erfahren, und jetzt können wir diese auch der Türkei geben.“ Der niederländische General Leo Beulen betonte, dass es um einen rein defensiven Einsatz gehe. „Wir gehen dorthin, um die türkische Bevölkerung zu schützen und eine Eskalation des Konflikts zu verhindern.“
Anfang Februar soll das Waffensystem einsatzbereit sein
Das Material soll voraussichtlich am 21. Januar im türkischen Hafen Iskenderun eintreffen und von dort auf dem Landweg ins rund 200 Kilometer entfernte Kahramanmaras im Süden der Türkei gebracht werden, wo die Patriots stationiert werden sollen.
Die Großstadt liegt etwa 120 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt. Nach Angaben des Sprechers ist es das Ziel der Bundeswehr, dass das Waffensystem Anfang Februar einsatzbereit ist.
Raketen aus Deutschland, USA und den Niederlanden
Die Patriot-Luftabwehrsysteme der Bundeswehr können Flugzeuge und Raketen bekämpfen und sollen ein mögliches Übergreifen des bewaffneten Konflikts in Syrien auf das Nachbarland Türkei verhindern.
Wegen der angespannten Lage hatte die Türkei ihre Nato-Partner um Hilfe gebeten. Deutschland, die USA und die Niederlande entsenden deshalb je zwei Patriot-Raketenbatterien modernsten Typs.
Für die deutschen „Patriot“-Staffeln ist es nach zahlreichen Übungsmanövern der erste Einsatz. In der kommenden Woche soll auch der größte Teil der deutschen Soldaten in die Türkei aufbrechen.
Kosten für den Patriot-Einsatz rund 25 Millionen Euro
Der Bundestag hatte Mitte Dezember die Entsendung der Waffensysteme mit großer Mehrheit beschlossen. Das Mandat ist zunächst bis Februar 2014 begrenzt. Die Kosten beziffert die Bundesregierung auf etwa 25 Millionen Euro.
Die rein defensive Ausrichtung des Einsatzes war die Voraussetzung für eine deutsche Beteiligung. Die Reichweite der Raketen liegt bei 68 Kilometern. Damit können sie von ihrem künftigen Standort Kahramanmaras im Süden der Türkei das etwa 100 Kilometer entfernte Syrien nicht erreichen.
Bislang gab es aus Syrien noch keinen einzigen Raketen-Angriff auf die Türkei. Durch syrische Granaten wurden allerdings mehrere Menschen getötet. afp, dpa, AZ