Das Verteidigungsministerium hat die Beschaffung von "Eurofighter"-Kampfjets wegen eines Fertigungsfehlers vorerst gestoppt. Bei der Panne gehe es um mangelhafte Bohrungen zwischen dem hinteren Rumpf und dem Leitwerk.
Eurofighter-Panne: Mangelhafte Bohrungen können Schäden verursachen
In einem Schreiben des Ministeriums an die Fachausschüsse des Bundestags, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, heißt es: "In der Folge dieses Mangels kann eine Schädigung der Struktur des Luftfahrzeuges und der Schraubverbindungen in diesem Bereich im Rahmen der Nutzung nicht ausgeschlossen werden." Der laufende Flugbetrieb werde aber nicht beeinträchtigt. Vier "Eurofighter" sind derzeit zur Luftraumüberwachung über dem Baltikum in Einsatz.
Das Herstellerkonsortium aus dem europäischen Luftfahrtkonzern Airbus, der britischen BAE Systems und der italienischen Alenia Aermacchi hat von 143 bestellten "Eurofightern" bisher 110 ausgeliefert, die alle von dem Fehler betroffen sind.
Die restlichen 33 soll die Bundeswehr bis 2018 erhalten. Die Abnahme weiterer Flieger wurde nun ausgesetzt, um den Fehler und mögliche Gewährleistungsansprüche zu prüfen.
Verzögerung: Eurofighter-Produktion über elf Jahre verzögert
Der "Eurofighter" gehört zu den Rüstungsprojekten, die dem Ministerium in den letzten Jahren am meisten Probleme bereitet haben. Die Produktion liegt inzwischen elf Jahre und vier Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück. Der Flieger hat sich nach Ministeriumsangaben um 6,9 Milliarden Euro verteuert. Das entspricht einer Kostensteigerung von 39 Prozent.
Über den neuen Fehler hatte zuerst die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. Schon im vergangenen Jahr gab es Probleme mit Nietenbohrungen am Rumpf, im Jahr davor gab es eine Panne bei den Schleudersitzen. Die Einsatzbereitschaft der "Eurofighter" lag vor einem Jahr bei 39 Prozent. Aktuelle Zahlen gibt es zwar nicht. Aus der Luftwaffe heißt es aber, dass es bis heute keine wesentliche Verbesserung gibt, weil die Anlieferung von Ersatzteilen etwa zwei Jahre dauert.
"Der Eurofighter entwickelt sich zunehmend zum Problembär der Luftwaffe", sagte Grünen-Haushaltsexperte Tobias Lindner. "Im Ergebnis hat die Bundeswehr ein Flugzeug, von dem sie nicht weiß, ob es tatsächlich die Flugstunden leisten können wird, für die es bestellt worden war." Die Bundeswehr sollte von neuen Rüstungsprojekten mit den Herstellern Abstand nehmen, bis Schadensersatzforderung, Liefer- und Leistungspläne geklärt seien, forderte Lindner. dpa