Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Bundestagswahl 2021: Das Stühlerücken im politischen Berlin hat schon begonnen

Bundestagswahl 2021

Das Stühlerücken im politischen Berlin hat schon begonnen

    • |
    Es darf kräftig spekuliert werden: Wer wird künftig am Kabinettstisch Platz nehmen? 
    Es darf kräftig spekuliert werden: Wer wird künftig am Kabinettstisch Platz nehmen?  Foto: Ralf Lienert

    Mit der Bundestagswahl gehen nicht nur lange politische Karrieren wie die von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Innenminister Horst Seehofer, Justizministerin Christine Lambrecht oder dem liberalen Urgestein Hermann Otto Solms zu Ende, die sich alle vier aus der Politik zurückziehen werden. Für viele Abgeordnete aus der zweiten oder dritten Reihe ist die Wahl auch eine Chance – auf ein neues, herausgehobenes Amt in der Bundestagsfraktion, einen Posten als Staatssekretärin oder Staatssekretär oder gar ein Ministerium. Wer auch immer Deutschland in den kommenden vier Jahren regiert und wie auch immer die Ressorts in der nächsten Bundesregierung zugeschnitten sein werden: In allen Parteien mit Ausnahme der AfD und der Linken wird bereits kräftig über mögliche Kabinettsposten spekuliert. Ein Überblick:

    Friedrich Merz hat beste Chancen auf einen Ministerposten

    CDU: Sollte Armin Laschet Kanzler werden, säße vermutlich auch Friedrich Merz im Kabinett – womöglich als Superminister für Wirtschaft und Arbeit. Auch die Chancen von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer stehen in diesem Falle gut. An Rückhalt in der Partei verloren hat dagegen Agrarministerin Julia Klöckner. Neu im Kandidatenrennen sind die stellvertretende Parteivorsitzende Silvia Breher aus Niedersachsen, die als Familienministerin gehandelt wird, und Laschets Staatssekretärin für Integration in Düsseldorf, Serap Güler. Als Frau mit Zukunft in der Partei gilt auch die Saarländerin Nadine Schön: eine Digitalexpertin, die auch schon als Generalsekretärin im Gespräch war. Aus Baden-Württemberg streben die stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Thorsten Frei und Andreas Jung nach höheren Aufgaben, Innenpolitiker der eine, Umweltpolitiker der andere.

    Wird Friedrich Merz (CDU) Superminister für Wirtschaft und Arbeit?
    Wird Friedrich Merz (CDU) Superminister für Wirtschaft und Arbeit? Foto: Michael Kappeler, dpa

    Andreas Scheuer: Der Wackelkandidat in der Union

    CSU: Hier dürfte der personelle Umbruch am stärksten ausfallen. Horst Seehofer und Gerd Müller verabschieden sich aus der Politik, Verkehrsminister Andreas Scheuer hat sich nicht unbedingt für eine weitere Amtszeit empfohlen. Als ministrabel gelten unter anderem die Unterfränkin Dorothee Bär, bisher Staatsministerin für Digitales und zuvor Staatssekretärin im Verkehrsressort, Seehofers Staatssekretär Stephan Mayer und der Geschäftsführer der Landesgruppe, Stefan Müller. Gelegentlich fällt auch der Name von Andrea Lindholz, der Vorsitzenden des Innenausschusses. Alexander Dobrindt hat als Landesgruppenchef größeren Einfluss als im Kabinett – es sei denn, er bekäme ein mächtiges Ressort wie das Finanzministerium. Aus Bayerisch-Schwaben könnten der Verkehrsexperte Ulrich Lange aus Nördlingen oder der Allgäuer Sozialexperte Stephan Stracke Staatssekretär werden.

    Anton Hofreiter als Verkehrsminister?

    Grüne: Annalena Baerbock und Robert Habeck sind im Falle einer Regierungsbeteiligung gesetzt. Vom Außenministerium über das Finanzministerium bis hin zu einem möglichen Superministerium für Umwelt, Klima und Energie kursieren hier schon die verschiedensten Varianten. Fraktionschef Anton Hofreiter könnte Verkehrs- oder Verbraucherminister werden, seine Kollegin Katrin Göring-Eckardt schielt dagegen auf das Amt der Bundespräsidentin. Alternativ dazu könnte sie auch das Arbeits- und Sozialministerium übernehmen. Ambitionen auf ein Ministeramt hat auch der frühere Parteichef Cem Özdemir, dessen Stern bei den Grünen allerdings etwas gesunken ist. Die verschiedensten Namen kursieren auch für den Fall, dass das Entwicklungsministerium an die Grünen fiele, darunter der von Parteimanager Michael Kellner und der von Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth.

    Karl Lauterbach will Gesundheitsminister werden

    SPD: Olaf Scholz als Kanzler? Eher unwahrscheinlich. Sollten die Genossen es aber trotz anhaltend flauer Umfragewerte noch einmal in eine Koalition schaffen, dürften Scholz, Heiko Maas und Hubertus Heil wieder dabei sein, wobei Heil dem Vernehmen nach auch mit dem Fraktionsvorsitz liebäugelt. Parteichef Norbert Walter-Borjans strebt nach eigenen Worten kein Ministeramt an, bei seiner Mitvorsitzenden Saskia Esken könnte das anders aussehen. Ihre Ansprüche angemeldet haben bereits der Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach, der ja nichts lieber wäre als Gesundheitsminister, und der scheidende Berliner Bürgermeister Michael Müller, der im September für den Bundestag kandidiert und gerne Bauminister werden würde. Als Geheimtipp im Flurfunk der SPD gilt die Verteidigungsexpertin Siemtje Möller, die Sprecherin des konservativen Seeheimer Kreises in der SPD.

    Karl Lauterbach (SPD) könnte Gesundheitsminister werden.
    Karl Lauterbach (SPD) könnte Gesundheitsminister werden. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Bettina Stark-Watzinger: FDP-Frau mit Chancen

    FDP: Parteichef Christian Lindner wäre gerne Finanzminister – das ist kein Geheimnis mehr. Dahinter allerdings würde es im Falle einer Regierungsbeteiligung schon komplizierter. Als Wirtschaftsminister ist immer mal wieder der Vorsitzende der Südwest-FDP im Gespräch, Michael Theurer, dem allerdings ein eher schwieriges Verhältnis zu Lindner nachgesagt wird. Neuer Fraktionschef im Bundestag könnte der Niedersachse Christian Dürr werden. Als ministertauglich gelten auch der Lindner-Vertraute Johannes Vogel aus Nordrhein-Westfalen, ein Sozialpolitiker, und Generalsekretär Volker Wissing, der in Rheinland-Pfalz schon Wirtschaftsminister war. Von den FDP-Frauen dürfte die Hessin Bettina Stark-Watzinger die besten Aussichten haben – allerdings ist auch ihr angestammtes Terrain die Finanzpolitik. Parteivize Wolfgang Kubicki will Anwalt bleiben und nicht ins Kabinett.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden