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Bundestagswahl 2021: Krimi ums Kanzleramt: So war der Wahlabend

Bundestagswahl 2021

Krimi ums Kanzleramt: So war der Wahlabend

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    Die Parteien von Armin Laschet (links) und Olaf Scholz liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen.
    Die Parteien von Armin Laschet (links) und Olaf Scholz liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

    Die Bundestagswahl hat einen großen Sieger und einen großen Verlierer – wer von den beiden nächster Bundeskanzler wird, stand am Sonntagabend trotzdem nicht fest. Klar ist immerhin, dass Armin Laschet der Union das schlechteste Ergebnis aller Zeiten eingebrockt und Olaf Scholz das jahrelange Siechtum der SPD beendet hat. Nach den ersten Hochrechnungen am Abend lagen die beiden Favoriten auf die Nachfolge von Angela Merkel allerdings sehr nah beieinander. Es bahnte sich ein Krimi ums Kanzleramt an, der womöglich noch Wochen dauern wird.

    Olaf Scholz ließ keinen Zweifel daran, dass er nach seiner denkwürdigen Aufholjagd nun auch nach dem Kanzleramt greifen wird. Die Wählerinnen und Wähler hätten klargemacht, dass sie einen Wechsel wollen, sagte er vor seinen Parteifreunden, die ihr Glück kaum fassen konnten. Schließlich hatte die SPD zwischendurch sogar daran gezweifelt, ob es sich überhaupt lohnt, einen eigenen Kanzlerkandidaten aufzustellen. Nun lag sie nach ersten Hochrechnungen auf dem ersten Platz – wenn auch nur mit hauchdünnem Vorsprung.

    Regiert Olaf Scholz in einer Ampel-Koalition?

    Fest steht: Scholz könnte gemeinsam mit Grünen und FDP in einer Ampel-Koalition regieren. Doch auch sein Kontrahent Laschet wird nicht kampflos aufgeben. Der CDU-Chef trat schon früh vor seine Parteifreunde – und setzte auf das Prinzip Hoffnung. „Eine Stimme für die Union ist eine Stimme gegen eine linksgeführte Bundesregierung“, sagte der Kanzlerkandidat und meinte damit: Er wird alles versuchen, trotz des schlechtesten Ergebnisses der Union aller Zeiten eine Mehrheit im Bundestag zu bekommen. Gemeinsam mit Grünen und

    Mit Spitzenkandidatin Annalena Baerbock legten die Grünen so stark zu wie keine andere Partei. Sie holten sogar ihr historisch bestes Ergebnis. Doch die zwischenzeitlichen Träume von einer grünen Kanzlerin haben sich in Luft aufgelöst. Immerhin kam die Ökopartei aber klar als drittstärkste Kraft ins Ziel.

    Die CSU erlebte in Bayern ein Desaster

    Das knappe Ergebnis gab allen Parteien eine Menge Raum, um zu taktieren. Für übertriebene Emotionen war es am Abend ohnehin zu früh. Um ihre ersten Prognosen zu erstellen, fragten die Meinungsforscher Menschen, die aus den Wahllokalen kommen, wem sie ihre Stimme gegeben haben. Bedeutet: Die Millionen Briefwähler, die zum Teil bereits vor einigen Wochen ihre Kreuze gemacht hatten, waren in diesen Prognosen noch gar nicht berücksichtigt. Weil dieses Mal so viele Wählerinnen und Wähler wie noch nie per Post abgestimmt haben, waren die ersten Zahlen am frühen Abend mit noch mehr Vorsicht zu genießen als sonst.

    Dass Laschet sich selbst gewählt hat, stand immerhin zu diesem Zeitpunkt schon fest. Auf den Fotos, die ihn beim Einwerfen seines Wahlzettels zeigen, waren die beiden Kreuze bei der CDU eindeutig zu erkennen. Laschet hatte das Formular falsch gefaltet, was den Bundeswahlleiter immerhin dazu veranlasste, klarzustellen, dass er darin keine unlautere Wählerbeeinflussung erkennen kann. Denn es war natürlich keine Überraschung, dass der Unionskandidat noch an sich selbst glaubte. Die Frage war: Wie viele Deutsche wollten, dass die CDU auch nach dem Ende der Ära Merkel den Kanzler stellt. Die Antwort: gerade einmal ein Viertel der Wählerinnen und Wähler. Auch die CSU erlebte in Bayern ein Desaster. Erste Hochrechnungen ergaben ihr schlechtestes Ergebnis in der Geschichte der Bundesrepublik. Ob Parteichef Markus Söder die Schmach erspart blieb, an der Fünf-Prozent-Hürde hängen zu bleiben, war zunächst offen. Den Sprung in den Bundestag hat die bayerische Unionsschwester aufgrund der vielen gewonnenen Direktmandate aber so oder so geschafft. Söder spielte am Wahlabend auf Zeit. Das Ergebnis bezeichnete er als Absage an ein „rein linkes Bündnis“. Das war zwar angesichts der starken Zugewinne von SPD und Grünen nicht von den Zahlen gedeckt, aber damit war zumindest die Strategie der Union in dieser spannenden Wahlnacht klar: Solange nicht alles verloren ist, setzen CDU und

    Union und FDP hatten im Endspurt des Wahlkampfes immer wieder vor einem drohenden „Linksrutsch“ gewarnt. SPD und Grünen hat das offenbar nicht geschadet, der Linkspartei dafür umso mehr: Sie erlebte ein Desaster. Laut den Hochrechnungen war nicht sicher, ob sie die Fünf-Prozent-Hürde überspringt. Die AfD gehört ebenfalls zu den Verlierern des Tages, blieb aber wohl zweistellig.

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