Der CDU-Wirtschaftsexperte Friedrich Merz hat die lange Übergangsphase beim Ende der Ära von Bundeskanzlerin Angela Merkel für die schwierige Lage der Union im Bundestagswahlkampf verantwortlich gemacht. Die lange Zeit von Merkels Rückzugsankündigung als Parteichefin bis zur Bundestagswahl habe der CDU nicht gut getan, sagte Merz unserer Redaktion.
Friedrich Merz sieht vergangene Jahre seit Angela Merkels Verzicht auf Parteivorsitz kritisch
„Seit Frau Merkel im Oktober 2018 angekündigt hat, nicht mehr für den Parteivorsitz zu kandidieren, sind immerhin fast drei Jahre vergangen, also drei Viertel der laufenden Wahlperiode“, erklärte der CDU-Politiker. „Diese Zeit ist inhaltlich wie konzeptionell nicht gut genug gelaufen für die CDU“, betonte er.
„Das hat Kraft gekostet“, fügte er hinzu. „Gleichwohl sind wir handlungs- und kampagnenfähig“, betonte er. Merkel habe die CDU zwar geprägt, sagte Merz. „Aber ich würde sagen, dass der CDU das lange Interregnum nach ihr nicht gut getan hat“, fügte er hinzu.
Friedrich Merz findet, dass Übergangsphase der Ära Merkel Union geschadet hat
Dazu trägt Merz zufolge auch bei, dass Merkel nach ihrem Rücktritt als Parteichefin die volle Legislaturperiode als Bundeskanzlerin im Amt geblieben sei. „Die Union hat auf den Amtsbonus eines Nachfolgers von Angela Merkel verzichtet und deswegen gehen wir jetzt in dieser historisch einmaligen Formation in die Bundestagswahl“, sagte er.
„Das hat Vor- und Nachteile, aber die Frage ist entschieden“, fügte er hinzu. „Wir hatten bisher nur Wahlen, bei denen ein amtierender Kanzler wieder kandidiert hat. Da konnten sich die Wähler am Amtsinhaber abarbeiten und eine Entscheidung treffen. Diesmal ist die Lage anders“, fügte er hinzu.
Merz gibt zu, dass CDU und CSU aktuell nicht in bester Verfassung sind
Merz räumte Probleme der Union angesichts der aktuellen Stimmungslage ein. „Wir sind ja beide im Moment nicht in der besten Verfassung, CDU wie CSU nicht“, sagte Merz. „Ob die CSU jetzt aufs Bundesergebnis hochgerechnet unter oder über fünf Prozent liegt, ist dabei relativ unerheblich“, fügte er hinzu. „Entscheidend ist, dass die CSU in Bayern mit einem überproportional guten Ergebnis zum Erfolg der Union in ganz Deutschland beiträgt.“ (AZ)