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Bundestagswahl 2021: Wahlkampf im Osten: Armin Laschet ist zum Aufschwung verdonnert

Bundestagswahl 2021

Wahlkampf im Osten: Armin Laschet ist zum Aufschwung verdonnert

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    Elon Musk (r), Tesla-Chef und Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sprechen zu Journalisten vor dem späteren Haupteingang zur Tesla «Gigafactory».
    Elon Musk (r), Tesla-Chef und Armin Laschet, CDU-Bundesvorsitzender und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sprechen zu Journalisten vor dem späteren Haupteingang zur Tesla «Gigafactory». Foto: Patrick Pleul, dpa

    Wer durchs beschauliche Brandenburg fährt und sich Grünheide nähert, prallt förmlich auf das neue Tesla-Werk. Südöstlich von Berlin lässt Konzernchef Elon Musk riesige Produktionshallen bauen, die so gar nicht zum Rest der Oder-Spree-Region passen und wie ein Mega-Raumschiff auf einem einsamen Planeten wirken. Der E-Auto-Hersteller Tesla macht den Menschen hier Hoffnung auf Arbeitsplätze und bessere Zeiten. Das Werk ist nur vorläufig genehmigt, Musk muss noch Widerstände überwinden. Die Fabrik symbolisiert ziemlich gut die Lage, in der sich Unions-Spitzenkandidat Armin Laschet gerade befindet. Der CDU-Politiker hat durchaus Hoffnung, als Nachfolger von Angela Merkel ins Kanzleramt einzuziehen. Dafür jedoch sind Hürden zu nehmen. Laschet trifft an diesem Freitag in Grünheide auf Musk, es soll der Beginn einer Trendwende im Wahlkampf des Aacheners sein.

    Der Unions-Spitzenkandidat hat den Auftakt seiner Wahlkampftour in den Osten gelegt. Am Vorabend ist er in Frankfurt/Oder. Einige CDU-Mitglieder und Journalisten sind da, außerdem ziemlich viel Sicherheitspersonal. Bloß Einheimische nicht. Die schauen zwar von ihrem Eis hoch, als Laschet nach dem Besuch der Grenzbrücke zu Polen durch die Straßen spaziert. Die eine oder der andere macht ein Handyfoto. Doch die Massen kann Laschet nicht mobilisieren. Man fragt sich, ob das nun Mut ist oder nur Mut der Verzweiflung.

    Die Botschaft von Armin Laschet: Er ist der beste Kanzler für den Osten

    Laschet kommt mit einer Botschaft. Er sei, sagt er, der beste Kanzler für den Osten, weil er den Strukturwandel könne. Seine Gegnerin Annalena Baerbock von den Grünen und SPD-Spitzenkandidat Olaf Scholz können ihn nicht, macht der Aachener deutlich. Eine Journalistin sagt, er trete ja kein leichtes Erbe an. Merkel sei, aus dem Osten kommend, als Teil der ostdeutschen Bewegung akzeptiert worden. Wie er im Osten punkten wolle? „Ich kann fast prophezeien, wenn ich Bundeskanzler werde, werde ich mich wahrscheinlich um nichts so viel bemühen wie um den Osten“, antwortet Laschet. „Daran zu arbeiten, Bundesbehörden hierher zu bringen, es attraktiv zu machen, sich auch im Osten anzusiedeln, das ist eine Aufgabe, die vielleicht ein westdeutscher Kanzler ganz anders macht als ein ostdeutscher“, sagt der Kandidat.

    Armin Laschet (CDU), Kanzlerkandidat der Union, bei einem Wahlkampftermin in Frankfurt.
    Armin Laschet (CDU), Kanzlerkandidat der Union, bei einem Wahlkampftermin in Frankfurt. Foto: Armando Babani, AFP-Pool/dpa

    Arbeitsplätze, Geld, eine Zukunft - darum geht es am Tag danach auch in Grünheide. „Wir haben den Besuch bei Tesla lange vorbereitet“, macht Laschet deutlich, wie wichtig ihm dieser Termin ist. Dass er es tatsächlich geschafft hat, den umtriebigen Tesla-Chef Musk zu seinem Wahlkampfauftritt zu lotsen - per SMS, wie Laschet verrät -, ist ein Coup. Der Glanz soll möglichst hell auf ihn abstrahlen. Musk genießt Kult-Status, seine Fans weltweit verfolgen jeden seiner Sätze. Als Musk andeutet, man wolle im Oktober mit der Produktion beginnen, steigt sofort der Aktienkurs.

    Daniel Günther kritisiert Armin Laschets Wahlkampf

    Wenn Laschet auftritt, steigt zurzeit vor allem der Puls seiner Parteifreunde. Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Daniel Günther hat gerade den CSU-Vorsitzenden Markus Söder gegeben und Laschets Performance kritisiert. Zum Wahlkampf sagte der CDU-Politiker dem Handelsblatt: „Das überzeugt niemanden.“ Die Wahlberechtigten sind offenbar der gleichen Ansicht.

    Im direkten Duell der Kanzlerkandidaten hat Olaf Scholz laut ZDF-Politbarometer die Nase vorn. 59 Prozent der Befragten trauen ihm das Amt zu, ein starkes Plus von fünf Prozentpunkten. Laschet hingegen bricht um sieben Punkte ein. Ihm sprechen nur 28 Prozent das Kanzler-Gen zu. Baerbock liegt bei 23 Prozent Zustimmung. Gleichzeitig schmilzt die Zustimmung für die Union. In der Sonntagsfrage kommt die CDU/CSU auf 26 Prozent (minus zwei). Die SPD hingegen erreicht mit 19 Prozent (plus drei) ihren besten Wert seit fast drei Jahren. Sie liegt gleichauf mit den Grünen, die zwei Punkte verlieren. Wie er das Ruder herumreißen will, wird Laschet gefragt. Gute Politik, gute Argumente, viel unterwegs sein, antwortet der Kandidat, und „vor allem die Unterschiede zwischen den Parteien klarmachen".

    Tesla-Chef Elon Musk findet alles lustig

    Während Musk auf dem Tesla-Gelände in der Hitze Brandenburgs einen Schal trägt, steht Laschet mit Anzug und weißem Hemd neben ihm und trägt seine Idee vom „Modernisierungsjahrzehnt“ vor. Deutschland muss schneller werden, muss Vorschriften ändern und solche Unternehmer wie Musk zum Zuge kommen lassen, findet der Kandidat. Für das Tesla-Werk gibt es überwiegend nur vorläufige Genehmigungen, es laufen Klagen. Nicht ausgeschlossen, dass Tesla die riesigen Hallen abbauen und den Urzustand wieder herstellen muss. Laschet lobt Musk für seinen Wagemut.

    Gute Stimmung bei Tesla-Chef Elon Musk (l) und CDU-Chef Armin Laschet. Der Tech-Milliardär besuchte zusammen mit dem Unions-Kanzlerkandidaten die Baustelle des US-Elektroautobauers nahe Berlin.
    Gute Stimmung bei Tesla-Chef Elon Musk (l) und CDU-Chef Armin Laschet. Der Tech-Milliardär besuchte zusammen mit dem Unions-Kanzlerkandidaten die Baustelle des US-Elektroautobauers nahe Berlin. Foto: Patrick Pleul, Pool/dpa

    Der US-Unternehmer steht daneben und lacht viel. Lachend redet er auch den Wasserbedarf seines Werks herunter, der vielen Menschen im ständig weiter austrocknenden Brandenburg große Sorgen macht. „Man muss die Vorschriften jedes Jahr auf den Prüfstand stellen, sonst gibt es keinen Fortschritt“, sagt Musk. Auf die Frage, was er von Laschet halte, antwortet er typisch amerikanisch: "Er scheint ein großartiger Kerl zu sein." Die Frage, ob der Politiker der nächste Bundeskanzler werde, müsse aber das deutsche Volk bei den Wahlen entscheiden.

    Nur wenige Journalisten kommen dazu, eine Frage zu stellen. Das Ganze wird ziemlich abrupt abgewürgt und endet merkwürdig. „Habt Kinder und freut Euch auf die Zukunft!“, ruft Musk aus - und stapft mit Laschet durch den märkischen Sand davon.

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