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Bundeswehr: Experten untersuchen Tiger-Absturz in Mali mit zwei toten Soldaten

Bundeswehr

Experten untersuchen Tiger-Absturz in Mali mit zwei toten Soldaten

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    Ein Kampfhubschrauber Tiger über einem Truppenübungsplatz in Niedersachsen.
    Ein Kampfhubschrauber Tiger über einem Truppenübungsplatz in Niedersachsen. Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolfoto)

    Nach dem Tod von zwei Bundeswehr-Soldaten beim Absturz eines Tiger-Kampfhubschraubers im Norden Malis suchen Experten nach der Ursache des Unglücks. Das Team sollte nach Angaben der Bundeswehr noch am Donnerstagabend in der Stadt Gao landen, um unter anderem den Flugschreiber auszuwerten. Politiker von Koalition und Opposition forderten eine rasche und vollständige Aufklärung des Vorfalls.

    Der Kampfhubschrauber war am Mittwoch bei einem Einsatzflug 70 Kilometer nördlich von Gao abgestürzt und sofort ausgebrannt. Die zweiköpfige Besatzung - ein Pilot und ein Schütze - kam ums Leben. Es sind die ersten Todesfälle von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz seit 2015. 

    Der Einsatz in Mali gilt seit längerem als der derzeit gefährlichste der Truppe. Der Norden des westafrikanischen Landes war 2012 vorübergehend in die Hände islamistischer Extremisten und anderer Rebellengruppen gefallen. Gruppierungen wie Al-Kaida terrorisieren den Norden Malis schon lange. An der dortigen UN-Mission Minusma beteiligen sich derzeit 875 Bundeswehr-Soldaten. Die Truppe ist in der ehemaligen Rebellenhochburg Gao stationiert. Bislang waren die deutschen Soldaten dort aber unversehrt geblieben.

    Tiger sei "sofort im Sturzflug zu Boden gegangen"

    Einen Hinweis auf einen Abschuss des Hubschraubers gab es bislang nicht. Der UN-Mission zufolge deuten Erkenntnisse auf technisches Versagen hin. Der Pilot eines zweiten Tigers, der unmittelbar hinter der Unglückshubschrauber flog, berichtete nach Informationen des Spiegel, der Tiger sei "urplötzlich und ohne einen Notruf mit der Nase nach vorne abgekippt und dann sofort im Sturzflug zu Boden gegangen". Nach Angaben des Leiters der weltweiten UN-Friedenseinsätze, Jean-Pierre Lacroix, waren die beiden Hubschrauber im Aufklärungseinsatz in Folge gewalttätiger Zusammenstöße bewaffneter Gruppen.

    Die Stimmung sei sehr bedrückt, sagt Oberst Volker Bauersachs, Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments 36.
    Die Stimmung sei sehr bedrückt, sagt Oberst Volker Bauersachs, Kommandeur des Kampfhubschrauberregiments 36. Foto: Uwe Zucchi, dpa

    Der verteidigungspolitische Sprecher der Unionsfraktion im Deutschen Bundestag, Henning Otte, teilte mit: "Dieser Unglücksfall führt uns erneut den vollen Umfang des Gefahrenpotenzials vor Augen, das mit dem UN-Einsatz in Mali verbunden ist - ein Einsatz, der für die Stabilisierung des Landes von enormer Bedeutung ist." Er diene der Bekämpfung von Terror und Fluchtursachen, sei aber auch für die Sicherheit Deutschlands von hoher Bedeutung. Die Ursache des Absturzes müsse möglichst schnell und lückenlos aufgeklärt werden. 

    Hubschrauber-Absturz: "Das ist tragisch und schrecklich"

    Ähnlich äußerte sich SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold. Die Abgeordneten müssten einen "genauen, exakten Bericht ohne Beschönigungen erhalten, welcher Defekt da tatsächlich vorliegt und welche strukturellen Konsequenzen das möglicherweise hat", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Arnold sprach sich - auch wegen des Absturzes - für eine Sondersitzung des Verteidigungsausschusses im September aus.

    Der Kampfhubschrauber Tiger

    Der Tiger ist ein zweisitziger Kampfhubschrauber vom Hersteller Airbus Helicopters.

    Nach Angaben der Bundeswehr wird die Maschine unter anderem für den Kampf gegen gepanzerte Kampftruppen oder logistische Einrichtungen eingesetzt.

    Die Besatzung besteht aus einem Piloten und dem hinter ihm sitzenden Schützen.

    Der Tiger kann unter anderem mit Panzerabwehrraketen oder schweren Maschinengewehren ausgestattet werden.

    Der etwas mehr als 14 Meter lange Hubschrauber kann der Bundeswehr zufolge 290 Kilometer pro Stunde schnell fliegen (ohne Bewaffnung bis zu 315 km/h).

    Die Einsatzreichweite beträgt laut Bundeswehr bis zu 725 Kilometer.

    In Mali sind vier Tiger-Kampfhubschrauber im Einsatz. Sie waren im Frühjahr im nordhessischen Fritzlar für den Einsatz in Westafrika verladen worden.

    Ging der Tiger aufgrund technischer Mängel zu Boden, könnte das auch Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) in Bedrängnis bringen. Mit dem Hubschrauber gab es zuletzt immer wieder Probleme, er galt lange als pannenanfällig. Bedenken gab es auch wegen der Einsatzbereitschaft der Maschinen in der westafrikanischen Hitze. Der Bundeswehr fehlen zudem Piloten, um das Gerät zu fliegen - und um künftige Piloten auszubilden. Die 18 Piloten, die der Bundeswehr derzeit zur Verfügung stehen, würden der hohen zeitlichen Belastung nicht mehr standhalten, hieß es im Juni in einem internen Bericht des Kommandos Heer, aus dem der Spiegel zitiert hatte. 

    "Der Tod von zwei Soldaten geht nicht auf das Konto von Frau von der Leyen", sagte der Linken-Verteidigungsexperte Alexander Neu der Deutschen Presse-Agentur. Wenn man Soldaten in den Auslandseinsatz schicke, müsse man davon ausgehen, dass es zu Opfern komme. Die Linken lehnten alle Auslandseinsätze ab und stellten den Mali-Einsatz generell in Frage "aufgrund vielfältiger Gründe, dazu gehört auch die Gefährdung des Lebens von Soldaten". Die Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger erklärte: "Das ist tragisch und schrecklich und meine Gedanken und mein Mitgefühl sind bei den Angehörigen, den Freunden und Kameraden."

    In Mali ist ein Hubschrauber der Bundeswehr abgestürzt.
    In Mali ist ein Hubschrauber der Bundeswehr abgestürzt. Foto: Marc Tessensohn (dpa/Symbolbild)

    Der Einsatz der insgesamt vier Tiger-Hubschrauber in Mali war für ein Jahr vorgesehen. Ihr Routine-Flugbetrieb wurde nach dem Absturz bis auf Weiteres ausgesetzt. Nur wenn Leib und Leben einen Einsatz unbedingt erfordern, sollen sie noch abheben. 

    Auch im hessischen Fritzlar, wo die Kampfhubschrauber eigentlich stationiert sind, sollen Tiger vorerst am Boden bleiben. Die Stimmung sei sehr bedrückt, sagte Oberst Volker Bauersachs, Kommandeur des dortigen Kampfhubschrauberregiments 36. "Das ist eine schwere Stunde für unser Regiment." Zu den Ursachen des Absturzes machte er keine Angaben. dpa

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